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öBB Neu-Neu

Die in der jüngsten Aufsichtsratssitzung erwartete Kür der neuen öBB-Holdingvorstände wurde vorerst vertagt. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten nach wie Peter Klugar, derzeit Infastruktur Betriebs-Chef, und Güterverkehrsvorstand Gustav Poschalko. Klugar soll in der Holding zukünftig für Produktion und Technik zuständig sein, Poschalko neben dem Güterverkehr auch für den Personenverkehr. Komplikationen werden trotz des Aufschubes nicht erwartet. »Alles ruhig«, beschreibt ein öBB-Manager die neue großkoalitionäre Eintracht. Zur Erinnerung: Vor den letzten Wahlen war die SPö gemeinsam mit der Bahngewerkschaft noch gegen die Holdingstruktur der »öBB Neu« Sturm gelaufen. Aufgebläht sei diese, kontraproduktiv, ein Vehikel zur Versorgung ganzer Managerlegionen. Wechseln Klugar und Poschalko in die Holding, sind deren Positionen nachzubesetzen. Ebenfalls vakant ist nach dem Hinauswurf der Opernfreundin Hermine Goldmann die Stelle des Personenverkehr-Chefs.
An der Gerüchtebörse wird ein halbes Dutzend Namen gehandelt. Zu den wahrscheinlichsten Kandidaten darf Josef Halbmayr gezählt werden. Er hat Logistikerfahrung und einen Freund aus gemeinsamen Studientagen: öVP-Chef Willi Molterer. Halbmayr hat sich in seiner Zeit als Postvorstand wegen der Privatisierung legendäre Kämpfe mit Post-Chef Anton Wais geliefert. Dass mit der »österreichischen Lösung« die Privatisierung kurz nach seinem imposanten Abgang so ablief, wie sich das Halbmayr und nicht Wais vorgestellt hatte, sei als historische Fußnote vermerkt. Spannend wird es, sollte Halbmayr das Rennen tatsächlich machen. In den Gremien werden mit Bahnboss Martin Huber und Halbmayr zwei selbstbewusste Alpha-Tiere aufeinandertreffen.Spannend wird auch, wie es mit der Privatisierung der Güterverkehrstochter Rail Cargo weitergehen wird. Mit einer Verspätung von ein paar Jahren berichteten jetzt nun auch Publikumsmedien über eine mögliche Partnerschaft mit der Deutschen Bahn (DB). Bereits vor drei Jahren bestätigte ein Konzernsprecher, dass »seit 18 Monaten Gespräche mit den öBB laufen«. Ganz dazu passend waren im April 2004 die Vorstände Erich Söllinger und Ferdinand Schmidt auf einem Deutschlandtrip. Wie die Machtverhältnisse aussehen, ließ damals ein öBB-Aufsichtsrat anklingen: »Wenn die Deutschen einmal tief Luft holen, sind wir aufgeschnupft.« Die DB wurde bereits 1994 privatisiert und ist heute mit rund 230.000 Mitarbeitern einer der wichtigsten globalen Logistik-Player. Die Zeit ist aber auch in Wien nicht stehen geblieben. Unter dem Codenamen »Sunrise« holte Ex-General Helmut Draxler die Speditionsholding, ehemals Teil des geheimnisumwitterten KPö-Transportimperiums, an Bord - und damit Mastermind Gustav Poschalko. Dieser eilt seither von Rekord zu Rekord. Spätestens wenn - wie noch für heuer angepeilt - die übernahme der ungarischen MAV Cargo klappen sollte, ist die Rail Cargo alleine schon ein Tranportkonzern von mitteleuropäischer Bedeutung.
Dass eine Partnerschaft mit den Deutschen die einzige Option ist, ist daher noch nicht ausgemacht. Wie kolportiert wird, spitzt die öBB bereits den Rechenstift. Neben der Partnerschaft ist auch ein separater Börsegang nicht auszuschließen. Zuerst ist allerdings eine Flurbereinigung der unübersichtlichen Rail-Cargo-Struktur angesagt. »Das komplexe Geflecht kann man in zwanzig Minuten bei einer Road-Show nicht erklären«, sagt ein öBB-Manager. Ein Zeitplan für einen allfälligen Börsengang scheint auch schon fix zu sein: nicht mehr in dieser Legislaturperiode. Dank großkoalitionärer Einigkeit sind aber - egal ob »Partnerschaft« oder Börsengang - keine Widerstände zu erwarten. Zumindest im Prinzip. DB-Chef Hartmut Mehdorn wird, obwohl politisch eigentlich schon längst akkordiert, mit seinen Börsenplänen seit Jahren immer wieder aus dem Gleis geworfen. Die politische Großwetterlage ist eben schwerer zu prognostizieren als das Wetter von morgen.
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