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Putin rückt näher

»Wer Russland hat, der hat Europa. Und wer in Russland Nummer eins ist, wird in Europa Nummer eins werden«, sagt Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner nicht ohne Stolz. »Mittelfristig bleibt die Strabag ein österreichisches Unternehmen«, versichert der Chef des Großaktionärs, Raiffeisen-Boss-Chef Christian Konrad. Beides ist möglich, aber nicht gewiss. Fest steht, dass mit dem Einstieg des russischen Industriellen Oleg Deripaska der Horizont der Strabag SE ein anderer ist als zuvor. Der Mischkonzern »Basic Element« kauft sich 30 Prozent des Aktienkapitals des Baukonzerns, der Strabag fließt gut eine Milliarde frisches Kapital zu. Viel Geld für die Eroberung eines riesigen Marktes, dessen Zuwächse in manchen Sparten das Vorstellungsvermögen westlich geprägter Manager und Beobachter übersteigen. Verständlich, dass der Strabag-Chef den Einstieg der Russen als dritten großen Meilenstein in der Entwicklung seines Konzern sieht. Ihm gelang zuvor mit strategischem Geschick und ausgeprägtem Machtinstinkt die übernahme der Deutschen Strabag und der Walter-Bau-Gruppe, was den Baukonzern in eine andere Liga pushte. Der weitere Ausbau sollte mit Börsekapital angegangen werden. Alles war vorbereitet bis zum Karfreitag, jenem Tag, an dem die heimischen Macher der Strabag Deripaska kennen und prompt schätzen lernten. Der christlichen Lehre zufolge wurde Jesus an diesem Tag ans Kreuz genagelt. Die Auferstehung folgte rasch. Die Vergangenheit Deripaskas, der als Freund des russischen Präsidenten gilt, wurde nicht groß hinterfragt und der Deal mit allen Segen versehen. Bei Tee und Wasser habe man sich versichert, dass der russische Macher ein Guter sei, versichert Raiffeisen.
Der grüne Riese kann auch gar nicht anders, seit Jahren wird in Russland erfolgreich Geld vermehrt - niemand hat bislang danach gefragt, woher es kommt. Das muss auch umgekehrt gelten, so die allgemeine Auffassung der Wirtschaft. Dass Russland heute eine recht fragwürdige Demokratie darstellt, wird dem erklärten Liberalen Haselsteiner in stillen Stunden vielleicht nicht ganz egal sein. Dass er das Oligarchengeld jenem von Kleinaktionären vorzieht, erklärt sich aus dem Selbstverständnis des Kärntner Baulöwen. Erst Ende April konstatierte er im ORF-Radio, dass Aktionärsvertreter »Profilierungsneurotiker« seien, was nicht gerade eine Einladung an Aktionäre ist, am nunmehr auf den Herbst verschobenen Börsegang teilzunehmen.
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