Zwang oder Förderung
- Written by Redaktion_Report
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Der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr fordert gesetzliche Zwänge, Fachverbandsobmann Thomas Malloth setzt auf attraktive Anreizmodelle und FP-Politiker Herbert Madejski träumt von einer bauordnungsbefreiten Zone. Der Weg zu nachhaltigem Planen und Bauen ist verschlungen, wie eine Diskussion der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten zeigte.
Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Bauwirtschaft auf und ab gespielt. Jeder bekennt sich dazu, nur in der Umsetzung gibt es Probleme. „Es ist nicht einfach, das Thema Nachhaltigkeit in die Köpfe unserer Mitglieder zu bekommen“, sagte Thomas Malloth, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, im Rahmen einer von der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten veranstalteten Podiumsdiskussion im Erste Bank Event Center. Thema des Abends: „Zwang oder Förderung zu nachhaltigem Planen und Bauen?“ Einigkeit wurde an diesem Abend wenig überraschend keine erzielt. Während Thomas Malloth und Wolfgang Amann, Geschäftsführender Gesellschafter des Forschungsinstituts IIBW, auf das Fördermodell setzen, sprechen sich Grün-Politiker Christoph Chorherr und Martin Treberspurg, Architekt und Professor für ressourcenorientiertes Bauen an der BOKU Wien, für gesetzliche Zwänge aus. Allen Diskutanten gemeinsam war der Versuch, ihren jeweiligen Standpunkt sachlich und mit seriösen Argumenten untermauern zu wollen. Einzig der freiheitliche Planungs- und Verkehrssprecher Herbert Madejski schien die Fachveranstaltung mit einer Wahl-Abschlusskundgebung am Viktor Adler Markt zu verwechseln. In gewohnt polemischer Art und Weise degradierte er die Nachhaltigkeit zu einem Spielzeug der oberen Zehntausend, die sich ihr ökologisches Gewissen auch leisten können. „Der Großteil der Bevölkerung hat nichts vom nachhaltigen Bauen, weil sich niemand mehr die Betriebskosten leisten kann.“ Für Verwunderung sorgte auch seine Forderung nach einer „bauordnungsbefreiten Zone, um hübsche Wohnungen zu einem vernünftigen Preis zu errichten“. Da ortete nicht nur Christoph Chorherr einen überraschenden Ausbruch der Anarchie in der freiheitlichen Partei.
Die Standpunkte
Deutlich sachlicher ging der Rest des Podiums zu Werke. Thomas Malloth sprach sich stark für eine Wohnrechtsreform und für Wohnbauförderungen nach dem Modell der Wiener Stadterneuerung aus. „Dass die Nachhaltigkeit für die Eigentümer bislang kaum ein Thema ist liegt auch an den bürokratischen Hürden, die den Zugang zu Förderungen verstellen“, sagte Malloth. Das „Bewusstseinsmanko“ sei primär ein „Geldbörsenproblem“. Von gesetzlichen Zwang hält Malloth wenig, vielmehr sollte es attraktive Anreizmodelle gebe, speziell für die Sanierung des Bestandes. „Wenn gesetzlicher Zwang ausgeübt wird, wird sehr viel Energie darauf verwendet, wie man diese Gesetze umgehen kann“, ist Malloth überzeugt. Dass viele Diskussionen nicht geführt werden, weil sie politisch unangenehm sind, stößt Malloth besonders sauer auf. „Es gibt jede Menge Häuser, bei denen man über Sanierung gar nicht mehr sprechen braucht. Die sollten abgerissen und durch neue ersetzt werden. Aber diese Diskussion wird leider nicht geführt.“
Auch Wolfgang Amann, Geschäftsführender Gesellschafter des Forschungsinstituts IIBW, ist von gesetzlichen Zwängen wenig angetan. Er appelliert an das Selbstverständnis des Landes und der politischen Entscheidungsträger. „Österreich ist in Europa bei der Umsetzung der Kyoto-Ziele an vorletzter Stelle, einzig gefolgt von Luxemburg. Und während in vielen Bereichen eine CO2-Einsparung auch einen Wohlstands- und Komfortverlust mit sich bringt, ist im Gebäudebereich laut Amann das Gegenteil der Fall. „Die nachhaltige Bauweise sorgt für Wohlbefinden und kann zudem auch wirtschaftliche Impulse geben“, sagt Amann. Der Zwang im Sinne von „Dringlichkeit“ müsse nicht den Bauträgern und Architekten vermittelt werden, sondern den politischen Entscheidungsträgern.
Uneingeschränkt für einen gesetzlichen Zwang sprach sich der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr aus. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit von „so sympathischen Ländern wie Russland oder Saudi Arabien“ nannte Chorherr eine „ökologische Volltrottelei“. Die Trendwende solle man beginnen, wo es am leichtesten sei: bei der Eindämmung des Energieverbrauchs. Im nachhaltigen Bauen seien 90-95 Prozent Senkung möglich – was aber nicht unbedingt Mehrkosten für die Bewohner bedeuten müsste. Dass die Akzeptanz in der Bevölkerung noch nicht gegeben sei, hält Chorherr für eine Mär und sieht Probleme eher bei den politischen Entscheidungsträgern. Für eine gesetzliche Grundlage sieht Chorherr drei mögliche Wege: Es müsse zum einen „intelligente Rahmenbedingungen“ für nachhaltiges Bauen geben – im Sinne von „Alles, was über einem bestimmten Grenzwert liegt, muss saniert werden!“ Weiters könnte man die Grundsteuer je nach der nachhaltigen Qualität der Häuser festlegen, die auf dem jeweiligen Gelände stehen. Zum dritten sollten nachhaltig errichtete Einfamilienhäuser steuerlich absetzbar sein, dann würden mehr Bauherrn investieren.
