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Skurrile Paketfracht

Die Logistik liefert üblicherweise nicht gerade den Stoff, aus dem Thriller gemacht werden. Die Berichterstattung über die Branche rankt sich daher zumeist um eher trockene Themen. Fachmedien zerpflücken die Supply Chain und analysieren die Märk­te. Da wird dann beispielsweise darüber gefachsimpelt, welche Auswirkungen Just-in-Time-Lieferungen auf die Lagerhaltungskosten haben oder wie Inbound/Outbound-Netzwerke aussehen müssen, damit die Paketfracht auch länderübergreifend schnell ans Ziel kommt. Expansionen oder gar Firmenübernahmen zählen bereits zu den Highlights, die sogar den Weg in die Tageszeitungen finden. über den österreichischen Markteinstieg der Versandhaustochter Hermes war heuer selbst in Krone & Co zu lesen - dass die Meldung schon einen langen Bart hatte, allerdings leider nicht, der Report PLUS berichtete exklusiv bereits vor einem Jahr darüber. Dabei würde sich das Zustellergewerbe eine kontinuierlichere Aufmerksamkeit der Massenmedien durchaus verdienen.Die Expressversender sind, abseits vom Tagesgeschäft, so etwas wie ein Linse, in deren Brennpunkt sich auch interessante Entwicklungen abzeichnen. Lange bevor die »japanische Gefahr« in den Achtzigern und frühen Neunzigern ins Bewusstsein der öffentlichkeit rückte, pilgerten die Logistikmanager scharenweise nach Tokyo. Toyota und Co hatten nicht nur neue Produktionsmethoden perfektioniert, sondern auch den Begriff »Just in Time« quasi erfunden. Satelliten oder Internet? Kaum ein Medienunternehmen wusste damit bereits etwas anzufangen, als die »Big Three« DHL, UPS und TNT bereits Milliarden investiert hatten. Der langsame Abstieg des klassischen Versandhandels und das plötzliche Platzen der New-Economy-Blase? Kaum jemand wusste eher Bescheid als die Logistiker. Bereits die Geburt der Branche spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wider. Die Kalifornier Dalsey, Hillblom und Lynn gründeten 1969 die Firma DHL. Auch wenn es die offizielle Firmenhistorie verschweigt: Ehrwürdige Krawattenträger darf man sich bei den Herren nicht vorstellen. Eher den Summer of Love.
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