Menu
A+ A A-

Zukunft Wasserkraft

Wasserkraft ist längst nicht mehr mit der Strapazierung von Lebensräumen gleichzusetzen. Hier eine Fischwanderhilfe beim Verbund-Kraftwerk Melk.Die Statements der heimischen Elektrizitätswirtschaft zum Thema Wasserkraft und erneuerbare Energien. Die Übersicht zu aktuellen und geplanten Projekten – Ausbaupläne, Investitionen und Schwerpunkte. In diesem Text finden Sie Informationen und Statements von BEWAG, EVN, Salzburg AG, Energie AG und illwerke vkw.

>> BEWAG <<
»Wir sind auf dem richtigen Weg und dem Bau neuer Windräder einen wichtigen Schritt näher gekommen. Der Raumplanungsbeirat hat in seiner Sitzung am 6. April Flächenumwidmungen in vier Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See empfohlen: Konkret wurden für Halbturn Umwidmungen zum Bau von 62 Windkraftanlagen empfohlen. In Andau können 45, in Mönchhof 42 und in Nickelsdorf 21 Windräder entstehen. Die Errichtung dieser Windräder wird vermutlich in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden. Je nachdem, welche Projekte wir realisieren können, geht es für uns beim anstehenden Windkraftausbau um Investitionen in der Höhe von 500 Mio. Euro aufwärts. Nach dem Ausbau werden wir künftig an vielen Tagen das Fünf- oder Mehrfache des heimischen Strombedarfs im Burgenland transportieren. Das erfordert natürlich einen massiven Ausbau unseres Netzes.

Vorsitzender Hans Lukits sieht die BEWAG in Sachen eneuerbare Energien auf dem richtigen Weg.Seit über zwei Jahren arbeitet die BEWAG mit ihrer Tochter BEWAG Netz GmbH gemeinsam mit der TU Wien und der Verbund/APG an einem Netzkonzept. In Zurndorf soll ein großes 380-kV-Umspannwerk entstehen, um einen Großteil des Stromes über das österreichische Höchstspannungsnetz transportieren zu können. Gleichzeitig werden auch im Raum Andau ein neues 110-kV-Umspannwerk errichtet sowie bestehende Anlagen in Pama und Parndorf erweitert. Im Zuge dieses Ausbauprogramms ist auch die Verlegung von knapp 70 km 110-kV-Erdkabel erforderlich. Der Neu- und Umbau von Umspannwerken samt Kabelverbindungen erfordern mehr als 50 Mio. Euro. Parallel dazu arbeiten wir an der Finanzierung ebenso wie an der Beschaffung von Windkraftanlagen: Schon vor einem Jahr sind Rahmenverträge mit Turbinenlieferanten ausgehandelt worden.

Die geplante Verdoppelung der installierten Leistung trägt wesentlich dazu bei, dass im Burgenland in Zukunft der gesamte Strombedarf aus im Land produzierten erneuerbaren Quellen gedeckt werden kann. Diese Maßnahmen stellen auch einen enormen Beitrag zum Klimaschutz dar. Durch die Windkraftnutzung werden schon derzeit 550.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart, was mehr als 51 Millionen Litern Heizöl entspricht. Insgesamt kann es zu Gesamtinvestitionen von bis zu einer Milliarde Euro kommen, berücksichtigt man Baukosten, Kosten für Wartung, Betrieb und Instandhaltung über 20 Jahre hinweg und die Entschädigungen für Gemeinden und  Grundstücksbesitzer.«
Hans Lukits, Vorsitzender der BEWAG

- Hintergrundinformation: Der Energiemix der BEWAG fällt derzeit absolut neutral hinsichtlich CO2-Emissionen aus. Strom wird zu 100 % aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen. Im September 2009 hatte die Wasserkraft 94,81 % Anteil im Burgenland, Windenergie 3,80 %, Biomasse fest 1,35 % und Photovoltaik 0,04 % Anteil.



