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Knopfzelle statt Auspuff

\"BeiElektromobilität ist das Wirtschaftszauberwort des Jahrzehnts.

Die Erwartungen der unterschiedlichen Player sind hoch, also werden jetzt die Claims abgesteckt und das Positive am E-Car betont.

 

Grüne Wiesen, Alleen statt Autobahnen, saubere Luft und spielende Kinder – so sahen die Verkehrswege aus, als der Verbrennungsmotor noch nicht erfunden war. Heute ist diese Idylle Science-Fiction. Doch ist sie eine Zukunftsvision, die in wenigen Jahrzehnten tatsächlich umgesetzt werden kann. Die benzin- und dieselgetriebenen Fahrzeuge haben über viele Jahre unsere Verkehrswege verstunken, nun aber ist ein Gesinnungswandel deutlich spürbar. Politik und Gesellschaft fordern nachhaltiges Wirtschaften, letztlich auch um der Unabhängigkeit von Öl und Gas willen. Zurück zum Ursprung lautet die Devise für einen nun wachsenden Markt für Elektromobilität. Der historische Konnex: Um 1900 wurden ebenso viele Autos mit Strom betrieben wie mit Dampf. Lediglich ein Fünftel der Fahrzeuge wurde anfangs mit einem Otto-Motor bewegt. Ein knappes Jahrhundert später tummeln sich eine gute Milliarde Kraftfahrzeuge auf unserem Planeten. Ein Bruchteil davon setzt auf Akkumulatoren für den Antrieb. In Österreich sind es derzeit knapp 1.200 E-Cars sowie 6.600 Hybrid-Kfz.

Den energieeffizienten Elektroautos wird eine goldene Zukunft prognostiziert. Nach engagierten Nischenplayern und Herstellern aus Asien wollen nun auch die großen europäischen Automobilhersteller am neuen Kuchen mitnaschen. Es gilt vor allem, von Anfang an mit dabei zu sein. Auch wenn mit den vergleichsweise teuren Elektroautos noch kein Riesengeschäft zu machen ist, stützt sich die Hoffnung der Hersteller auf EU-Klimarichtlinien, regionale Fördertöpfe und Subventionen. Knackpunkt ist die nötige Ladeinfrastruktur, die erst einmal aus dem Boden gestampft werden muss.

In mancher Tourismusregion hat die Elektromobilität bereits die Köpfe verdreht. Groben Schätzungen zufolge gibt es in Österreich ein paar hundert »Bürgermeistersäulen«, wie die Ladestationen an den Hauptplätzen schmunzelnd genannt werden. »Es ist illusorisch zu glauben, mit einer einzigen Schukosteckdose gleich eine ganze Ladeinfrastruktur zu besitzen«, urteilt ein Branchenkenner. Die Steckdose vor dem Gemeinderathaus nütze nur jenen, die dort auch arbeiten. Andere bleiben keine acht Stunden geparkt – dies wäre die Dauer eines Ladezyklus mit Wechselstrom.

Elektromobilität – das macht für viele nur Sinn, wenn der Strom zu 100 % aus erneuerbaren Quellen fließt. Studien zufolge ist dies in einem Wasserkraftland wie Österreich eine überschaubare Herausforderung (siehe folgende Interviews). Selbst wenn die Elektroautos mit dem deutschen Strommix mit seinem größerem Gas- und Kohleanteil gespeist würden, schlägt die weitaus bessere Energiebilanz des Elektromotors die Verbrennungsmotoren allemal. Und um mit einem gängigen Missverständnis aufzuräumen: Würden sämtliche Kraftfahrzeuge in Österreich über Nacht auf Elektroantrieb umgestellt werden, käme es zu einer Netzbelastung von zusätzlichen 10 bis 11 %. Das Planziel der Republik ist ohnehin nur, bis zu 250.000 Elektroautos bis 2020 auf die heimischen Straßen zu bringen. In Österreich gibt es noch genügend Potenziale, um den zusätzlichen Strombedarf durch erneuerbare Energieträger zu decken. So macht der zusätzliche Strombedarf einen moderaten Anteil von maximal 1,6 % bis 2020 beziehungsweise 6,6 % bis 2030 der erneuerbaren Stromerzeugung aus.

»Die CO2-Emissionen im Verkehrssektor sind seit 1990 um rund 60 % gewachsen. Eine durchdachte Einführung von E-Mobilität im Pkw-Bereich kann zu einer starken Verbesserung des CO2-Ausstoßes in diesem Segment führen. Grundvoraussetzungen dafür sind aber eine sinnvolle Einbindung in das bestehende Gesamtverkehrssystem und vor allem die vollständige Versorgung aus bestehenden und zusätzlichen erneuerbaren Energiequellen«, betont auch Peter Molnar, Geschäftsführer Klimabündnis Österreich.

>> Piloten für die Wende <<

Einen jüngsten Vorstoß zur Aufbereitung des E-Mobility-Marktes haben Siemens und der Verbund gewagt. Mit der Gründung eines Providers für E-Mobility soll diesen Sommer der Claim abgesteckt werden. »Die Frage die uns bewegt, ist, inwieweit es in Österreich gelingt, am Megatrend der E-Mobilität zu partizipieren«, erklärt Verbund-Vorstand Wolfgang Anzengruber. Das gemeinsame Unternehmen soll nun alle für den Betrieb von Elektrofahrzeugen notwendigen Services bündeln und sowohl Firmen- als auch Gewerbekunden einheitliche Leistungspakete anbieten sowie den Ausbau von Ladeinfrastruktur vorantreiben. Aktuell wird noch ein knackiger Name für das E-Mobility-Unternehmen gesucht.  

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