Kompromiss bereiter Stadtgestalter
- Written by Redaktion_Report
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Kobermaier: Es wird sich einiges ändern. Wir wollen von der Stadtteilplanung stärker in die Stadtgestaltung gehen. Mit dem Schutzzonenmodell haben wir einen Schritt gesetzt, wo in der ersten Phase sehr viel als schutzwürdig identifiziert wurde. Jetzt ist eine Evaluierung durchaus angebracht, wir sollten uns auf die großen schützenswerten Gebiete konzentrieren. Das könnte auch zu einer Reduktion der Schutzzonen führen.
Die Stadtentwicklung hat sich bisher auf das gebaute Umfeld konzentriert. Wird der öffentliche Raum, für den Sie in der MA 19 zuständig waren, ein Schwerpunkt sein?
Die Stadtentwicklung wird sich stärker mit dem Weichbild befassen, die Architekturdeklaration soll auf den öffentlichen Raum ausgedehnt werden. Ich sehe die MA 19 als Qualitätssicherungsstelle bei der Gestaltung öffentlicher Räume und weniger stark für die Bebauungspläne zuständig. Wir werden mehr begleitende Kontrolle im Sinne des Paragrafen 85 der Bauordnung betreiben. Außerdem soll die Nutzerorientierung und das Kostenbewusstsein in der Dienststelle verstärkt werden.
Für Aufregung unter den Wiener Architekten hat die Ankündigung von Planungsstadtrat Schicker gesorgt, mehr Eigenplanungen durch die MA 19 durchführen zu lassen.
über diese Aufregung war ich überrascht. Kleine Umbauten und Sanierungen hat die MA 19 schon seit Jahrzehnten geplant. Im Vergleich zum gesamten Bauvolumen der Stadt Wien ist das aber ein geringer Anteil, das ist vergleichbar mit einem Büro mit fünf bis sieben Mitarbeitern, das ist sicher nicht wettbewerbsverzerrend.
Welche Planungsarbeiten könnte die MA 19 übernehmen?
Das könnten Schulen, Kindergärten oder Stützpunkte der Magistratsabteilungen sein. Nach unseren Möglichkeiten werden wir ab und zu auch einen Neubau planen. Das wird aber nicht in großem Rahmen stattfinden. Größere Projekte sind mit unseren Mitarbeitern, von denen die Hälfte selbst Architekten sind oder Büros geführt haben, nicht möglich.
In Wien steht eine Bauordnungsnovelle an. Welche änderungen wünschen Sie sich?
Beispielweise könnte die Regelung der Feuermauern so geändert werden, dass in der Bauklasse 1 Grundstücke zusammengefasst werden können und größere Einheiten möglich sind.
Wo werden die Schwerpunkte in den Stadtentwicklungsgebieten liegen?
Dort geht, aufgrund der Entwicklung der Bevölkerungszahlen, die Tendenz in Richtung Verdichtung. Die Frage der Dichte ist eher ein allgemeines Thema der Stadtplanung, da werden Leitbilder und Masterpläne entwickelt. Das kann man jetzt nicht so genau festlegen.
Wie sehen Sie, der für die Architektur in Wien zuständig ist, Ihr Verhältnis zu den Architekten?
Ich sehe mich als einen kompromissfähigen und in alle Richtungen gesprächsbereiten Menschen. Mit der Kammer habe ich eine gute Gesprächsbasis, aber auch mit den anderen Architektenvereinigungen. Beim Wettbewerbsleitfaden, den wir aufgrund des Bundesvergabegesetzes 2006 überarbeiten, werden wir die Abläufe einhalten und uns gegenseitig informieren. Da gibt es praktisch keine Differenzen.
Zur Person
Franz Kobermaier (40) studierte Architektur an der Technischen Universität Wien und arbeitet seit 1995 bei der Stadt Wien. Er begann in der MA 19 im Referat »Generelle Grundlagenplanung«, wechselte dann in andere Stadtplanungsabteilungen (MA 18, MA 21 A) und kehrte 2005 in die MA 19 zurück, wo er die Leitung des Dezernates »öffentlicher Raum« übernahm. Seit Jahresbeginn 2006 war er Dienststellenleiter-Stellvertreter. Kobermaier löst Josef Matousek (60) ab, der in den Ruhestand getreten ist. Matousek hatte der MA 19 mehr als drei Jahrzehnte angehört, seit 2001 als deren Leiter.