EVN-Boss Burkhard Hofer will die Kapazitäten aus erneuerbarer Energie in Österreich und Südosteuropa ausbauen.>> EVN <<
»Die EVN wird in den nächsten Jahren ihre Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien in Österreich und Südosteuropa deutlich ausbauen. Bei geeigneten Rahmenbedingungen ist innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre etwa eine Verdoppelung der Windkrafterzeugung in NÖ (derzeit 120 Megawatt in sieben EVN Windparks) möglich. Auch im Bereich der Kleinwasserkraftwerke sehen wir noch ein erhebliches Potenzial an den niederösterreichischen Flüssen. Wir setzen hier auf Revitalisierung bestehender Anlagen, Errichtung von Kraftwerken an historischen Wassernutzungsplätzen und umweltgerechten Neubau an geeigneten Flussabschnitten.

Auch die Sonne spielt in der Strategie der EVN eine wichtige Rolle. Wir sehen die Dächer unserer Kunden als die Kraftwerksstandorte der Zukunft, bieten hier maßgeschneiderte Lösungen an und beraten intensiv. Unsere großen Kraftwerksprojekte haben wir aber in Südosteuropa, wo die EVN in Bulgarien und Mazedonien über 2,5 Mio. Haushalte mit elektrischer Energie versorgt. In Albanien planen wir die Errichtung von drei Speicherkraftwerken am Devoll mit einer Leistung von etwa 320 Megawatt und errichten gemeinsam mit der Verbundgesellschaft ein Laufkraftwerk am albanischen Ashta. Auch in Bulgarien gibt es interessante Wasserkraftprojekte.«
Burkhard Hofer, Vorsitzender der EVN

- Hintergrundinformation: Die EVN realisierte in den vergangenen drei Jahren rund um den Kraftwerksstandort Dürnrohr mehrere Vorhaben, die zum Klimaschutz beitragen sowie eine Alternative zum Kohleeinsatz darstellen. In Summe wurden über 200 Mio. Euro investiert. In einer neuen Biomasse-Pyrolyse-Versuchsanlage wird ein neues Verfahren zur Erzeugung von Pyrolysegas aus Biomasse getestet. Verschiedene Getreide- und Maisstrohqualitäten, Elefantengras und andere biogene Grundstoffe werden als Brennstoff eingesetzt. In Zukunft soll Biorohgas als Ersatzbrennstoff für das Kohlekraftwerk Dürnrohr geliefert werden.

Nach der Erweiterung der Müllverbrennungsanlage in Zwentendorf/Dürnrohr um die Linie 3 werden künftig insgesamt rund 500.000 Tonnen Müll pro Jahr verwertet und die thermische Leistung von derzeit 120 MW auf 210 MW ausgebaut. Durch die gewonnene Energie können im benachbarten Wärmekraftwerk Dürnrohr in Zukunft 100.000 Tonnen Kohle und 10 Millionen m3 Gas pro Jahr eingespart werden. Die »kalte Inbetriebsetzung« der Anlage hat begonnen. Die neue Linie wurde parallel zu den beiden vorhandenen errichtet und besteht ebenfalls aus einem Verbrennungsrost und einem Kessel sowie einer dreistufigen Rauchgasreinigungsanlage. Die Anlieferung des Restmülls erfolgt weiterhin zu 90 % mit der Bahn, ebenso werden 80 bis 90% der Reststoffe auf diesem Weg abtransportiert.

EVN und Verbundgesellschaft haben die Leittechnik des Kraftwerks Dürnrohr erneuert. Dadurch konnte der Wirkungsgrad weiter optimiert werden, und es werden in Summe rund 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Damit zählt das Kraftwerk Dürnrohr zu den umweltfreundlichsten Kohlekraftwerken in Europa. Eingesetzt wird Steinkohle mit einem vergleichsweise geringen Schwefelgehalt (0,6 – 0,8 %). Am 1. Oktober 2009 wurde die 31 km lange Fernwärme-Transportleitung, die von Dürnrohr über den Perschlingkanal und das Traisental bis nach St. Pölten führt, in Betrieb genommen. Ab der Heizperiode 2009/10 werden künftig zwei Drittel des Fernwärmebedarfs der Landeshauptstadt über diese Leitung bereitgestellt, wobei die Wärme aus drei Quellen stammt: Abwärme aus dem Kraftwerk Dürnrohr, Prozesswärme aus der thermischen Abfallverwertungsanlage und  künftig auch aus einer strohbetriebenen Biomasse-Pyrolyseanlage am Areal Dürnrohr. Dank speziell isolierter Leitungen kommt es nur zu minimalen Wärmeverlusten: Die Wärme wird mit rund 140 °C in die Leitung abgegeben und kommt mit knapp 138 °C in St. Pölten an. Durch das Projekt können rund 21 Mio. m3 Erdgas pro Jahr und damit mehr als 40.000 Tonnen an CO2-Emissionen in St. Pölten eingespart werden.