Weit weniger theoretisch gestaltete Martin Treberspurg, Architekt und Professor für ressourcenorientiertes Bauen an der BOKU Wien, seinen Beitrag. An Hand von bereits realisierten Projekten wie der solarCity in Linz-Pichling zeigte Treberspurg wie Nachhaltigkeit praktisch umsetzbar ist. Er plädiert für einen Zwang zur Förderung bis eine kritische Masse an überzeugten privaten Bauträgern erreicht ist, dann soll der Zwang ohne Förderung ausgeübt werden. Politischer Druck sei nötig, denn Mietrecht, Raumordnungs- und Wohneigentumsgesetz müssten auch gegen den Widerstand von Lobbyisten angepasst werden.
Die Standpunkte
Deutlich sachlicher ging der Rest des Podiums zu Werke. Thomas Malloth sprach sich stark für eine Wohnrechtsreform und für Wohnbauförderungen nach dem Modell der Wiener Stadterneuerung aus. „Dass die Nachhaltigkeit für die Eigentümer bislang kaum ein Thema ist liegt auch an den bürokratischen Hürden, die den Zugang zu Förderungen verstellen“, sagte Malloth. Das „Bewusstseinsmanko“ sei primär ein „Geldbörsenproblem“. Von gesetzlichen Zwang hält Malloth wenig, vielmehr sollte es attraktive Anreizmodelle gebe, speziell für die Sanierung des Bestandes. „Wenn gesetzlicher Zwang ausgeübt wird, wird sehr viel Energie darauf verwendet, wie man diese Gesetze umgehen kann“, ist Malloth überzeugt. Dass viele Diskussionen nicht geführt werden, weil sie politisch unangenehm sind, stößt Malloth besonders sauer auf. „Es gibt jede Menge Häuser, bei denen man über Sanierung gar nicht mehr sprechen braucht. Die sollten abgerissen und durch neue ersetzt werden. Aber diese Diskussion wird leider nicht geführt.“
Auch Wolfgang Amann, Geschäftsführender Gesellschafter des Forschungsinstituts IIBW, ist von gesetzlichen Zwängen wenig angetan. Er appelliert an das Selbstverständnis des Landes und der politischen Entscheidungsträger. „Österreich ist in Europa bei der Umsetzung der Kyoto-Ziele an vorletzter Stelle, einzig gefolgt von Luxemburg. Und während in vielen Bereichen eine CO2-Einsparung auch einen Wohlstands- und Komfortverlust mit sich bringt, ist im Gebäudebereich laut Amann das Gegenteil der Fall. „Die nachhaltige Bauweise sorgt für Wohlbefinden und kann zudem auch wirtschaftliche Impulse geben“, sagt Amann. Der Zwang im Sinne von „Dringlichkeit“ müsse nicht den Bauträgern und Architekten vermittelt werden, sondern den politischen Entscheidungsträgern.
Uneingeschränkt für einen gesetzlichen Zwang sprach sich der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr aus. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit von „so sympathischen Ländern wie Russland oder Saudi Arabien“ nannte Chorherr eine „ökologische Volltrottelei“. Die Trendwende solle man beginnen, wo es am leichtesten sei: bei der Eindämmung des Energieverbrauchs. Im nachhaltigen Bauen seien 90-95 Prozent Senkung möglich – was aber nicht unbedingt Mehrkosten für die Bewohner bedeuten müsste. Dass die Akzeptanz in der Bevölkerung noch nicht gegeben sei, hält Chorherr für eine Mär und sieht Probleme eher bei den politischen Entscheidungsträgern. Für eine gesetzliche Grundlage sieht Chorherr drei mögliche Wege: Es müsse zum einen „intelligente Rahmenbedingungen“ für nachhaltiges Bauen geben – im Sinne von „Alles, was über einem bestimmten Grenzwert liegt, muss saniert werden!“ Weiters könnte man die Grundsteuer je nach der nachhaltigen Qualität der Häuser festlegen, die auf dem jeweiligen Gelände stehen. Zum dritten sollten nachhaltig errichtete Einfamilienhäuser steuerlich absetzbar sein, dann würden mehr Bauherrn investieren.
Weit weniger theoretisch gestaltete Martin Treberspurg, Architekt und Professor für ressourcenorientiertes Bauen an der BOKU Wien, seinen Beitrag. An Hand von bereits realisierten Projekten wie der solarCity in Linz-Pichling zeigte Treberspurg wie Nachhaltigkeit praktisch umsetzbar ist. Er plädiert für einen Zwang zur Förderung bis eine kritische Masse an überzeugten privaten Bauträgern erreicht ist, dann soll der Zwang ohne Förderung ausgeübt werden. Politischer Druck sei nötig, denn Mietrecht, Raumordnungs- und Wohneigentumsgesetz müssten auch gegen den Widerstand von Lobbyisten angepasst werden.
Last modified onMittwoch, 08 April 2009 15:45