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Wettbewerb im Sinkflug

Aufatmend bewegt sich die österreichische Telekombranche auf eine neue Krise zu. Dass die Konsolidierung am Mobilfunkmarkt noch lange nicht zu Ende ist, beweisen derzeit die Verdauungsprobleme, die die übernommene tele.ring T-Mobile bereitet. Der überraschende Abgang von Marketing-Chef Peter Nebenführ nach nur wenigen Tagen im Chefsessel ist symptomatisch für die Probleme der Flamingos mit der Unternehmenskultur des geschluckten Konkurrenten. Ein Großteil der übernommenen IT- und Technikmannschaft hat bereits das Handtuch geworfen, mit Nebenführ ist nun der Allerletzte des alten tele.ring-Managements verschwunden. Noch hält es ihn in österreich, heißt es in der Branche. Ein Wechsel zu E-Plus, der neuen Heimat gestrandeter tele.ring-Führungskräfte unter der ägide Michael Krammers, wird Nebenführ dennoch reizen (bei E-Plus herrscht wiederum Aufruhr, da nicht nur ein österreicher, sondern gleich eine ganze Besatzung der Ruder beim deutschen Mobilfunker übernimmt).

Warum Nebenführ doch wieder die Lust am Regieren verloren hat, ist indes eine alte Geschichte, die stark an eine vergangene übernahme erinnert: max.mobil. Damals wie heute wurden findige und kreative Köpfe mit dem Reporting-Hammer erschlagen. Einem Geschäftsführer in österreich tut es nicht gut, wenn er bei jeder x-beliebigen Idee in Bonn Vorsprache halten darf. Und dort nicht auf Führungsebene wohlgemerkt, sondern Auge in Auge mit den Sachbearbeitern im Marketing.

Die Marke tele.ring, zu deren Fortbestehen bei T-Mobile Diskussionen am Slalomhang gefahren werden, ist paralysiert. Die Konkurrenz reibt sich darüber die Hände. Etwas, von dem man Jahre geglaubt hatte, es sei nicht mehr möglich, ist wieder eingetreten: Kundenwachstum. Die mobilkom und allen voran One grasen die tele-ring-Kundschaft ab - besser: rauben, was nicht niet- und nagelfest ist. Die langjährige Strategie des vierten Mobilfunkers, kaum Wert auf Handsetstützungen (und dadurch lange Vertragsbindungen) zu legen, erweist sich als gefährliches Schlupfloch, das die Churn-Raten in andere Netze nun massiv stützt. Plötzlich zeigt auch wieder One auf, dessen Fehlen einer glaubwürdigen Marktpositionierung zuletzt mehr als dramatisch war. Jener Mobilfunker, der seit Jahren mit der Damoklesschwert des drohenden Verkaufs durch den Eigentümer E.on gezeichnet ist, hat sich mit dem 4:0-Tarif quasi selbst reanimiert. Wo anders verliert man derzeit bis zu 1000 Kunden täglich. One und mobilkom greifen sie auf. Immerhin: Im Geschäftskundenbereich wird T-Mobile auch in Zukunft optimal positioniert sein. T-Mobile-Kunden können europaweit zum Einheitstarif günstig telefonieren. Der große Business-Mitbewerber mobilkom bemüht sich ebenso um günstige Roamingverträge. Noch serviciert aber Vodafone Gespräche in seinen eigenen Kernländern günstiger, als dem kleinen, österreichischen Partner je ermöglicht werden wird.

Und der Festnetzbereich? Der träumt von den goldenen Anfängen der Liberalisierung. Damals war alles auf Aufbruch eingeschworen, seitdem wurde vieles bewegt: die TA hat ordentlich Federn gelassen, profitiert nun aber von der vereinigten Schwäche der Alternativen. Tele2UTA ist am Businessmarkt von der schwedischen Starre befallen, Inode beschäftigt UPC und eTel hat nach zahlreichen Akquisitionen mehr Netze und Produktpaletten, als im Normalfall erträglich. Der Rest ist Lokalkolorit - kein wirklicher Gegner. Für die Festnetzkunden ist dies eine schmerzhafte Erkenntnis: der Wettbewerb ist wieder im Sinkflug.

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