Interview: »Nicht schlechtreden«
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Hans-Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister Bau, über rückläufige Lehrlingszahlen, den Gesundheitszustand der österreichischen Bauwirtschaft und die Treffsicherheit von Förderungen und Subventionen.
(+) plus: Wie entwickeln sich die Beschäftigungszahlen in der heimischen Bauwirtschaft?
Hans-Werner Frömmel: Die Beschäftigung im Bauhauptgewerbe ist stabil. Allerdings steigt das Arbeitskräfteangebot durch Entsendungen aus dem Ausland weiter an.
Es erfüllt mich auch mit Besorgnis, dass wir trotz größter Anstrengungen immer noch rückläufige Lehrlingszahlen haben. Das wird auch ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit in den nächsten vier Jahren sein. Denn ohne Fachkräfte ist die Gefahr, dass noch mehr billige Arbeitskräfte aus dem Ausland kommen, groß. Und darunter leidet auf jeden Fall die Qualität.
(+) plus: Wie wollen Sie Unternehmen dazu bringen, wieder mehr Lehrlinge auszubilden?
Frömmel: Wir wissen, dass Lehrlinge am Bau teuer sind und dass das für einige Unternehmer ein Problem darstellt. Deshalb haben wir die Lehrlingsprämie erhöht und im Rahmen der KV-Verhandlungen vereinbart, dass die Lehrlinge in die Schlechtwetterregelung einbezogen werden, wodurch deutliche Erleichterungen für die Betriebe erreicht wurden. Es gibt aber auch das gesellschaftspolitische Problem, dass die Jugendlichen immer mehr in Richtung Studium getrieben werden und die Lehre kein besonders hohes Ansehen genießt. Völlig zu Unrecht, denn ein gut ausgebildeter Maurer wird immer einen Job haben.
(+) plus: Kurz vor Weihnachten wurde im Parlament das neue Vergaberecht beschlossen. Fürchten Sie eine steigende Zahl von Einsprüchen durch das Bestbieterprinzip?
Frömmel: Eigentlich nicht. Vieles wird von den Ausschreibungen abhängen. Jede Ausschreibung, die Raum für Spekulationen lässt, ist anfällig für Einsprüche. Das ist heute nicht anders. Es geht aber beim neuen Vergaberecht nicht nur um das Bestbieterprinzip, sondern um viel mehr. Die Novelle soll überhaupt mehr Transparenz bei Subunternehmerleistungen bringen. Zum einen müssen jetzt alle Subunternehmer bereits im Angebot genannt und damit geprüft werden.
Zum anderen können öffentliche Auftraggeber jetzt Kernleistungen festlegen, die nicht an Subunternehmer vergeben werden dürfen. Und dass Lohn- und Sozialdumping zu einer Auftragssperre führt, steht schon seit dem Sommer im Gesetz. Das hat eine präventive Wirkung auch im privaten Bereich, denn für die Auftragssperre ist es unerheblich, wo die Unterentlohnung festgestellt wurde.
(+) plus: Wie entwickelt sich die Preis- und Margensituation in der Bauwirtschaft? Anders gefragt: Wie gesund ist die heimische Bauwirtschaft?
Frömmel: Die Bauwirtschaft wird oft schlechter geredet, als sie tatsächlich ist. Das ist natürlich regional verschieden. Auf ganz Österreich bezogen haben wir nur ein minimales Wachstum. Davon kann man eigentlich nicht leben, aber durch die angesprochenen Maßnahmen bin ich optimistisch, dass wir kein schlechtes Jahr vor uns haben. Man muss auch abwarten, wie sich die Steuerreform auswirken wird. Wenn fünf Milliarden Euro in private Haushalte kommen, gehe ich davon aus, dass ein Teil davon auch wieder investiert wird.
(+) plus: Wohnbauoffensive, Sanierungsscheck, Handwerkerbonus ... Mit Ausnahme der Landwirtschaft wird kaum eine andere Branche so stark subventioniert wie die Bauwirtschaft. Hat das die Branche wirklich nötig?
Frömmel: Was heißt Subventionierung? Das sind ja keine Geschenke, die an die Bauwirtschaft verteilt werden. Subventioniert, wenn Sie so wollen, wird der Konsument. Nehmen Sie das Beispiel der steirischen Winterbauoffensive. Da werden mit einer Million Euro zehn Millionen Euro umgesetzt. Gefördert wird der Auftraggeber, der bis zu 50.000 Euro bekommt.
Auch beim Handwerkerbonus wird nicht der Handwerker gefördert, sondern der Häuslbauer. Und auch der Staat wird gefördert, weil die Schwarzarbeit reduziert wird und ein Vielfaches der ausgezahlten Förderungen in Form von Steuern rückfließt. Das gilt auch für den Sanierungsscheck. Gefördert wird das Wirtschaftswachstum. Es geht darum, privates Geld in die Wirtschaft zu transferieren. Dass es funktioniert, zeigt der Sanierscheck. Mit der Einführung ist es nachweislich zu einem Sanierungsboom gekommen.
(+) plus: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2016?
Frömmel: Ich hoffe, dass sich die unterschiedlichen Maßnahmen, die wir angesprochen haben, positiv auf die Bauwirtschaft auswirken werden. Und davon bin ich auch fest überzeugt – immerhin ist vieles davon unsere Idee.