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Gefahr im Verzug

Arbeitsschutz hat viele Facetten: von präventiven Maßnahmen zum Schutz des Arbeiters über betriebseigene Maßnahmen bis hin zu Anlagen industrieller Luftreinhaltung.

Lärmschwerhörigkeit, Hauterkrankungen sowie Asthma bronchiale gehören zu den häufigsten Berufskrankheiten. Das belegt die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA). Insgesamt wurden letztes Jahr 200.000 Schadensfälle anerkannt. Von diesen entfielen 134.000 auf Arbeitsunfälle von Erwerbstätigen, 1.570 auf Berufskrankheiten, der Rest auf Schülerunfälle. Arbeitssicherheit beginnt bei der Prävention. Das erstreckt sich vom verantwortungsvollen Einsatz von Arbeitsmitteln bis zur Schutzkleidung. Während bei der Arbeitsinspektion häufig die Sanktionsmöglichkeit im Vordergrund steht, hat die AUVA bei Sicherheitsfragen auch eine beratende Funktion inne. (Zahlreiche Sicherheitsinformationen unter www.auva.at)

Schutzmaßnahmen erforderlich
Eine sorgfältige Gefahrenermittlung und -beurteilung der Arbeitsstoffe ist eine gute Grundlage für das ordnungsgemäße Anwenden. Das gilt zum Beispiel für den Einsatz von Farben und Lacken. »Dort ist das Einatmen von Stäuben besonders gefährlich«, warnen die Experten der AUVA. Wasserverdünnbare Lacke werden praktisch in allen Branchen verwendet. Seit ihrer Entwicklung in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts nimmt der Anteil der in der Industrie eingesetzten Mengen stetig zu. Gegenüber den klassischen Lacken auf Lösungsmittelbasis bieten sie wesentliche Verbesserungen hinsichtlich der Brand- und Explosionsgefahr sowie des Umweltschutzes. Der Lösemittelgehalt der wasserverdünnbaren Lacke liegt im Normalfall unter zehn Prozent. Diese Lacke besitzen meist einen messbaren Flammpunkt über 55 Grad Celsius und fallen nicht unter die Bestimmungen der Verordnung über brennbare Flüssigkeiten (VbF). Deshalb sind heute im Bereich der industriellen Fertigung überwiegend wasserverdünnbare Lacke im Einsatz. Trotz geringerer Brand-, Explosions- und Gesundheitsgefahr durch abdampfende Lösungsmittel sind je nach Arbeitsverfahren weiterhin Schutzmaßnahmen notwendig.

Aufnahme über die Atmung
Besonders gefährlich ist das Einatmen von Stäuben und Aerosolen, in Gasen feinst verteilte Schwebeteilchen, wie sie vor allem beim Spritzlackieren entstehen. Eingeatmete Spritzlackiernebel belegen die Schleimhäute der Atmungsorgane und können bis zu den Lungenbläschen (Alveolen) gelangen. Insbesondere beim Spritzlackieren sowie bei Anwendungen in engen, schlecht durchlüfteten Räumen sind Atemschutzgeräte wie Halb- und Vollmasken einzusetzen. Kombinationsfilter mit ausreichendem Rückhaltevermögen für Partikel und Lösemittel, die mindestens der Bauart A2-P2 entsprechen, sind einzusetzen.

Aufnahme über die Haut
Häufig wird unterschätzt, wie gefährlich die Aufnahme von Lackbestandteilen durch die Haut ist. Auf der Haut selbst können gewisse Chemikalien Ausschläge oder allergische Reaktionen verursachen. Der Hautkontakt ist deshalb insbesondere bei ständigem Arbeiten mit diesen Stoffen zu vermeiden. Bei der Auswahl der Schutzhandschuhe sind deshalb die Inhaltsstoffe der Lacke zu berücksichtigen. Bei Lackierarbeiten ist die geeignete Arbeitskleidung, vorzugsweise Einmalschutzanzüge, zu verwenden. Lacke oder Chemikalien dürfen auch nicht in Trinkflaschen oder sonstigen Lebensmittelbehältern abgefüllt werden.

Absauganlagen bei sprühenden ­Verfahren
Bei sprühenden Verfahren sind jedenfalls Absauganlagen wie Spritzstände, Lackierkabinen zu verwenden. Eine exgeschützte Ausführung von Anlagen ist empfehlenswert, da in der Praxis für Reinigungsarbeiten oft brennbare Lösemittel verwendet werden und auch die gelegentliche Verwendung von lösungsmittelhältigen Lacken und anderen Produkten nicht auszuschließen ist. Dabei können auch organisatorische Maßnahmen dienen: Minimierung der exponierten Mitarbeiter und der Expositionszeit sowie Trocknen im eigenen Trockenraum. In der Praxis wird leider sehr häufig beobachtet, dass bei der Verwendung von wassermischbaren Lacken teilweise gänzlich auf persönliche Schutzausrüstung verzichtet wird.

