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“Ein katastrophaler Fehler”

Der Report befragte Angel Dobardziev zu dem nun diskutierten Abverkauf der mobilkom durch die Telekom Austria. Dobardziev ist Senior Analyst und Leiter des Bereichs \"WirelineStrategy advisory service\" bei Ovum.

Report: Welche Auswirkung hätte der Verkauf der mobilkom auf die zukünftige Kursentwicklung der Telekom Austria?
Angel Dobardziev: “Der Abverkauf der Mobilkom-Gruppe durch die Telekom Austria wäre ein katastrophaler strategischer Fehler. Alle Telekomprovider, die sich bisher von ihren Mobilfunktöchtern getrennt haben, bereuen diesen Schritt zutiefst. Sogar die British Telekom, die ja O2 abverkauft hat, versucht mittlerweile alles, um diesen Fehler wieder gut zu machen.
Die zentrale Entwicklung, die wir international beobachten können, heißt Konvergenz. Das Festnetz allein verliert an Bedeutung, Festnetzangebote werden durch mobile Angebote zum Teil ersetzt - das ist der Trend. Jeder Anbieter, der nur auf dem Festnetzbein steht, hat mit ständig sinkenden Marktanteilen zu kämpfen.

Aber würde der hohe, zu erwartende Verkaufserlös - es ist von einem Unternehmenswert der mobilkom von acht Milliarden Euro die Rede - die Aktienkurse der Telekom nicht in die Höhe treiben?
Das wäre ein kurzes Vergnügen. Der Verkauf untergräbt jede langfristige Strategie. Ich verstehe, dass die Republik österreich möglichst viel aus ihren Anteilen machen will, aber das wäre eine Vorgangsweise, die die jenseits des Tellerrandes liegende Dimension nicht berücksichtigt. Hier würde der kurzfristige Erfolg zu Lasten des langfristigen getauscht.

Die Internationalisierungsstrategie der Telekom Austria wird fast ausschließlich vom mobilen Bereich - mit Engagements in Kroatien, Slowenien, Bulgarien etc. - getragen. Nach dem Verkauf bliebe der österreichische Heimmarkt. Mit welchen Aussichten?
Der österreichische Markt ist heiß umkämpft. Die Marktanteile der Telekom Austria sinken. Der Druck würde nach einem derartigen Schritt noch deutlich zunehmen. Derartige Schritte haben viele ehemalige Monopolisten vor Jahren gesetzt. Ich kenne keinen, der das nicht zutiefst bereut. Die Zeit für derartige Schritte ist ganz eindeutig vorbei.

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