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"Landwirte sind neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen"

Wolfgang Auer, Smartbow, hat bereits 100.000 Ohrmarken für die Nutztier-Haltung weltweit im Einsatz. Wolfgang Auer, Smartbow, hat bereits 100.000 Ohrmarken für die Nutztier-Haltung weltweit im Einsatz. Foto: Smartbow

Kuh-Ortung in Echtzeit: Über eine innovative IoT-Anwendung des österreichischen Unternehmens Smartbow, basiert auf Lösungen von Red Hat, spricht Smartbow-CEO Wolfgang Auer in dem Gespräch mit dem Report.

Report: Sie liefern eine spezielle IoT-Lösung für Landwirte. Welchen Bereich deckt diese ab und auf welche Herausforderungen treffen Sie dabei?

Wolfgang Auer: Der Grundgedanke hinter Smartbow ist, zu wissen, wie es jedem einzelnen Tier geht, ohne ständig im Stall zu stehen. Landwirte sollen effizient wirtschaften und sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Zusätzlich im Fokus steht die Steigerung des Tierwohls. Es gilt, den Landwirt, Tierarzt, Futtermittelberater und andere bei der optimalen Bestandsbetreuung zu unterstützen, die Kosten und die Arbeitsaufwände zu senken und gleichzeitig die Milchleistung zu steigern. Nur gesunde Tiere liefern gesunde Nahrungsmittel.

Smartbow liefert Informationen, die ein Landwirt in seiner täglichen Arbeit zur optimalen Betreuung seiner Tiere braucht. Er wird über Abweichungen von Aktivitäts- und Wiederkäuzustand oder Brunst der Tiere frühzeitig alarmiert und kann somit zeitnah Behandlungen einleiten und Besamungen durchführen. Darüber hinaus weiß er durch die Ortungsfunktion genau Bescheid, wo sich jedes seiner Tiere aufhält. Die Daten werden direkt am Computer auf dem Hof gespeichert, wodurch diese immer aktuell sind und im Besitz des Landwirtes bleiben.

Das Verhalten der Tiere und ihre Position werden über moderne Sensoren in der Ohrmarke erfasst. Über Empfänger im Stall oder auf der Weide werden die Daten an einen lokalen Computer weitergeleitet und mittels intelligenter Algorithmen erfasst und analysiert. Bei einer Veränderung des Verhaltens, etwa beim Wiederkäuen oder bei der Brunst, erhält der Landwirt einen Alarm auf PC, Smartphone – SMS und E-Mail – oder Tablet. Auf einem digitalen Plan, ähnlich wie Google Maps, wird die aktuelle Position des Tieres im Stall oder auf der Weide im Sekundentakt angezeigt.

Im Gegensatz zu anderen Produkten fokussiert sich Smartbow auf die frühzeitige Erkennung von Krankheiten. Jedes Tier zeigt ein anderes Bewegungsmuster. Durch APRIL (Animal Pattern Recognition InteLligence) – der Künstlichen Intelligenz von Smartbow – passen sich die Algorithmen individuell an jedes einzelne Tier an. Ähnlich wie beim Menschen, der sich vor Krankheitsbeginn ein paar Tage zuvor schon niedergeschlagen fühlt, weniger leistungsfähig ist und weniger Appetit hat, erkennt der Algorithmus vor Ausbruch der Krankheit eine Veränderung am Tier.

Smartbow kommt aufgrund seiner Alleinstellungsmerkmale weltweit zum Einsatz – von kleinen Betrieben mit 18 Milchvieh-Einheiten in Österreich bis zu Großbetrieben in ganz Europa, Australien, Russland oder den USA mit Herden von bis zu 5.000 Kühen. Smartbow ist somit nicht nur für Klein- und Mittel-, sondern auch für Großbetriebe gleichermaßen einsetzbar, unabhängig vom Längen- oder Breitengrad. Bei der Produktion der Smartbow-Lösung wird großer Wert auf höchste Qualität gelegt, sie erfolgt ausschließlich in Weibern/Oberösterreich. Darüber hinaus hat Smartbow ein Büro in Wien und Linz.

Report: Welche Vorteile für den Landwirt erwachsen aus dieser Vernetzung?

Auer: Aufgrund der Künstlichen Intelligenz von Smartbow passen sich die Algorithmen individuell an jedes einzelne Tier an. Jedes Tier wird individuell überwacht, daher kann Smartbow eine auf das Tier abgestimmte Lösung aufzeigen und somit die Behandlung optimieren. Dies wiederum trägt zur Reduktion von Antibiotika und weiteren Medikamenten bei sowie in weiterer Folge auch zur Reduktion des CO2-Ausstoßes, da durch eine korrekte Fütterung eine Fehlgärung im Rindermagen verhindert wird.

Darüber hinaus ist es Smartbow möglich, Betriebe untereinander zu vernetzten, wodurch die Künstliche Intelligenz wieder weiterlernen kann. Smartbow ist auf dem Weg, die größte künstliche Intelligenz im Bereich Animal Health aufzubauen. Es sind bereits 100.000 Ohrmarken weltweit im Einsatz.

Report: Auf Basis welcher technischen Infrastruktur werden die Daten verarbeitet?

Auer: Smartbow hat sich bei der Entwicklung und dem Betrieb der IoT-Lösung für "Red Hat OpenShift Container Platform" entschieden, die Entwickler und IT-Prozesse in einer einheitlichen Umgebung zusammenbringt, um Applikationen in Cloud-Infrastrukturen aufbauen, bereitstellen und verwalten zu können. Red Hat OpenShift Container Platform basiert auf Open-Source-Innovationen und Industriestandards, einschließlich Red Hat Enterprise Linux und Kubernetes. In Europa wird die Smartbow-IoT-Lösung von eww ITandTel, einem "Red Hat Certified Cloud and Service Provider", gehostet. Sie ist so konzipiert, dass Landwirte sie weltweit und Provider-unabhängig einsetzen können.

Report: Wie aufgeschlossen ist denn generell diese Zielgruppe dem Thema Digitalisierung?

Auer: Landwirte sind neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. Neue Möglichkeiten der Datenerfassung und -auswertung eröffnen vollkommen neue Einblicke und ermöglichen eine noch höhere Präzision in der Bewirtschaftung. Gleichzeitig besteht aber unter den Landwirten noch Unsicherheit, welche Veränderungen auf sie zukommen und welche Investitionen in digitale Technologien sich lohnen. 

 

 

Last modified onFreitag, 04 Mai 2018 15:38
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