Menu
A+ A A-

"Wir müssen langfristig denken"

"Wir müssen langfristig denken"

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Friedrich Mozelt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Österreich GmbH, über den Trend zu kleineren Maschinen und Wachstumsstrategien in einem stagnierenden Markt.

Report: Wie ist 2015 für Zeppelin Österreich gelaufen?

Friedrich Mozelt: Das Jahr ist gut angelaufen, natürlich geprägt von der MAWEV Show im März, bei der einige gute Geschäfte abgeschlossen werden konnten. Im 2. und 3. Quartal hat sich der Markt zunehmend verlangsamt. In den letzten drei Monaten des letzten Jahres kam der Markt fast zum Erliegen. Dennoch hatten wir im gesamten Jahr einen sehr guten Auftragsbestand was uns in Summe zufrieden macht. Ein Wachstum von etwas über 5% unterstreicht diese positive Entwicklung.

Report: Wie ist es der Baumaschinenbranche allgemein aus Ihrer Sicht gegangen?

Mozelt: Es war für alle ein schwieriges Jahr. Der Trend zur Miete und zu kompakteren Geräten, verbunden mit der Stimmung und Ertragslage der Kunden, hat den Markt nicht angekurbelt. So muss man sehen, dass rund 60 Prozent aller Baumaschinen kleiner als 8 Tonnen Einsatzgewicht sind. Zusätzlich kommen bereits mehr als 25 Prozent aller Baumaschinen über die Miete in den Markt. Sie sehen, am Segment Miete kommt keiner vorbei!  

Report: Sie haben im letzten Jahr ihr Portfolio dementsprechend mit Kooperationen mit Thwaites Raddumper und Schäffer Ladern ausgeweitet. Wie fällt ein erstes Fazit aus?

Mozelt: Die Ausweitung des Portfolio hat sich auf jeden Fall bewährt. Man muss aber bedenken, dass wir unsere Kooperation erst mit März begonnen haben, also zu einem Zeitpunkt, wo viele Investitionen schon getä­tigt waren. Deshalb erwarten wir uns für heuer eine deutliche Steigerung.

Report: Werden Sie von Kunden auch in diesem Segment als Anbieter von Kleinmaschinen gesehen? Bislang stehen Zeppelin und Caterpillar doch eher für große Geräte.

Mozelt: Das ist für Kunden eher ein Zugewinn. Sie haben den Vorteil, sowohl Großgeräte als auch ihren Bedarf an kleineren Maschinen aus einer Hand und mit gewohnt umfangreichen Service-Paket zu bekommen. Maschinen- und auch Ersatzteilverfügbarkeit sind bei uns kein Thema. Wir hätten mit dem Verkauf von Thwaites und Schäffer Geräten schon früher beginnen können, haben uns aber bewusst für den späteren  Zeitpunkt entschieden, an dem wir diese Verfügbarkeiten garantieren konnten.

Report: Damit haben Sie sich aber selbst um das starke Geschäft im ersten Quartal 2015 gebracht?

Mozelt: Das ist richtig. Aber langfristig glaube ich dennoch, dass wir die damit richtige Entscheidung getroffen haben. Denn es gibt nur eine Möglichkeit des ersten Eindrucks. Und wenn dieser nicht passt, sind die Kunden auch ganz schnell wieder weg.

Report: Wie groß ist Anteil von Thwaites Dumper und Schäffer Lader am Gesamtumsatz?

Mozelt: Der ist aktuell noch gering. Im Vordergrund stand aber auch nie die Umsatzmaximierung, vielmehr wollen wir mit dem zusätzlichen Angebot unseren Kunden ein abgerundetes, komplettes Baumaschinenprogramm anbieten.

Report: Wie entwickelt sich aktuell das Verhältnis Miete-Kauf?

Mozelt: Wir bieten drei verschiedene Mietoptionen: Die reine Projektmiete sowie die Miete mit anschließendem Kauf ohne fixe Laufzeit und mit fixer Laufzeit und garantiertem Restwert. Diese drei Optionen machen heute rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus, mit steigender Tendenz.  

Report: Was sind die Gründe für das wachsende Mietgeschäft?

Mozelt: Hierfür gibt es unterschiedliche Philosophien. Den einen geht es um Spitzenauslastung, andere haben immer schon gemietet und wollen nicht kaufen. Wieder andere mieten für einzelne Projekte zu. Ein weiterer Vorteil ist die direkte Abschreibbarkeit der Miete, das wird dann direkt ergebniswirksam. Und manche Kunden können sich einen Kauf schlicht und einfach nicht leisten.

Report: In der Vergangenheit hatte die Branche mit laufend sinkenden Margen zu kämpfen. Hat sich die Situation wieder etwas entspannt?

