»Langweilig wird mir nicht!«
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Der Bau & Immobilien Report hat nach den Gründen und seinen Plänen für die Zukunft gefragt.
Sie haben sich entschlossen, als Landesinnungsmeister zurückzutreten. Was waren Ihre Beweggründe?
Walter Ruck: Ich habe mit 3. November 2010 das Amt des Spartenobmanns der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien übernommen. Die Designierung im Mai ist für mich relativ überraschend gekommen und hat auch meine Lebensplanung ziemlich durcheinander gebracht. Eigentlich habe ich vorgehabt, noch länger Landesinnungsmeister zu bleiben, weil ich eine sehr enge, emotionale Bindung zur Innung habe. Es hat sich dann aber rasch herausgestellt, dass beide Ämter zeitlich nicht kompatibel sind. Das war eine durchaus schmerzhafte Erkenntnis, weil mir an beiden Ämtern sehr viel liegt. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in der Landesinnung und freue mich auch, dass ich der Innung als Ausschussmitglied erhalten bleibe.
Mit dieser Entscheidung schwinden aber auch die Chancen, Bundesinnungsmeister zu werden.
Ruck: Das kann ich verkraften. In der Landesinnung war ich in ständigem Kontakt mit Berufskollegen bei gleichzeitiger fachlicher Nähe zum Beruf. Das hat für mich den großen Reiz ausgemacht. Auf Bundesebene würde mir der Kontakt zu den Mitgliedern fehlen. So gesehen gefällt es mir im Land ein etwas besser als im Bund.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ruck: In erster Linie werde ich mich voll und ganz der Sparte Gewerbe und Handwerk widmen. Darüber hinaus bekleide ich die Funktion des Arbeitgebervertreters in der AUVA. Und dann habe ich ja auch noch mein Unternehmen. Also langweilig wird mir mit Sicherheit nicht.
Was wollen Sie inhaltlich als Spartenobmann in den nächsten Monaten weiterbringen?
Ruck: Ein absoluter Schwerpunkt wird das Thema Lehre sein. Mit der Arbeitsmarktöffnung am 1. Mai kommen große Herausforderungen auf uns zu. Wir werden im internationalen Wettbewerb nur bestehen können, wenn wir bestens ausgebildete Facharbeiter haben. Es geht um die Frage, ob das duale System ausreicht oder ob wir eine dritte Säule brauchen. Das sind ganz wichtige Zukunftsthemen. Und was macht die Politik? Sie setzt in der Ausbildung den Rotstift an. Ich bin kein Illusionist und ich glaube auch nicht an das Christkind, aber die Budgetmittel sind in Zahlen gegossene Gesellschaftspolitik. Anhand der Zuweisungen sehe ich das Interesse der Politik. Und da versteh ich nicht, dass man beim Zukunftsthema Ausbildung sparen will und lieber Geld in AMS-Kurse steckt.
Wie bewerten Sie die Chancen, dass sich kurzfristig etwas ändert?
Ruck: Nachdem chronische Geldnot herrscht, wird es wahrscheinlich ein harter Kampf. Es ist heute festzustellen, dass die Fachausbildung keine Priorität genießt. Und dann jammern wieder alle über den Facharbeitermangel. Aber wenn es jetzt schon knapp ist, was soll dann erst in fünf oder zehn Jahren sein. Wir müssen jetzt gegensteuern, damit wir in Zukunft wettbewerbsfähig sind. Alle reden über Pisa, da schneiden wir relativ schlecht ab. Warum reden wir nicht über Euroskills. Da geht es um den Wettbewerb der Facharbeiter und da schneiden wir gut ab. Also müssen wir anscheinend irgendetwas richtig machen. Das darf man jetzt nicht kaputt sparen. Einen Lohnwettbewerb werden wir nie gewinnen, wir müssen den Produktivitätswettbewerb gewinnen.
Was liegt ihnen abseits der Lehre noch am Herzen?
Ruck: Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die Abwanderung von Handel und Gewerbe in den Speckgürtel Wiens zu stoppen. Auch Tischler und Schlosser sind ein Teil der Nahversorgung. Aber bei jeder Betriebsübergabe gibt es eine neue Betriebsanlagengenehmigung mit steigenden Anforderungen. Wenn es uns gelingt die Rolle des Handwerkers als Nahversorger in den Fokus rücken, werden wir die Abwanderung stoppen können. Das ist auch aus stadtplanerischer Sicht wichtig, denn jede Stadt lebt auch von einer guten Durchmischung der Gebiete.
Immer wieder heiß diskutiert wird das Thema Förderung. Vor allem Gewerbe und Handwerk sollen von den Förderungen profitieren. Wie stellt sich die Wiener Förderlandschaft aus Ihrer Sicht dar?
Ruck: Wir haben in Wien eine unzureichende Förderlandschaft. Das heißt, die Förderungen sind kein Anreiz, etwas zu tun. Ein Beispiel ist die steigende Zahl der Einbrüche. Da kann man etwas dagegen tun, indem man es den Einbrechern schwerer macht. Wir als Sparte haben die Möglichkeit, eine Plattform zu installieren, die dem Kunden alles aus einer Hand bietet. Der Kunde erfährt, was für ihn die beste Lösung ist und woher er sie bekommt. Die Politik muss für Anreize sorgen. Da geschieht zu wenig. Die Dotierungen sind zu gering und zu spezifisch. In Wien werden etwa nur Sicherheitstüren gefördert, in Niederösterreich jede Sicherheitsmaßnahme. Da müsste man den Hebel ansetzen.