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Einfach im Bild

Was die CeBIT in Hannover für den Endverbraucher, das ist das Breitbandforum für die Provider dieser Welt: Hier die hippen Endprodukte der Elektronik mit raschen Zyklen, immer fashionableren Outfits und freakigen Features, dort die Telekomindustrie, die die komplizierteste Technik präsentiert, welche nur einem Zweck dient: die Dinge viel einfacher zu machen, einmal für den Benutzer und das andere Mal für die Netzbetreiber. Denn einfacher ist am Ende billiger! Alle Anbieter sind sich einig, wohin die Reise geht. Das Ziel lautet: »All IP«. Der Grund: 40 Prozent weniger Betriebskosten der IP-Netze. Die Netze der Zukunft haben eine gemeinsame Sprache, das Internet Protocol (IP). Das ist naheliegend, kompliziert wird’s, weil Netze fast zwangsläufig Kinder ihrer Zeit sind und damit die jeweiligen Techtrends widerspiegeln. Es sind also gewachsene Strukturen, die niemand völlig über den Haufen wirft. Das heißt, die Vergangenheit ist immer an Bord. Die einfache, gemeinsame Sprache am Ende erfordert einen komplizierten übersetzungsprozess, der alle Entwicklungsstufen der vergangenen Jahrzehnte mitberücksichtigt. Ein ziemliches Sprachgewirr, das sich da angesammelt hat, und da braucht`s wahre übersetzungskünstler. Alcatel-Lucent, meint Michel Rahier, der Konzernverantwortliche für das Betreibergeschäft, ist nach dem Megamerger Anfang des Jahres der logische Herr des Rings: »Wir werden gewinnen - und zwar wirklich groß. Uns ist es gelungen, vieles in dem Markt zu verändern.« ähnlich selbstbewusste Töne kommen von Nokia-Siemens, dem zweiten Unternehmen, das eine Elefantenhochzeit gefeiert hat und sich so prädestiniert sieht, Antworten auf die komplexesten Technologiefragen liefern zu können.

Schwierig geworden. Doch die Angst der Konkurrenten, dass im Kampf der Giganten die restlichen Anbieter leiden werden, ist im Laufe des Jahres sichtlich geschwunden. Johan Bergendahl, Vizepräsident des schwedischen Ericsson-Konzerns, dazu: »Das Leben ist schwieriger geworden - für sie, nicht für uns. Beide Giganten verbrauchen nach dem Merger sehr viel Energie für innere Angelegenheiten. Das schafft Freiräume am Markt.«

Das Selbstverständnis der großen Drei - Alcatel-Lucent, Nokia-Siemens und Ericsson - hat sich jedenfalls deutlich verändert. Sie verstehen sich zunehmend als Systemintegratoren, die Komplexität managen und dabei mit den Netzbetreibern Wege beschreiten, die Renditen sichern. Motto: Kosten senken durch IP-Netze und eine geschickte Transformation, gleichzeitig aber neue Umsatzquellen erschließen.Die Einnahmen der Zukunft kommen aus dem Geschäft mit bewegten Bildern. »Video steht im Zentrum der zukünftigen Breitbandwelt«, meint Michel Rahier von Alcatel-Lucent. Johan Bergendahl von Ericsson pflichtet bei: »YouTube ist eine Vorstufe dessen, was wir in Zukunft sehen werden. TV - im Festnetz aber auch mobil - steht im Mittelpunkt. Nur muss TV viel mehr sein, als wir heute darunter verstehen.«

Enormer Druck. Die Entwicklung des IPTV-Marktes spricht eine deutliche Sprache. Vor einem Jahr nutzten fünf Millionen Menschen diesen Dienst, heute sind es elf Millionen. Die Netzbetreiber stehen unter enormem Druck, sich neue Felder zu erschließen, schließlich sinken Umsätze aus reiner Sprachtelefonie und dem klassischen Datenverkehr. Interaktives, über IP-Netze verbreitetes Fernsehen eröffnet enorme Chancen, auch im Werbegeschäft. Michel Rahier dazu: »Werbung und Sponsoring werden eine zentrale Rolle spielen.« Interaktive Werbung, kommerzielle Nutzung von Userdaten und das Wissen darüber, wer gerade online ist, schafft Absatzmöglichkeiten.«

Damit wird auch das Rad beim Netzausbau in Schwung gebracht: »Die Anforderungen an die Netze wachsen, im Jahr 2020 werden wir fünfmal so viel Netzkapazität brauchen wie heute«, erklärt Johan Bergdahl von Ericsson.

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