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- Written by Redaktion_Report
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Der Kampf zwischen Korrosion, Innovation und Beständigkeit von Information bietet derzeit vor allem den Institutionen, allen voran der Verwaltung, Gegenstand zur Diskussion. Geht es auf solcher Ebene doch nicht nur darum, aktuellen Behördenverkehr im Archiv zu sichern, sondern die Informationen eines ganzen Staates künftigen Generationen sicher zu stellen. Man weiß: Digitale Informationen bestimmen den Alltag in Verwaltung und Wissenschaft. Es ist daher unverzichtbar, den Zugang zu ihnen für die Zukunft nachhaltig sicherzustellen. \"Der Zugang zu diesen Ressourcen ist nicht nur für staatliche Institutionen, sondern auch für die Wirtschaft und den Standort österreich ein wichtiges Kapital\", so das Motto eines Symposiums, das jüngst in der österreichischen Nationalbibliothek tagte. Die Expertenbeiträge machten deutlich, dass digitale Langzeitarchivierung technisch machbar und ökonomisch leistbar ist. Eine engstirnige, kleinräumig aufgesetzte Vorbereitungsarbeit sei aber wenig zielführend - vielmehr sei europaweite Kooperation gefragt, befand man in den ehrwürdigen Hallen, angefüllt mit den Datenträgern der vergangenen Jahrhunderte: Pergament und Papier.
Die Experten haben sich bereits in die Materie vertieft, die einschlägigen Arbeiten haben schon verwertbare Ergebnisse gebracht: Dies gilt sowohl für eine Kooperation im Rahmen der Sicherung von Verwaltungsinformationen, der eine Arbeitsgruppe von Bund, Städte, Länder und Gemeinden in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv vorsteht, ebenso wie für die wissenschaftlichen Informationen, zu denen die österreichische Nationalbibliothek mit ihren Partnern bereits Know-how aufgebaut hat. Nun geht es darum, \"ein Kompetenznetzwerk für eine proaktive Lösung zu schaffen\", prescht Staatssekretärin Heidrun Silhavy, Bundeskanzleramt, vor. Die digitale Langzeitarchivierung erfordere \"sofortiges, konzentriertes Handeln\". Die Grundlagen sind vorhanden: mit dem Ausfallsrechenzentrum des Bundes in St. Johann im Salzburger Pongau steht ein atombombensicherer Standort für die digitale Langzeitaufbewahrung zu Verfügung. Der Regierungsbunker befindet sich in rund 300 Metern Tiefe und beherbergt neben dem Rechenzentrum der Bundesregierung auch die Zentrale der militärischen Luftraumüberwachung.
Am Papier steht der Aufmarsch zum Langzeitarchiv ebenso fest. Die Planungen der österreichischen Nationalbibliothek für die digitale Erfassung relevanter Dokumente sind den Proponenten zufolge weit gediehen. 2011 soll nach Ausschreibungen und technischen Abstimmungen unter den Teilnehmern ein solches Langzeitarchivierungssystem dann in Produktivbetrieb gehen. Ziel ist es, die einzelnen Schritte und die endgültige Lösung so zu gestalten, dass sie allen öffentlichen Einrichtungen für ihre eigene Langzeitarchivierung zugänglich ist. Ein weiteres Ziel ist es, die Archivierung in Form eines PPP-Modells (Public Private Partnership) zu führen. \"Es werden daher in strukturierter Weise alle Gebietskörperschaften, darüber hinaus interessierte öffentliche Einrichtungen und die Wirtschaft in den weiteren Prozess einbezogen\", betont man in den Arbeitsgruppen. Alles andere wäre undenkbar. \"Wenn die Menschen nichts mehr über ihre Geschichte wissen, verlieren sie ihre kulturelle Identität\", verdeutlicht Johanna Rachinger, Generaldirektorin österreichische Nationalbibliothek, die Notwendigkeit zur nachhaltigen Archivierung.