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»Eigentlich ist die Idee ganz simpel«

Setzen voll auf Elektromobilität: Franz Chalupecky (ABB), Michael-Viktor Fischer (Smatrics)  und Wolfgang Anzengruber (Verbund). Setzen voll auf Elektromobilität: Franz Chalupecky (ABB), Michael-Viktor Fischer (Smatrics) und Wolfgang Anzengruber (Verbund).

ABB verkauft die hundertste Highspeed-Lade­station in Österreich an den Ladeinfrastrukturbetreiber Smatrics. Die handelnden Akteure sehen dennoch Verbesserungspotenzial.

Mit 30. Oktober waren der Statistik Austria zufolge 7.350 zweispurige Elektrofahrzeuge auf den Straßen Österreichs unterwegs. Eine Erwartung des Umweltbundesamtes geht von bis zu 200.000 E-Cars im Jahr 2020 aus. Das erfordert eine leistungsfähige Infrastruktur – die nun auch immer besser wird. Im November feierte ABB die hundertste verkaufte Highspeed-Ladestation, die von dem Unternehmen Smatrics errichtet wurde. Smatrics, ein  Joint Venture von Verbund und Siemens, ist der bislang größte heimische Ladeinfrastrukturanbieter. Aktuell sind 280 Ladepunkte aktiviert. 140 Ladepunkte mit 22 kW, mit denen etwa ein Renault Zoe in nur einer Stunde voll aufgeladen werden kann, sind verfügbar. Zusätzlich sollen bis Ende des Jahres 60 Multistandard-Ladestationen mit 180 Ladepunkten entstehen, die jeweils eine Leistung von 50 oder 43 kW bereitstellen und mit allen am Markt befindlichen E-Fahrzeug-Modellen kompatibel sind.

»Die Storys, in denen man mit einem E-Car drei Stunden fahren kann und anschließend fünf Stunden laden muss, sind mit diesen Ladestationen Geschichte. Wir reden hier von der Ladedauer der Länge einer Kaffeepause«, bekräftigt Verbund-Vorstandsprecher Wolfgang Anzengruber. Er sieht Smatrics auf einem erfolgreichen Weg. »In Österreich können wir schon fast sagen: Die Energiewende war gestern, jetzt ändert sich der Mobilitätsbereich – und das ist auch notwendig.« Für Anzengruber sind die klimapolitischen Ziele der Dekarbonisierung nur mittels Elektromobilität erreichbar. Schließlich nehme der Verkehr eine wesentliche Rolle bei CO2-Emissionen ein.

Österreich hat die besten Voraussetzungen für umweltfreundliche Elektromobilität. »Eigentlich ist die Idee ganz simpel«, meint auch Franz Chalupecky, Vorstandsvorsitzender ABB Österreich. »Wir nutzen Strom aus erneuerbaren Energiequellen und stecken diese Kraft in den Verkehr, um Emissionen zu vermindern«. Dies brauche einige Zutaten: Elektroautos, Ladestationen und vor allem »die richtigen Unternehmen, die auch das nötige Durchhaltevermögen haben und entsprechend investieren«. Als Anbieter von netzwerkfähigen Multistandard-Ladestationen, die mit einfachen und benutzerfreundlichen Bezahlmöglichkeiten ausgestattet sind, trage ABB maßgeblich zur Entwicklung neuer und attraktiver Geschäftsmodelle für Ladeinfrastrukturbetreiber bei. Fehlen würde in einzelnen Bundesländern wie Wien aber noch der politische Wille, Ladestationen im öffentlichen Bereich zuzulassen. »Zumindest gibt es ein großes Projekt im Bereich der Taxis und auch Elektrobusse werden in Wien forciert werden«, attestiert Chalupecky. ABB hat in über 50 Ländern insgesamt bereits über 3.500 Ladestationen verkauft. »Wir haben Kooperationen mit allen namhaften Automobilerzeugern und sind einer der wenigen Hersteller, die alle drei marktüblichen Steckerversionen an ihren Ladesäulen unterstützen«, ist der ABB-Vorstand mit der momentanen Entwicklung »teilweise zufrieden«, sieht aber Verbesserungspotenzial vor allem in Wien. Um Schnellladetechnologien auch auf andere Bereiche des urbanen Personenverkehrs auszuweiten, hat ABB vor kurzem die Einführung eines neuen automatisierten Schnellladesystems für Hybridbusse bekanntgegeben, mit dem gegenüber herkömmlichen Dieselbussen der Kraftstoffverbrauch um bis zu 75 % reduziert werden kann. In der Schweiz ist bereits ein Blitzladesystem von ABB für rein elektrisch betriebene Busse in Anwendung, mit dem an Haltestellen in nur 15 Sekunden geladen werden kann.

Auch für Smatrics-Geschäftsführer Michael-Viktor Fischer ist die Zukunft der Elektromobilität untrennbar mit zwei Dingen verbunden: einer leistungsstarken Ladeinfrastruktur und steuerlichen Lenkungseffekten. »Mit 1. Jänner 2016 finden Unternehmen tolle Rahmenbedingungen vor: Die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs ist vorsteuerabzugsfähig und für Elektroautos, die als Dienstfahrzeuge genutzt werden, entfällt der Sachbezug – wir sprechen hier von bis zu 480 Euro netto im Monat. Wird ein Fahrzeug fünf Jahre gefahren, summiert sich das auf 30.000 Euro Ersparnis«, ist Fischer optimistisch. Auch er fordert mehr Möglichkeiten im öffentlichen Raum, Ladeinfrastruktur zu installieren. Anderswo in Europa ist bereits enormes Marktwachstum zu sehen. »Zuversichtlich macht uns Norwegen, wo bereits jedes fünfte zugelassene Auto rein elektrisch betrieben wird.«

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