Sicherheit in allen Netzen
- Written by Redaktion
- font size decrease font size increase font size
Versorgungssicherheit bedeutet auch, die Verteilernetze vor Angriffen von Hackern und Terroristen zu schützen.
Ein Kommentar von Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit.
Das österreichische Stromnetz ist in den letzten Jahren intelligenter geworden und wird es in den nächsten Jahren noch viel mehr werden. Schon heute messen Smart Meter täglich – oder sogar viertelstündlich, falls das jemand will – den Stromverbrauch von vielen tausend Kunden. Die Netze selbst müssen mit immer größeren Anforderungen an ihre Flexibilität fertig werden, müssen reagieren, wenn Windstrom wegen Flaute nicht geliefert wird oder wenn an besonders sonnigen Tagen plötzlich viele kleine Produzenten ihre überschüssige Solarenergie einspeisen wollen.
Mit anderen Worten: Die Verteilernetze transportieren ständig eine Fülle von hochsensiblen Daten. Diese Daten müssen geschützt werden. Wenn wir von nachhaltiger Versorgungssicherheit reden, geht es also nicht nur um die Frage, wie das österreichische Energiesystem auch in Zeiten der Dekarbonisierung den jeweiligen Bedarf jederzeit ausreichend decken kann, sondern auch um die Sicherheit des Systems an sich.
Wo Daten erhoben und gespeichert werden, finden sich bekanntlich immer auch Hacker, die versuchen, in diese Datenräume einzudringen und dort Schaden anzurichten, entweder mit kriminellen Absichten oder auch nur aus destruktiver Lust. Was wirklich in diesen Leuten vorgeht, können wir uns ja nur schwer vorstellen. Jedenfalls drohen hier Gefahren in einem für die Elektrizitäts- und Gaswirtschaft relativ neuen Bereich: Die Bedrohung geht nicht mehr nur von Bombenbastlern aus, die Trafostationen sprengen wollen – die Terroristen von morgen sind Cyber-Spezialisten.
Wir müssen unsere Netze in zwei Richtungen schützen: Es darf nicht passieren, dass Daten der Stromkunden in unbefugte Hände gelangen, dass zum Beispiel kriminelle Hacker auf Basis von gestohlenen Messdaten eruieren, wann ein potenzielles Opfer daheim ist und wann nicht, oder welche Geräte dort allem Anschein nach betrieben werden. Noch weniger dürfen wir natürlich zulassen, dass die Funktion des Netzes an sich durch unbefugte Eingriffe beeinträchtigt wird.
Die gute Nachricht lautet: Der Schutz unserer Verteilernetze gegen Hackerangriffe und terroristische Akte ist bereits sehr hoch entwickelt, wir können von einem aktuell sehr zufriedenstellenden Schutzniveau ausgehen. Das Sicherheitssystem, das wir implementiert haben, das Austrian Energy CERT (Computer Emergency Response Team), gilt als Benchmark für ganz Europa.
Allerdings ist Sicherheit gerade im Zusammenhang mit Cyberkriminalität ein nie endender Wettlauf. Die Verteilernetzbetreiber haben die große Herausforderung erkannt, die hier auf sie zugekommen ist, sie wissen aber auch, dass diese Herausforderung erst noch an ihrem Anfang steht und dass die Gesamtrisiken weiter zunehmen werden. Das »Internet der Dinge« steht erst noch am Anfang, immer mehr alltägliche Elektrogeräte – vom Staubsauger bis zu Kinderspielzeugen – werden künftig mit dem weltweiten Datennetz verbunden sein und mutieren damit zu kleinen Einfallstoren für Kriminelle, die sich Zugang zu geschützten Bereichen verschaffen wollen.
Die Systeme müssen permanent weiter verbessert werden, dafür sind laufend weitere Investitionen erforderlich. Versorgungssicherheit wird nicht zum Nulltarif zu haben sein, und sie braucht die nötigen Rahmenbedingungen. Die Verantwortung für die Sicherheit der Netze liegt bei den Netzbetreibern, für die Datenschutz und Datensicherheit oberste Priorität haben. Für diese Aufgabenstellung müssen ihnen weiterhin Datenleitungen zur Verfügung stehen, die ausschließlich der operativen Steuerung der Verteilernetze dienen.
Die Verantwortung der Netzbetreiber endet allerdings beim Zähler. Worauf sie keinen Einfluss haben, das sind die elektrischen Geräte bei den Kunden, sowie deren Nutzung. Hier werden in Zukunft nicht zuletzt die Hersteller und Händler international stärker gefordert sein.