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China baut - aber für wen?

Chinas Wettlauf um Raum. Foto: Wrangel Chinas Wettlauf um Raum. Foto: Wrangel

Die globalen Ereignisse im ersten Jahresdrittel 2013 halten die Wirtschaft weiterhin in Trab: Japans Pläne zur aggressiven Lockerung der Geldpolitik, Spannungen auf der koreanischen Halbinsel, Meldungen über unerwartet schwache Wirtschaftsdaten aus maßgeblichen globalen Volkswirtschaften wie den USA und China, die Bankenkrise in Zypern und der Rückgang der Rohstoffpreise sind die wesentlichen wirtschaftlichen Intermezzi mit bedeutsamen Folgen.

Für China bedeutete dies eine Verringerung des BIP-Wachstums im ersten Quartal 2013 gegenüber dem letzten Vorjahresquartal im Jahresvergleich von 7,9% auf 7,7%. Hauptgrund für den nachlassenden Wachstum war Schwäche bei Industrieproduktion und Investitionen. „Die chinesischen Aktienmärkte zeigen sich volatil. Auf enthusiastische Phasen folgt oft Angst vor staatlichen Straffungsmaßnahmen. Eine große Herausforderung für die chinesische Regierung ist dabei speziell der Immobilienmarkt. Sie muss auch weiterhin für bezahlbare Preise sorgen, aber gleichzeitig sicherstellen, dass Preiskontrollmechanismen keinen Einbruch der Immobilienpreise auslösen“, so Mark Mobius, Vorstandsvorsitzender von Franklin Templeton Investments.

Gleichzeitig betont Mobius, dass trotz des unbeständigen Aktienmarktes die Konjunkturdaten in China weiterhin positiv ausfielen: „Schon vor über einem Jahr, als es um die Frage ging, ob China eine 'weiche oder harte Landung' erlebt, haben wir die Auffassung vertreten, dass China überhaupt nicht 'landet', sondern mit soliden Raten weiterwächst. Die Exporte zeigen sich nach wie vor robust, während der Binnenkonsum rasch anzieht, weil die Löhne und das verfügbare Einkommen steigen. Mit Devisenreserven von mehr als 3 Bio. US-Dollar ist die chinesische Regierung fraglos in der Lage, die Wirtschaft bei Bedarf anzukurbeln.“

Wirtschaftlichen Aufschwung verspricht sich die Volkswirtschaft auch durch ihre Rolle in der Entwicklung der afrikanischen Länder. Wie auch Mobius betont, ist Afrikas Reichtum an natürlichen Ressourcen bekannt und auch, dass diese großteils noch kaum erschlossen sind. Diese umfassen Öl und Gas, verschiedene Metalle und Mineralien sowie riesige landwirtschaftliche Nutzflächen. „In Ghana lernten wir beispielsweise bei unserem Besuch in der Zentralbank eine äußerst kompetente Gruppe leitender Mitarbeiter kennen, die bestrebt sind, Ghana als Anlageziel zu fördern. Momentan liegt ihr Schwerpunkt auf der Eindämmung der Inflation und der Schaffung eines stabilen Geschäftsumfelds. Kreditmittel waren in den letzten Jahren knapp, doch die chinesische Regierung hat weiterhin Kredite vergeben. Seit 2007 bieten alle Universitäten und Hochschulen in Ghana Chinesischunterricht an“, erzählt Mobius. Chinas Engagement in Ghana reicht bis in die 1960er Jahre zurück, als sich Präsident Kwame Nkrumah für die Übertragung des Sitzes in den Vereinten Nationen auf die Volksrepublik China einsetzte. Dieser historische Hintergrund wie auch die aktuelle Initiative spiegeln Chinas wachsende Rolle als Supermacht und Ghanas enge Bindung zu dem Land wider.

Neben Ghana ist gemäß der Franklin Templeton Investmentgesellschaft Kenia als Zentrum für indische und chinesische Investitionen und Beteiligungen in Afrika gut aufgestellt. Beobachtungen zufolge haben sich viele Unternehmen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi angesiedelt haben. Neben China und Indien unterhalten dort auch die Vereinten Nationen eine große Außenstelle für Operationen auf dem gesamten Kontinent.

Gemäß Mobius könnte die lokale Wirtschaft in Ländern wie Nigeria und Kenia von Chinas Investitionen in Afrika profitieren: „Die Chinesen haben ihre Investitionen überwiegend auf Infrastruktur in Afrika ausgerichtet, auf den Bau von Straßen, Bahnlinien, Kraftwerken und dergleichen. Solche Investitionen bilden das Rückgrat für Wirtschaftstätigkeit und Wachstum.“

Somit kann China trotz des schwankenden Aktienmarktes weiterhin beachtliche Wirtschaftsleistung vorweisen: „Chinas Wirtschaft hat mittlerweile ein Volumen von 6 Bio. US-Dollar und liegt damit hinter den USA an zweiter Stelle. Dass eine Volkswirtschaft dieser Größe um fast 8% wachsen kann, ist an sich schon eine beachtliche Leistung.“

Last modified onFreitag, 17 Mai 2013 11:47

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