Bauunfälle nehmen zu
Eng arbeitet die AUVA etwa bei Infomaterialien mit der Bauinnung in der Wirtschaftskammer Österreich zusammen. »Traditionell wird bei uns ein starkes Augenmerk auf die Arbeitssicherheit gelegt, weil eben am Bau sehr viel passiert«, so Robert Rosenberger, Arbeitssicherheitsexperte bei der Bauinnung. Krass ist gerade dort die Zunahme an Arbeitsunfällen: Die Zahl der Unfälle betrug 2008 im Hochbau 10.500, im Jahr davor waren es noch 9.780. Im Tiefbau waren es im vergangenen Jahr 1.800 Unfälle, im Jahr davor 1.240. Und im Bereich vorbereitende Baustellenarbeit, Bauinstallation sowie sonstiges Ausbaugewerbe zählt die AUVA 10.830 Unfälle 2008, im Jahr davor 10.400. Die Informationsmedien reichen von Infobroschüren über Videofilme zu EDV-Programmen, um beispielsweise gesetzliche Regelungen besser erklären zu können.

Feinstaubbelastung verringern
Zahlreiche Projekte für Arbeitssicherheit gibt es in den Unternehmen selbst. Ein Beispiel, wie internationale Konzerne im Bereich Feinstaub an Verbesserungen für den Arbeitsschutz arbeiten, ist Wienerberger. Dort wird versucht, die Feinstaubbelastung in der Ziegelproduktion weiter zu verringern. So forcierte der Konzern in Frankreich die freiwillige Umsetzung der neuen europäischen Sozialvereinbarung der Ziegelbranche in ihren Werken. Diese empfiehlt geringere Silika-Schwellenwerte (0,05 mg/m³) als die in Frankreich geltenden 0,1 mg/m³. Im Rahmen des Aktionsplans »Anti Silice« wurden daher organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsplatzes wie das Tragen von Schutzmasken, technische Maßnahmen wie die Installation von Schutzkabinen oder maschinelle Reinigung der Luft sowie regelmäßige Messungen umgesetzt.

Reporting über Arbeitsumfeld
Im Jahr 2007 führte Wienerberger das Safety, Health & Education Reporting (SHE-Reporting) ein. Mithilfe des SHE-Reporting werden Kennzahlen zum Personalstand, zur Arbeitsplatzsicherheit sowie zur Ausbildung erfasst. »Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Erhebung waren sehr aufschlussreich und durchwegs positiv«, so Karin Hofmann, Leiterin Public Relations von Wienerberger International. Die relativ hohe Verweildauer von durchschnittlich 11,3 Jahren der Mitarbeiter im Unternehmen würde zeigen, dass es Wienerberger gelingt, eine seiner wichtigsten Ressourcen – seine Mitarbeiter – an das Unternehmen zu binden. Das SHE-Reporting soll die Unternehmensführung dabei unterstützen, auch in Zukunft gezielt Maßnahmen im Sicherheits- und Ausbildungsbereich zu definieren und erfolgreich umzusetzen.

Abscheidung von Feinstäuben
Die Kappa Arbeitsschutz & Umwelttechnik GmbH aus Steyr-Gleink plant, fertigt und installiert Anlagen und Systeme zur industriellen Luftreinhaltung. Das Unternehmen ist auf die Abscheidung von industriellen Feinstäuben spezialisiert. »Hinsichtlich der Filter- und Abscheideleistungen der Kappa tendieren wir in Richtung Null-Emission«, erklärt Maximilian Hauer, Marketing-Manager von Kappa. Durch die Entwicklung neuer Verfahren ist das Unternehmen in der Lage, Feinstäube bis zu einer Feinheit von 20 Nano (1 Nano = 0,000 001 Millimeter) hochgradig abzuscheiden. Zusätzlich werden Systeme zur großindustriellen Entstaubung von vielen 100.000 Kubikmetern Filterleistung je Stunde angeboten. Es gibt kaum einen industriellen Fertigungsprozess, der keine Emissionen in die Luft freisetzt. Vielfach sind diese Emissionen stark gesundheitsgefährlich, krebserregend und erbgutverändernd. Selbst vermeintlich ungefährliche Emissionen verursachen Gesundheitsbeeinträchtigungen bei den Industriebeschäftigten, wie beispielsweise Asthma.
Kappa ist Teil der Unternehmensgruppe Hainzl Industriesysteme GmbH. In der Gruppe werden 700 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz von Hainzl betrug 2008 rund 140 Millionen Euro.

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