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Blöd verkauft

Man hat sich zusammengesetzt, gedroht, diskutiert und schlussendlich Unabwendbares beschlossen. Auf EU-Ebene ebenso wie im hiesigen Konsumentenschutz gehen die Volksvertreter für faire Mobiltelefoniepreise auf die Barrikaden. Die Konsumenten sollen nicht mehr frech abgezockt werden, tönt es aus Brüssel und Wien. Europaweit sind die teuren Roamingtarife für Gespräche ins Ausland nun akut von einer zentralisierten Regulierung bedroht. National werden den Mobilfunkern neue Tarife abverlangt, die eine transparente, sekundengenaue Abrechung der Gespräche erlauben.

Die stetig sinkenden Minutenpreise am Mobilfunkmarkt haben sich als besonders heimtückische Zuckerl gezeigt. Je günstiger der In-alle-Netze-Einheitstarif, desto größer wurden die abgerechneten Intervalle. Den Gipfel haben dann jene Betreiber abgeschossen, die die Konsumenten zwar mit Diskonttarifen auf sich aufmerksam machen, dann aber gleich mal mindestens 90 Sekunden Gesprächsdauer abrechnen - auch wenn der Anrufer nach einer Sekunde wieder auflegt (weil etwa nur eine Mobilbox abgehoben hat, und wer will sich schon mit Mobilboxen unterhalten - niemand, wirklich niemand!).

Was wurmt sind nicht die gewinngetriebenen Produkte der Anbieter, die verständlicherweise bei jedem klar denkenden Unternehmen gefordert sind. Es ist vielmehr die Botschaft, den Kunden für blöd verkaufen zu können. Zuletzt gesehen bei Tele2UTA und nun bei Tarifsenkungen bei Priority und Inode: dort wird per Aussendung an die Kunden Lust auf ab sofort günstigeres Telefonieren vorgeschrieben. Eine Lust, die dem Bestandskunden wieder vergeht, wenn er das Kleingedruckte zu Taktungsumstellungen liest.

Aufruf an alle Telekommunikationsunternehmen: verkauft uns, was ihr für nötig haltet. Aber verkauft uns nicht für blöd! Gleiches gilt übrigens auch für andere Branchen: den Lebensmittelhandel, die Unterhaltungsindustrie und die einschlägigen Ansichten jüngerer Teilnehmer am Zeitungsmarkt.

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