>>
Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner bekennt sich zum Wasserkraftausbau.Energie AG <<
»Österreich braucht eine starke und unabhängige Eigenversorgung mit Energie. Wasserkraftwerke produzieren sauberen und umweltfreundlichen Strom über Jahrhunderte und für Generationen. Deshalb bekennen wir uns zum Wasserkraftausbau mit Augenmaß und im Einklang mit Umwelt und Natur. Es muss Österreichs vorrangiges Ziel sein, alle sinnvollen Potenziale auszunutzen. In Zukunft wird die Wasserkraft aber noch viel wichtiger, denn Wasserkraft ist gelebter Klimaschutz.

Die Energie AG setzt ihr jahrzehntelanges Engagement im Bereich der Wasserkraft fort und hat aktuell vier Projekte in Vorbereitung. Mit diesen neuen Kraftwerken kann in Summe saubere, erneuerbare Energie für rund 20.000 Haushalte erzeugt werden.«
Leo Windtner, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich

- Hintergrundinformation: Der Anteil der Wasserkraft (inkl. Bezugsrechte) an der Gesamterzeugung der Energie AG Oberösterreich betrug im Geschäftsjahr 2008/09 2.504 GWh – das entspricht rund 59,4 %. Die Energie AG bekennt sich zum umweltverträglichen Ausbau der Wasserkraft. Neben der Erschließung der vorhandenen Kapazitäten im Bereich der Laufwasserkraft werden derzeit aber vor allem Möglichkeiten zur Errichtung von und  Beteiligung an Pumpspeicherkraftwerken geprüft. Zu folgenden geplanten Wasserkraftwerks-Projekten gibt es bereits konkrete Aussagen zum jeweiligen Status: Am Standort Stadl-Paura (19 GWh) ist die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) abgeschlossen. Der Standort Bad Goisern (14 GWh) steht vor der UVP. Zum Projekt Großarl Oflek (10 GWh) läuft derzeit ein Einspruchsverfahren. Und Kleinarl (10 GWh) befindet sich noch in der Projektentwicklung.



Für Illwerke-Vorsitzenden Ludwig Summer ist »Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort«. >> illwerke vkw <<
»In den Kraftwerken von illwerke vkw wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. Der Großteil davon ist Strom aus Wasserkraft, ein geringer Anteil (ca. 50.000 kWh) stammt auch aus Sonnenenergie. illwerke vkw erhebt derzeit, in welchen Bereichen Kapazitätserhöhungen möglich sind und an welchen Standorten zusätzlich Energie gewonnen werden kann. Alle potenziellen Neuprojekte werden einem ›Nachhaltigkeitscheck‹, also einer ökonomischen, ökologischen, sozialen und technischen Bewertung unterzogen.

Wir schätzen das Ausbaupotenzial der Wasserkraft in Vorarlberg auf ein Volumen von rund 500 Gigawattstunden. Zwei Kraftwerksprojekte werden in Vorarlberg aktuell konkret verfolgt: Die Turbinenleistung des geplanten Pumpspeicherkraftwerks Obervermuntwerk II soll bei rund 300 Megawatt liegen. Ein kleineres Projekt ist das Pumpwerk Rells mit einer avisierten Turbinenleistung von maximal 15 Megawatt. Nachhaltigkeit ist beim Vorarlberger Energieversorger nicht nur ein Schlagwort, sondern kommt als fest verankerter Grundsatz täglich zur Anwendung. Als erstes Vorarl­berger Unternehmen veröffentlichte illwerke vkw 2009 daher auch einen Nachhaltigkeitsbericht, der auf Anhieb mit dem Austrian Sustainability Reporting Award ausgezeichnet wurde. illwerke vkw ist ISO 14001 zertifiziert und definierte 2009 eine konzernweite Umweltzielsetzung. Die darin enthaltenen Maßnahmen erstrecken sich vom Bereich der Effizienzsteigerung von Kraftwerken und Anlagen über die thermische Sanierung von Gebäuden bis hin zu einfach umsetzbaren Aktionen wie der Minderung des Papierverbrauchs.«
Ludwig Summer, Vorstandsvorsitzender von illwerke vkw

