Alte Konventionen digital abbilden, reicht nicht
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Theodor Strohal, Strabag BIM.5D-Abteilungsleiter in Wien.
Report: Warum ist BIM in der Realität im Bau noch nicht angekommen?
Theodor Strohal: Beim Bau wird in kurzer Zeit sehr viel Geld ausgegeben. Da geht es vor allem darum, mit den Ressourcen richtig umzugehen. Im Tagesgeschäft einer Baustelle hat das Erlernen neuer Methoden und die Offenheit für neue Medien kaum Platz und genau das fordert BIM in seiner Einführung: Zeit, Geld und eine kritische Auseinandersetzung mit althergebrachten Arbeitsweise. Dazu kommen die Kosten für entsprechend geschultes und motiviertes Personal auf der Baustelle.
Report: Warum ist BIM für Strabag so wichtig?
Strohal: Alte Konventionen digital abzubilden, wird langfristig im Wettbewerb nicht reichen. Es geht darum, Prozesse in den unterschiedlichsten Leistungsphasen und Gewerken zu vernetzen. Die digitale Arbeitsweise erlaubt es, den Überblick über die komplexen Prozessverschneidungen zu bewahren, diese zu bearbeiten und in einem Datenmodell festzuhalten. Unsere größten Kritiker sind wir selbst. Wir lernen bei jedem BIM-Projekt etwas dazu und gewinnen wichtige Informationen, um unsere internen Arbeitsabläufe zu verbessern und die Kooperation und den Austausch zu fördern – davon soll letzten Endes vor allem der Bauherr profitieren.
Report: Welche Verbesserungen in der Praxis bringt BIM bereits?
Strohal: In erster Linie entwickeln wir Werkzeuge, die auf Basis einer Standardisierung eine nachvollziehbare und effektive Handhabung in der Kostenermittlung und Leistungserfassung darstellen. Die Visualisierung der Objekte führt zu einer schnelleren Problemerkennung und den Kunden zu einer früheren Entscheidungsfindung. Das digitale Abbild des realen Bauwerks kann ohne großen Aufwand etlichen Simulationen unterzogen werden, um Risiken und Optimierungspotenziale im Vorfeld zu erkennen und diese auch einfach kommunizieren zu können. Apropos Kommunikation: Es wird ja angenommen, dass zwischenmenschliche Kommunikation in der digitalen Arbeitsweise an Bedeutung verliert. Genau das Gegenteil ist der Fall.