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Infrastrukturausbauten im Euro-Raum

K. Schierhackl. ''Infrastrukturen beeinflussen maßgeblich das Schicksal von Regionen.''Was war, was ist, was kommt? – ein Gastkommentar von Asfinag-Vorstand Klaus Schierhackl

Gut ausgebaute Infrastrukturen sind das Rückgrat unserer Gesellschaft und sichern den hohen Lebensstandard, den wir heute genießen. Ein Autocluster im Großraum Graz oder ein Global Player im Stahlsektor in Linz wären ohne leistungsfähige Infrastrukturen nicht vorstellbar. Moderne und leistungsfähige Infrastrukturen sichern somit Tausende Arbeitsplätze sowie unseren Wohlstand.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Infrastrukturen – früher Verkehrswege genannt – schon seit Jahrhunderten das Schicksal der Regionen, in welchen sie zu finden sind oder eben auch nicht, maßgeblich beeinflussen. Schon im alten Rom war der Ausbau der Verkehrswege eine Priorität, um das römische Reich stetig zu vergrößern. Die römischen Truppen benötigten Straßen, um sich fortzubewegen und um den Nachschub zu sichern. Parallel dazu begann entlang dieser Straßen der Warenhandel und Dörfer sowie Städte entwickelten sich.

Einige Jahrhunderte später erleben wir heute ein Europa mit unterschiedlich gut ausgebauten Infrastrukturen, bezogen sowohl auf die einzelnen Verkehrsträger als auch auf die Regionen Europas. Jene Länder mit gut ausgebauten Infrastrukturen verfügen über einen deutlichen Standortvorteil gegenüber jenen Ländern mit weniger gut ausgebauten oder veralteten Infrastrukturen.

Um Europa in Summe zu stärken, ist die Europäische Kommission gerade dabei, das europäische Verkehrsnetz – die transeuropäischen Netze – zu überarbeiten. Ziel ist es, die wesentlichsten Verbindungen bis 2030 umzusetzen. Hierzu zählen Hochleistungsverbindungen zwischen den Hauptstädten, die Anbindung wesentlicher Knotenpunkte wie Häfen und Flughäfen aber auch die Vernetzung Europas mit seinen Nachbarregionen. Die Finanzkrise und ihre Folgen haben diese Herausforderung noch einmal verschärft. Die Staaten haben immer weniger Mittel für neue Infrastrukturen zur Verfügung. Auch für private Investoren ist das Umfeld derzeit schwierig. Geld am Kapitalmarkt für Großprojekte zu beschaffen, ist kein leichtes Unterfangen. Verschärfte Vorgaben für Kreditvergaben, höhere erforderliche Sicherheiten etc. haben mittlerweile auch die Europäische Kommission auf den Plan gerufen, neue Möglichkeiten zur Projektfinanzierung zu erarbeiten. Im soeben erschienen Weißbuch Verkehr werden hierzu erste Initiativen genannt.

Hinzu kommt, dass das Verkehrssystem in Summe umweltfreundlicher werden muss, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Hierzu wird es aber sicher nicht ausreichen, die Straße als »Stinker« und die Schiene als »Allheilmittel« zu deklarieren. Gefragt sind intelligente Lösungen, um jeden Verkehrsträger für sich weiterzuentwickeln sowie die einzelnen Verkehrsträger miteinander zu vernetzen. Die ASFINAG ist wahrscheinlich der erste Autobahnbetreiber, der diese Vernetzung in seiner Vision verankert hat und proaktiv vorantreibt.

Zurückkommend auf die Finanzierungsherausforderungen haben wir in Österreich in den vergangenen Monaten den Beweis erbracht, dass trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein bedarfsgerechter Infrastrukturausbau sichergestellt werden kann. In Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen ist es gelungen, ein Infrastrukturausbauprogramm zu erarbeiten, welches als nachhaltig bezeichnet werden kann. Sämtliche geplanten Bauvorhaben wurden einer Evaluierung unterzogen und anhand eines einheitlichen Kriteriensets bewertet. Wesentliche Kriterien waren das Nutzen-Kosten-Verhältnis, die überregionale sowie lokale Bedeutung der Projekte sowie die nochmalige Überprüfung, ob eine ausreichend hohe Verkehrsnachfrage für eine Autobahn gegeben ist. Das Ergebnis ist ein dem tatsächlichen Bedarf entsprechendes und langfristig finanzierbares Infrastrukturausbauprogramm.

Wenn auf europäischer Ebene Ähnliches gelingt, bin ich sehr zuversichtlich, dass Europas Infrastrukturen rasch und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden können – zum Wohle der europäischen Wirtschaft und daher auch zum Wohle der europäischen Bevölkerung.


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