- Hintergrundinformation: Bei den Illwerken wurden im Jahr 2008 2.055 GWh mit Wasserkraft erzeugt. Das ergibt einen Anteil an der gesamten Energieerzeugung von nahezu 100 % (etwas Photovoltaik kann hier noch einberechnet werden). Geplante Wasserkraftprojekte sind Obervermuntwerk II  mit 300 MW Turbinenleistung und Pumpwerk Rells mit 15 MW Turbinenleistung.



Arno Gasteiger, Vorstand Salzburg AG, sieht Wasserkraft als strategisches Mittel.>> Salzburg AG <<
»Wasserkraft ist die wirtschaftlichste Form der Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie. Salzburg ist in der topografisch günstigen Lage, diese Energieressource umfassend nützen zu können. Darum setzt die Salzburg AG auf den Ausbau der Wasserkraft. Während im Jahr 2000, zur Zeit der Gründung der Salzburg AG, der Eigenerzeugungsanteil des Unternehmens noch bei 40 Prozent lag, liegt er heute bereits bei 52 Prozent. Ziel ist es, im Jahr 2020 einen Anteil von rund 60 Prozent zu erreichen.

Eine ökologische Energiewende ist ohne den Ausbau der Wasserkraft nicht möglich. Zwar setzt die Salzburg AG zahlreiche Maßnahmen für einen effizienten Umgang mit Energie, doch der Strombedarf wird durch neue Technologien, wie zum Beispiel die Elektromobilität, weiter steigen. Wasserkraft bietet die Möglichkeit, diesen wachsenden Bedarf zu decken und die Abhängigkeit von ausländischen Stromimporten weiter zu verringern. Wasserkraft ist aber auch aktiver Klimaschutz. Durch ein Wasserkraftwerk an der mittleren Salzach, wie zum Beispiel das Kraftwerk Werfen/Pfarrwerfen, werden rund 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. So leistet Wasserkraft einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele Österreichs.«
Arno Gasteiger, Sprecher des Vorstandes der Salzburg AG

- Hintergrundinformation: Im Jahr 2009 wurden 1.412 GWh aus Wasserkraft gewonnen – das sind 82 Prozent der Eigenerzeugung bei der Salzburg AG. Die aktuellen Kraftwerksprojekte der Salzburg AG sind folgende: Ausbau des Speicherkraftwerks Hollersbachvon 1.320 auf 5.200 kW Leistung und von 7,5 auf 19 Mio. kWh Jahreserzeugung. Das Ende des Projekts ist für heuer anberaumt, die Investitionskosten betragen rund 15. Mio. Euro. Das Laufkraftwerk Dientenbach, ein Gemeinschaftsprojekt mit den Österreichischen Bundesforsten und der Achen Kraftwerke AG, ist ein Neubau. Die Leistung wird 4.700 kW betragen, bei einer Erzeugung von jährlich 20,5 Mio. kWh. Investiert werden 12,8 Mio. Euro, die Fertigstellung erfolgtt im nächsten Jahr. Ebenfalls ein Neubau ist ein weiteres Laufkraftwerk: Sohlstufe Lehen mit 13.700 kW Leistung und 81 Mio. kWh Jahresertrag. Noch in Planung sind die Laufkraftwerke Stegenwald und Gries mit Leistungen von 14.500 kW respektive 8.800 kW.



Teil 2
mit den Statements von weiteren Energieversorgern folgt in der nächsten Ausgabe des Energie Report.

Last modified onMontag, 17 Oktober 2011 02:30
back to top