Auf der Suche nach dem Zaubertrank
- Written by Redaktion_Report
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Report: Mehr und mehr Breitbandanbieter beginnen nun in den Kundensegmenten der Fernsehstationen zu grasen, um ihren Nutzern Inhalte auf Bestellung liefern zu können. Wie werden es die Telcos schaffen, die Rechteinhaber wie etwa Hollywood-Studios von diesem neuen Geschäftsmodell zu überzeugen? In österreich ist dies aufgrund der Marktgröße ein signifikantes Problem. Wie tun sich hier Provider in großen Ländern wie den USA?
Dennis Gonier, AOL: Zuerst sollte - bei allem Respekt - Folgendes klargestellt werden: Telcos verstehen nichts vom Unterhaltungsgeschäft, zumindest aus heutiger Sicht. Bestes Beispiel ist unsere Muttergesellschaft Time Warner mit Töchtern wie Time Warner Cable, Time Warner Magazine, HBO, CNN, AOL - einen Telefonieanbieter werden sie hier nicht finden. Dass dies aber für manche eine große Herausforderung sein kann, ist unbestritten. Andererseits ist es interessant, wie Provider wie die Telekom Austria die Art betrachtet, Inhalte zu produzieren (Engerwitzdorf, Projekt \"Buntes Fernsehen“, Anm. d. Red.). Dass hier eine Community selbst für die Inhalte sorgt ist schlichtweg brillant. Normalerweise investieren Studios wie HBO eine Menge Geld in neue Produktionen. Samt dem Risiko, dass sich der Aufwand letztendlich nicht gelohnt haben könnte.
Generell ist zu sagen, dass US-Phone-Companies zwar oft auf viel Geld sitzen, dennoch im Contentgeschäft eine schwierige Position innehaben. DSL-Leitungen alleine bieten nicht den nötigen Highspeedzugang, um die Entertainmentbedürfnisse der Konsumenten zu befriedigen. Dies könnte Glasfaser schaffen, doch gerade in den USA gäbe es hier eine ganze Menge zu verlegen. Also bleibt den Telcos nichts anderes, als sich die Kabelfernsehunternehmen noch eine Weile vom Leib zu halten. Die Situation in Europa ist zwar etwas anders, doch auch hier aber die Telcos nicht genügend Platz zwischen den TV-Sendern und den Rechteinhabern. Dort sind schon zu viele Synergien am Laufen.
Report: Welche Chancen räumen Sie den Providern ein, den Fernsehsendern Marktanteile wegschnappen zu können?
Dennis Gonier: Um mit den bestehenden Marktteilnehmern mithalten zu können, müssen Telcos zuerst mit ihrer schwierigen Kostensituation zurechtkommen. Auf alle Fälle gilt es dort, die Preise für Breitbandzugänge zu senken, um die Haushalte breit erreichen zu können. Die Sache hat nur einen Haken: Sobald diese Einnahmen schwinden, bleibt kein Geld mehr für den Erwerb der Filmrechte übrig. Bei aller Sympathie für einen breiteren Wettbewerb sehe ich die Telcos in einer sehr schwierigen Position.