Menu
A+ A A-

Alles, nur nicht trocken

Foto: Beim 4. VÖTB-Forum erfuhrt man unter anderem, was militärischer und wirtschaftlicher Erfolg gemeinsam haben: im richtigen Moment die Regeln brechen. Foto: Beim 4. VÖTB-Forum erfuhrt man unter anderem, was militärischer und wirtschaftlicher Erfolg gemeinsam haben: im richtigen Moment die Regeln brechen.

Was haben ein Philosoph, ein Innovationsforscher und ein Militärhistoriker gemeinsam? Sie alle waren Vortragende am 4. VÖTB-Forum – und keiner wusste so recht, warum. Erst bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass jeder einzelne Beitrag, wenn er auf den ersten Blick auch noch so exotisch anmutete, wertvollen Input lieferte – nicht nur, aber auch für die Trockenbaubranche.

Der Verband der Österreichischen Stuckateur- und Trockenbauunternehmungen VÖTB geht seinen Weg des Über-den-Tellerrand-Blickens konsequent weiter. Auch das 4. VÖTB Forum bot alles, außer klassischen Trockenbauthemen. Statt sattsam bekannter Themen wie Schallschutz, Dämmung oder Vorfertigung ging es um Bildung, Parallelen zur Gaming-Industrie sowie Nachwuchs- und Frauenförderung. Und mit Christian Ortner war sogar Platz für einen Militärhistoriker.

Bildung und Digitalisierung

Den Anfang des kurzweiligen Programms machte Philosoph Konrad Paul Liessmann. In seiner Key Note ließ er zunächst die industrielle Entwicklung von der Erfindung der Dampfmaschine bis zur umfassenden Automatisierung Revue passieren. Den aus der Digitalisierung resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen müsse man mit einem Bildungsbegriff begegnen, der weit über die berufsorientierte Ausbildung hinausgeht. »Junge Menschen müssen so ausgebildet werden, dass sie auf Unerwartetes vorbereiten sind und kompetent mit den Problemen der Digitalisierung umgehen können«, so Liessmann.

Welche Trends, Veränderungen, Chancen und Risken auf die Bauwirtschaft in Zukunft zukommen werden, verrieten Zukunftsforscher und Innovationsexperte Michael Dell und Claus Stadler, Generalbevollmächtigter der UBM Development AG. Stadler stellte fest, dass die klassische Baubranche von einer traditionellen Kultur geprägt sei und sie viel mutiger sein könnte. Er kritisierte die fehlende Innovationskraft und die konservative Branchenkultur. 2012 wurden 37,3 % der gesamten F&E-Ausgaben in der Automobilbranche investiert, aber nur 0,1 % in die Baubranche. Dabei müsse die Bauwirtschaft auf der Hut sein. Mit Amazon und Google treten neue Player in den Ring, die über enorme Ressourcen und auch Kreativität verfügen. Deshalb müsse man offen sein für neue Entwicklungen wie BIM oder Blockchain. »Die Veränderung findet statt, ob Sie dabei sind oder nicht. Also werden Sie Teil des Veränderungsprozesses«, so Stadler.

Dell zeigte spannende Beispiele aus der ganzen Welt auf, die unsere Zukunft maßgeblich verändern werden. Das Bedürfnis nach leistbarem Wohnen, der Trend zu nutzen und teilen statt besitzen, selbstfahrende Autos, all das werde unser Leben verändern und damit auch die Anforderungen an die Baubranche. Antworten auf die komplexen Fragen liefere etwa die Gaming-Industrie (sieh Seite 70).

Fehlende Fachkräfte

Gleich drei Vortragende widmeten sich dem Hauptthema der Veranstaltung, dem Facharbeitermangel. Victoria Engelhardt von der Abteilung Personalentwicklung Filialorganisation – Lehrlingsausbildung bei Spar veranschaulichte, wie sehr sich Berufsbildung verändert hat und sich ständig im Wandel befindet. Heute nutzen die Lehrlinge bei Spar Online-Plattformen, profitieren von Zusatzausbildungen und lernen durch Praxisseminare die Fähigkeiten für eine erfolgreiche Karriere.

Um die Jugendlichen gezielt anzusprechen, ist Spar auf Whatsapp, Social-Media-Kanälen und Youtube präsent und bietet Möglichkeiten zum Schnuppern an. Das Thema Frauen in der Bauwirtschaft haben Lisa Tobler, Stuckateurin und Trockenausbauerin bei der Strabag, und Strabag-Vorstandsmitglied Manfred Rosen­auer in den Mittelpunkt gerückt. »Wenn es gelingt, mehr Frauen für eine berufliche Tätigkeit im Bauwesen zu begeistern, wird damit auch die Basis für eine höhere Repräsentation von Frauen in den Führungsgremien gelegt«, ist Rosenauer überzeugt.

Dafür setzt die Strabag auf gezieltes Marketing im Hochschulbereich, Initiativen wie den Girls Day und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen von Babyboomern, Generation X, Y und Z ging Kurt König, Director Human Resources Doka. Er empfiehlt Generationen-Workshops, um gemeinsame Werte zu definieren und aus den Gegensätzlichkeiten einen Erfolgsfaktor zu machen.

Zu den Waffen

Zum Schluss gab Christian Ortner, Direktor Heeresgeschichtliches Museum, einen Einblick in historische Schlachten und die Hintergründe, die zu Sieg oder Niederlage führten. Und die sind oft gar nicht so weit entfernt von der Frage des wirtschaftlichen Erfolgs, wie man meinen möchte. Es geht u.a. um kalkuliertes Risiko, Lernfähigkeit, die Wahl der richtigen Führungskräfte und die Bereitschaft, im richtigen Moment die Regeln zu brechen. 

back to top