Mozelt: Da hat sich leider nichts geändert. Solange es ein Überangebot an Maschinen, in einem stagnierendem Markt gibt, entsteht ein Verdrängungswettbewerb, und die Margen bleiben unter Druck. Dies liegt aber auch daran, dass der weltweite Markt für Baumaschinen rückläufig ist und deshalb alle wesentlichen Player verstärkt in den europäischen Markt investieren. Da gibt es auch immer wieder Hersteller, die vor allem über den Preis verkaufen.

Report: Wie soll das angestrebte Wachstum gelingen?

Mozelt: Ziel ist es weitere Marktanteile hinzuzugewinnen. Auch im Gebrauchtgeschäft und bei den Motoren ist noch einiges möglich. Zudem gibt es am Markt noch Nischen und Märkte in denen Caterpillar noch keine Produkte anbietet. Diese »Lücken« werden jedoch zeitnah geschlossen und bieten kurzfristig auch zusätzliches Potential. Die neuen Mobilbagger im Materialumschlag bis zu 60 Tonnen sind ein beeindruckendes Beispiel dafür und auf der bauma erstmals zu sehen.

Report: Lassen sich Dienstleistungen im Aftersales-Bereich noch einpreisen oder ist das eine Commodity, die vom Kunden erwartet wird?

Mozelt: Service und Kundendienst sind neben dem Produkt selbst das größte Unterscheidungsmerkmal zum Wettbewerb. Da kommt es auf schnelle Verfügbarkeit, kostengünstige Reparaturen und die Betreuung auch nach dem Verkauf an. Wir wollen dem Kunden über den gesamten Lebenszyklus einer Maschine ein verlässlicher Partner sein.

Report: In den letzten Jahren waren Unternehmen mit Investitionen sehr zurückhaltend. Spüren Sie wieder eine steigende Investitionsbereitschaft? Oder wird nur dann investiert, wenn Maschinen getauscht werden müssen?

Mozelt: Es gibt bei vielen Firmen Nachholbedarf, aber man ist mit Investitionen nach wie vor sehr vorsichtig. Es haben zwar viele große Unternehmen gute Auftragsbestände, aber die hängen oft an wenigen Großprojekten. Diese wurden bereits gestartet, stehen aber immer noch in den Auftragsbeständen. Deshalb ist immer die Frage, welche Aufträge neu hinzukommen und vor allem auch, in welche Bereiche die Kunden investieren wollen.

Aktuell in aller Munde ist das Thema Bauschutt-Recycling. Die Veränderungen, die es in diesem Bereich gibt, tragen natürlich nicht zur Investitionsbereitschaft unserer Kunden bei.

Report: Wie ist denn aus Ihrer Sicht aktuell die Stimmung bei Ihren Kunden?

Mozelt: Momentan sehr zurückhaltend. Themen wie das Bauschutt-Recycling und Auflagen wie die ALSAG-Verpflichtung sorgen derzeit schon für viel Verunsicherung.

Report: Welche Auswirkungen wird die Bauma auf das Geschäft haben?

Mozelt: Auf Österreich wird sie keinen nennenswerten Einfluss haben. Es wird bei kleinen und mittelständischen Unternehmen vielleicht eine Investitionsverschiebung Richtung bauma geben, die großen Unternehmen wissen, was sie wann investieren müssen.

Report: Mit welchen Trends und Innovationen rechnen Sie? 

Mozelt: Ganz wesentlich werden die Themen Kraftstoffverbrauch, Fahrkomfort und das ganze Paket rund um Wartung, Service und Kundendienst – Stichwort Lebenszykluskosten – sein.

Report: Welche Rolle wird das Thema Hybrid in Zukunft spielen?

Mozelt: Das hängt vor allem von der Maschinengröße ab. Caterpillar geht hier aber ohnehin einen etwas anderen Weg. Caterpillar setzt auf die sogenannte XE-Technologie. Das steht für kraftstoffsparende Technologie. Das muss aber nicht zwangsläufig mit Hybridtechnologie zu tun haben.

Report: Was erwarten Sie von 2016?

Mozelt: Der Markt wird sich nicht großartig verändern.Wir verfügen aktuell über Produkte mit sehr hoher Qualität und wir erwarten im Laufe des Jahres neue Produkte. Und wir werden auch weiter den Service verstärken. Deshalb ist es unser erklärtes Ziel, weiter Marktanteile zu gewinnen.
Wir gehen davon aus, dass wir heuer den geplanten Spatenstich für den Neubau unserer Niederlassung Linz durchführen können. Mit dem Bezug in 2017 werden unsere Kunden alle Ansprechpartner für Baumaschinen, Motoren und Vermietung unter einem »Dach« haben. Sozusagen »Alles aus einer Hand«.

back to top