EDV - Extrem Dumme Viecher
- Written by Redaktion_Report
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Es begann damit, dass eines schönen Donnerstags plötzlich nichts mehr ging. Der Bildschirm zuckte kurz in unheilvollem Blau, dann war Sense, und die mühevoll formulierten Grammatikkleinodien, die ich mir im Schweiße meines Angesichts aus den wunden Fingerspitzen gesaugt hatte, verschwanden im elektronischen Nirwana. Wie jedem modernen Menschen, der einen nicht zu geringen Teil seiner Lebenszeit schon mit dem fassungslosen Anstarren von Bluescreens, tobsüchtigem Tastaturwerfen und tränenersticktem Verzweiflungsklicken verbracht hat, wusste ich sofort - nach Minuten des herzhaften, aber leider wie üblich ergebnislosen Fluchens in allen mir bekannten Sprachen -, was zu tun war: Ich rief meinen Freund Markus an.
Dieser bemitleidenswerte Zeitgenosse hatte sich, aus jugendlichem übermut, später oft bereuter Prahlerei oder einfach unbedachter Gutmenschigkeit, vor Jahren dazu bereit erklärt, in seinem Freundeskreis bei EDV-Problemen als Anlaufstelle zu dienen, und war seitdem aus irgendwelchen Gründen nicht nur sichtlich gealtert, sondern, wie man munkelte, auch ein klein wenig dem Alkoholismus verfallen. Kurzum, ich erreichte Markus, und nach kurzem Pro-forma-Vorgeplänkel eröffnete ich ihm mein EDV-Problem. Nach der traditionellen Gegenfrage (»Ist der Computer auch wirklich an den Strom angeschlossen?«) und den ersten schamanistischen Ritualen (»Versuch einmal, den Rechner an- und wieder auszuschalten«) diagnostizierte Markus einen Hitzekollaps. Aber kein Problem, versicherte mir Markus mit nur leicht zitternder Stimme, ein neuer Lüfter würde das Problem beheben.
Nach einem kurzen Abstecher zum EDV-Händler um die Ecke und einem ambitionierten Umbau mit telefonischer Anleitung versah nach erfolgreicher Bastelaktion nur drei Stunden später ein hypermoderner Lüfter mit majestätischer Luftumwälzung seine Dienste in meinem treuen Rechenknecht. Markus verabschiedete sich mit hörbarer Erleichterung und einem herzhaften »Prost!« und ich setzte mich, stolz auf meine technischen Fähigkeiten, wieder an die Arbeit. Nur eine Stunde später allerdings beschloss mein Arbeitsplatz erneut den Streik, und wieder musste ich zum Telefon greifen. Nach nur fünf Anrufversuchen in Folge erbarmte sich mein EDV-Freund und hob mit einem wimmernden Seufzer der Resignation ab. Sein Rat für mein erneut vorgebrachtes Problem: Möglicherweise seien die Speicherbausteine der Auslöser, doch kein Problem, Hauptspeicher sei geradezu spottbillig und ich möge mir doch, statt langwierige und mühsame Diagnosen auf mich zu nehmen, einfach ein fettes RAM-Upgrade zulegen.
Um eine lange und schmerzhafte Leidensgeschichte abzukürzen, möchte ich im Folgenden nur kurz die wichtigen Stationen der darauf folgenden drei Tage zusammenfassen: Nach dem Austausch der Speicherbausteine, des Prozessors, der Grafikkarte, des Mainboards, aller Verbindungskabel im sowie zum Gehäuse und dem Kauf eines nicht ganz so günstigen mysteriösen Peripheriegeräts mit unaussprechlichem Namen (was sich allerdings später als Missverständnis herausstellen sollte, aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt leichte Mühe, Markus nach einem Anfall des hemmungslosen Schluchzens zu verstehen) war mein Problem nach wie vor nicht behoben, meine beiden Ohren waren wund von der kontinuierlichen Telefonkonferenz, das Arbeitszimmer sah aus wie eine Kreuzung aus Scottys Werkstatt auf der Enterprise und Florida nach Katrina, meine Freundin hatte vor ungezählten Stunden nach einem unmotivierten Nervenzusammenbruch die Wohnung samt Koffer verlassen, Markus wimmerte am anderen Ende der Leitung leise vor sich hin und ich hatte mir anscheinend, woran ich mich nicht erinnern konnte, irgendwann in den letzten 72 Stunden mit einem Lötkolben den Schriftzug »DESTROY!!!!!!111« quer über die Brust gebrannt.Am absoluten Tiefpunkt, als von Markus aus dem Telefon nur mehr seltsam tierische Schreie und das Geräusch zersplitternder Möbel zu hören war und ich gerade ernsthaft erwog, mir mit einigen zusammengeschlungenen IDE-Kabeln einen geeigneten Haken an der Decke auszusuchen, läutete es an der Tür. Vor mir stand die Nachbarin nebst ihrer weinenden fünfjährigen Tochter und erklärte mir mit schuldbewusster Miene, dass leider das angeblich »garantiert männliche Brüderpaar« mongolischer Goldhamster ihrer Tochter sich nicht nur in den letzten Wochen von ihr unbemerkt fast grenzenlos vermehrt, sondern gemeinsam mit dem zahlreichen Nachwuchs nach einem erfolgreichen Ausbruch hinter die Wandverkleidung auch inzwischen fast alle Hohlräume in Kabel- und Leitungsschächten besetzt hätte, wo sich anscheinend in den letzten Tagen einige der todesverachtenden Nager daran gemacht hätten, durch selbstmörderisches Elektrokabelbeißen nicht nur ihre eigenen Leben zu beenden, sondern unseres und das unserer Elektrogeräte zur Hölle zu machen. Höflich dankte ich ihr für die Information, schloss die Tür und brach dort anscheinend bewusstlos zusammen. Als ich nach Tagen wieder aufwachte, versuchte ich Markus zu erreichen, um ihm die gute Nachricht zu verkünden.
