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Schubkraft für das Vermögen

Auf den Hauptversammlungen der Aktiengesellschaften wurde in den letzten Monaten festgelegt, wie viel Geld als Dividende für das Geschäftsjahr 2006 an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Während für die österreichischen ATX-Unternehmen noch nicht die Gesamtsumme veröffent­licht wurde, stehen die Auszahlungen für die 30 deutschen DAX-Konzerne fest: Fast 28 Milliarden Euro - dreimal so viel als im Jahr 2003 - wurden verteilt.
Dennoch finden sich die attraktivsten Titel für Dividendenjäger meist in der zweiten und dritten Reihe. In Deutschland können z. B. mehr als 40 Unternehmen außerhalb des DAX aktuell mehr als 4 % Dividendenrendite ausweisen, darunter einige mit wahren Monsterausschüttungen. In österreich geben es die AGs billiger: Mit Eybl (6,11 %) und österreichische Post (4,05 %) überspringen gerade mal zwei Unternehmen die 4-Prozent-Hürde. Weitere vier kommen wenigstens über 3 %: Telekom (3,99%), Brain Force (3,29 %), Böhler-Uddeholm (3,16 %) und Semperit (3,05 %). Letztere zählt zu jenen Aktien, die von vielen Bankanalysten jahrelang verschmäht wurden, sich dann aber überraschend als Kursrakete erwiesen. Ende Mai 2007 stellte Generaldirektor Rainer Zellner schließlich den Aktionären für heuer bereits das 17. Jahr in Folge steigende Umsätze und Erträge und eine neuerliche Dividendenerhöhung in Aussicht.
Dies ist für Anleger umso bedeutender, weil diese Rendite auch einen Sicherheitspolster darstellt. Denn mit der Ausschüttung verdient der Aktionär unabhängig von einem allfälligen Kursgewinn schon mehr, als das Sparbuch hergibt. Und außerdem zeigt sich, dass hohe Dividenden auch eine Art Kursgarantie bedeuten. Auch in den Kurskorrekturen boten sich immer wieder sichere Spekulationsmöglichkeiten auf schnelle zweistellige Gewinne, weil klar war: Die Aktie ist jetzt so billig, sie muss einfach schon bald wieder nach oben gehen.

Ein typisches Beispiel aus Deutschland ist die K+S AG (WKN 716200). Der bei vielen Anlegern als langweilig verpön­te Titel mit einer Dividendenrendite von ständig zwischen 2 und 3 % schlägt selbst den in den letzten Jahren hervorragend gelaufenen M-DAX um Längen.
Nächstes Beispiel: Das Markenkonglomerat Ahlers Group (Otto Kern, Baldessarini) kommt 2007 inklusive Sonderzahlung auf eine Dividendenrendite von 16 %. Spendierfreudig gibt sich auch das Immobilienunternehmen HCI Capital. mit rund 8 % Dividendenrendite, bei der Börsenplattform Euwax sind es 4 %. Titel mit Superausschüttungen eignen sich auch perfekt für kurzfristiges »Trading«: Kauf einer Aktie kurz vor der Dividendenzahlung und Rückkauf kurze Zeit danach. Denn wie in einer Studie der deutschen DZ Bank nachgewiesen, wird ein Teil des Dividendenabschlags bereits am Tag der Ausschüttung wieder aufgeholt, der Rest erfahrungsgemäß wenig später. Solcherart lässt sich daher eine »systematische Outperformance« erzielen. Bei SDAX-Unternehmen wurde so nach Berechnung der DZ Bank im Schnitt eine überrendite von 1,7 Prozent. Das ist noch mal ein halber Prozentpunkt besser als bei Dividendenwerten aus DAX und MDAX.
Anleger sollten allerdings gerade bei kleinen Werten nicht blind nach den Aktien mit der höchsten Ausschüttung greifen, sondern eher nach jenen, die ihre Dividende jahrelang stetig gesteigert haben und deren Ausschüttungsquote nicht deutlich über 50 % liegt. Denn die Dividendenrendite kann nur ein Auswahlkriterium sein; Bilanzkennzahlen und Geschäftsaussichten sind mindesten genauso wichtig. Vorsicht ist z. B. bei Eybl International geboten, dem Dividendenrendite-Leader in österreich, der jetzt eine Verschlechterung von Umsatz und Gewinn für 2006/07 meldete. Vielversprechender scheint da schon die Aktie der österreichischen Post mit einer Dividendenrendite von 4,05 %: Das EBIT sollte heuer immerhin um 20 - 25 % steigen. Während im DAX der Chemieriese BASF überzeugt, stechen in Deutschland auch kleinere Titel hervor: Der Badezimmerspezialist Burgbad (ISIN: DE000A0EKLW0) hat bei steigenden Gewinnen heuer eine Dividendenerhöhung von 0,50 auf 0,90 EUR vorgenommen und liegt mit einer Dividendenrendite von knapp 4 % bei einem moderaten KGV von 11,86 äußerst vorteilhaft im Markt. Der Tapetenhersteller AS Creation (ISIN DE0005079909) kommt bei einem KGV von 15 auf eine Dividendenrendite von 3 %.

Trotz defensiven Charakters haben sich Unternehmen mit einer hohen Ausschüttung auch in steigenden Märkten erstaunlich gut geschlagen. So hat der DivDAX der Deutschen Börse, in dem 15 DAX-Werte mit der höchsten Dividendenrendite gebündelt sind, den Leitindex in den vergangenen Jahren deutlich abgehängt. Ein Trend, der durch Langzeituntersuchungen bestätigt wird:Die Wirtschaftsexperten Robert Arnott und Clifford Asness veröffentlichten nach der Jahrtausendwende eine Studie, in der sie die Entwicklung von US-Aktien über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren untersucht hatten. Ergebnis: Unternehmen, die eine hohe Dividende ausschütten, erzielen in den folgenden Jahren im Schnitt einen deutlich höheren Gewinn als Unternehmen mit geringer Ausschüttung. Für geizige Unternehmen haben Arnott und Asness indes eine einfache Erklärung für die unterdurchschnittliche Performance ausgemacht: Viele Vorstände seien oft überfordert, überschüssiges Geld sinnvoll zu investieren. Zudem muss eine hohe Ausschüttung nicht bedeuten, dass ein Unternehmen keinen Spielraum mehr für sinnvolle Investitionen hat. Ein Management, das 40 % der Gewinne ausschüttet, hat immer noch Spielraum für Investitionen, muss aber effizienter wirtschaften. Das zwingt zu Kostendisziplin.

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