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Nachtleben der besonderen Art

Perturbation« nennt der chilenische Neurobiologe und Erkenntnispraktiker Humberto Maturana die Tatsache, dass der Körper sich nur in einem vermeintlichen Gleichgewicht befindet. In Wahrheit »ändert der Körper seine Struktur in jedem Augenblick, um seine Organisation aufrechtzuerhalten«, wie Maturana es nennt. In die Alltagssprache übersetzt: Eine Perturbation ist nichts anderes als ein Anstoß, der unserem Körper aus irgendwelchen Gründen (meist aufgrund unseres eigenen Verhaltens) widerfährt und der dann eine Informationskette im Nervensystem nach sich zieht. Ohne Anstöße hingegen verflacht der Organismus, er wird träge, bis er schließlich stirbt. So weit sollte man es nicht kommen lassen, vor allem, so lange man im Erwerbsleben steht. Wer einen anstrengenden Job zu verrichten hat, sollte sich bekanntlich auch um die körperliche Fitness kümmern. Und das, so wissen aufmerksame Leser dieser Rub­rik, bewerkstelligt man am besten durch eine intelligente Abwechslung von Bewegung (Perturbation) und Ruhe (Regeneration). Von Leistungssportlern kennen wir den Begriff »Höhentrainingslager«: Sportler gehen bisweilen eine Zeit »in die Höhe«, um dann um einen Deut fitter wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückzukehren. Während Spitzensportler aber trainingstechnisch so ausgereizt sind, dass das Höhentraining vielleicht nur ein, zwei Prozent Leistungssteigerung nach sich zieht, haben normalsterbliche Erwerbstätige für gewöhnlich um einiges mehr »Perturbationspotenzial«.

Alter Hut
Eigentlich machen das die Menschen ja schon seit längerem - es zog sie immer schon zur »Sommerfrische« in die Berge. Der Name kommt nicht von ungefähr - wer den Sommer in den Bergen verbringt, kommt viel frischer wieder in die Stadt zurück. Einerseits, weil man ausreichend gefaulenzt hat, andererseits, weil man gewandert ist - und weil man mehrere Wochen lang in der Höhenlage geschlafen hat. Genau das ist das Geheimnis des Höhenurlaubes: Im Schlaf vermehren sich die roten Blutkörperchen - das macht der Körper, weil die Luft in der Höhe weniger Sauerstoff enthält, daher ändert er seine Struktur, reichert das Blut also etwas an.
Als ideale Dauer für solch einen Höhenaufenthalt hat die Wissenschaft die Zeit von drei Wochen beobachtet (so lange dauern auch die meisten Kur­aufenthalte, weil der Körper eben so lange bis zur völligen Anpassung auf verschiedenste Perturbationen braucht). Aber auch schon ein paar Tage oder ein, zwei Wochen zeigen etwas Wirkung.

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