Komischerweise hebt er nicht ab.
Dieser bemitleidenswerte Zeitgenosse hatte sich, aus jugendlichem übermut, später oft bereuter Prahlerei oder einfach unbedachter Gutmenschigkeit, vor Jahren dazu bereit erklärt, in seinem Freundeskreis bei EDV-Problemen als Anlaufstelle zu dienen, und war seitdem aus irgendwelchen Gründen nicht nur sichtlich gealtert, sondern, wie man munkelte, auch ein klein wenig dem Alkoholismus verfallen. Kurzum, ich erreichte Markus, und nach kurzem Pro-forma-Vorgeplänkel eröffnete ich ihm mein EDV-Problem. Nach der traditionellen Gegenfrage (»Ist der Computer auch wirklich an den Strom angeschlossen?«) und den ersten schamanistischen Ritualen (»Versuch einmal, den Rechner an- und wieder auszuschalten«) diagnostizierte Markus einen Hitzekollaps. Aber kein Problem, versicherte mir Markus mit nur leicht zitternder Stimme, ein neuer Lüfter würde das Problem beheben.
Nach einem kurzen Abstecher zum EDV-Händler um die Ecke und einem ambitionierten Umbau mit telefonischer Anleitung versah nach erfolgreicher Bastelaktion nur drei Stunden später ein hypermoderner Lüfter mit majestätischer Luftumwälzung seine Dienste in meinem treuen Rechenknecht. Markus verabschiedete sich mit hörbarer Erleichterung und einem herzhaften »Prost!« und ich setzte mich, stolz auf meine technischen Fähigkeiten, wieder an die Arbeit. Nur eine Stunde später allerdings beschloss mein Arbeitsplatz erneut den Streik, und wieder musste ich zum Telefon greifen. Nach nur fünf Anrufversuchen in Folge erbarmte sich mein EDV-Freund und hob mit einem wimmernden Seufzer der Resignation ab. Sein Rat für mein erneut vorgebrachtes Problem: Möglicherweise seien die Speicherbausteine der Auslöser, doch kein Problem, Hauptspeicher sei geradezu spottbillig und ich möge mir doch, statt langwierige und mühsame Diagnosen auf mich zu nehmen, einfach ein fettes RAM-Upgrade zulegen.
Um eine lange und schmerzhafte Leidensgeschichte abzukürzen, möchte ich im Folgenden nur kurz die wichtigen Stationen der darauf folgenden drei Tage zusammenfassen: Nach dem Austausch der Speicherbausteine, des Prozessors, der Grafikkarte, des Mainboards, aller Verbindungskabel im sowie zum Gehäuse und dem Kauf eines nicht ganz so günstigen mysteriösen Peripheriegeräts mit unaussprechlichem Namen (was sich allerdings später als Missverständnis herausstellen sollte, aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt leichte Mühe, Markus nach einem Anfall des hemmungslosen Schluchzens zu verstehen) war mein Problem nach wie vor nicht behoben, meine beiden Ohren waren wund von der kontinuierlichen Telefonkonferenz, das Arbeitszimmer sah aus wie eine Kreuzung aus Scottys Werkstatt auf der Enterprise und Florida nach Katrina, meine Freundin hatte vor ungezählten Stunden nach einem unmotivierten Nervenzusammenbruch die Wohnung samt Koffer verlassen, Markus wimmerte am anderen Ende der Leitung leise vor sich hin und ich hatte mir anscheinend, woran ich mich nicht erinnern konnte, irgendwann in den letzten 72 Stunden mit einem Lötkolben den Schriftzug »DESTROY!!!!!!111« quer über die Brust gebrannt.Am absoluten Tiefpunkt, als von Markus aus dem Telefon nur mehr seltsam tierische Schreie und das Geräusch zersplitternder Möbel zu hören war und ich gerade ernsthaft erwog, mir mit einigen zusammengeschlungenen IDE-Kabeln einen geeigneten Haken an der Decke auszusuchen, läutete es an der Tür. Vor mir stand die Nachbarin nebst ihrer weinenden fünfjährigen Tochter und erklärte mir mit schuldbewusster Miene, dass leider das angeblich »garantiert männliche Brüderpaar« mongolischer Goldhamster ihrer Tochter sich nicht nur in den letzten Wochen von ihr unbemerkt fast grenzenlos vermehrt, sondern gemeinsam mit dem zahlreichen Nachwuchs nach einem erfolgreichen Ausbruch hinter die Wandverkleidung auch inzwischen fast alle Hohlräume in Kabel- und Leitungsschächten besetzt hätte, wo sich anscheinend in den letzten Tagen einige der todesverachtenden Nager daran gemacht hätten, durch selbstmörderisches Elektrokabelbeißen nicht nur ihre eigenen Leben zu beenden, sondern unseres und das unserer Elektrogeräte zur Hölle zu machen. Höflich dankte ich ihr für die Information, schloss die Tür und brach dort anscheinend bewusstlos zusammen. Als ich nach Tagen wieder aufwachte, versuchte ich Markus zu erreichen, um ihm die gute Nachricht zu verkünden.
Komischerweise hebt er nicht ab.