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Innovative Schritte

Alexander Leiningen-Westerburg sieht Siemens auf bestem Kurs Richtung E-Government und fischt in innovativen Gefilden. Neue Möglichkeiten für die Wirtschaft und Verwaltung geben einen Ausblick auf eine artenreiche Anwendungswelt.


\"Innovation findet hier statt\", erkennt Siemens-Business Developer Alexander Leiningen-Westerburg gute Ideen in seinem Haus, probiert und studiert sie und verhilft einer Entwicklung früher oder später zum Marktstart. Im Report-Gespräch berichtet er über neue Applikationen und die Kernbranche E-Government bei Siemens.

(+) plus: Die öffentliche Verwaltung ist ein besonderer Kunde für IT-Dienstleister. Die Vorlaufzeiten sind in diesem Sektor länger, jedes Projekt wird neu ausgeschrieben.
Alexander Leiningen-Westerburg: Wirsprechen dieselbe Sprache wie die Verwaltung, einige aus unserem Team bei Siemens haben selbst mehrere Jahre in der IT-Stabstelle des Bundeskanzleramts gearbeitet. Wir wissen also, wo die Probleme und Herausforderungen liegen – etwa im Bereich Datenschutz, der Branchenlösungen besondere rechtliche Anforderungen abverlangt.

(+) plus: Wie groß ist der Wettbewerb in Bereich E-Government?
Leiningen-Westerburg: Der Wettbewerb wird immer schärfer. Doch für große Projekte sind natürlich verlässliche Partner gefragt, die bereits ein bestimmtes Umsatzvolumen und Referenzen vorweisen können. Gerade die Verwaltung legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. So behandelt eine derzeit laufende Ausschreibung zur digitalen Langzeitarchivierung eigentlich einen Zeitraum von gleich 1.000 Jahren. Die berühmte erhaltene Ostarrichi-Urkunde stammt aus dem Jahr 996. Auch EU-Verträge sollen in 1.000 Jahren noch abrufbar sein, also quasi für die Ewigkeit gespeichert werden. In der Alexander Leiningen-Westerburg sieht Siemens auf bestem Kurs Richtung E-Government und fischt in innovativen Gefilden. Neue Möglichkeiten für die Wirtschaft und Verwaltung geben einen Ausblick auf eine artenreiche Anwendungswelt. In der Praxis heißt dies, dass ein Partner zumindest über die nächsten ein bis zwei Technologiewechsel mindestens zehn Jahre an Bord sein sollte. Es gibt zwar viele kleinere, ausgezeichnet arbeitende Unternehmen, das ist keine Frage. Große Anbieter können dagegen auch entsprechendes Risiko übernehmen.

(+) plus: Bei der Fokussierung auf einzelne Industrien gab es auch innerhalb des Siemens-Konzerns immer wieder Diskussionen. Wie wird Siemens in zehn Jahren im Bereich IT aufgestellt sein?
Leiningen-Westerburg: Eine Kultur des Wandels, in der sich auch Zielsetzungen und Rahmenbedingungen ändern können, gibt es in jedem Unternehmen. Doch kann ein so großes Unternehmen wie Siemens ohne IT nicht existieren. Wir sind in Österreich und den angrenzenden Ländern unserer Region so gut aufgestellt, dass man uns sehr genau zuhört. Auch die Ausrichtung des Konzerns nach Länder-Clustern hat sich an dem erfolgreichen österreichischen Modell orientiert. Siemens-Vorstandsvorsitzende Brigitte Ederer verantwortet ja als Cluster-CEO zusätzlich 17 Länder im Wirtschaftsraum Zentral- und Osteuropa. Beispielgebend für die Vorreiterrolle der Österreicher ist auch das erfolgreiche eCard-Projekt, das mit dazu beigetragen hat, das Siemens-Hauptquartier für E-Health in Wien anzusiedeln.

(+) plus: Sie sind in Ihrer Rolle nahe am Puls der Zeit, was neue Anwendungen und Trends betrifft. Woran wird bei Siemens gerade gebastelt?
Leiningen-Westerburg: Wir stehen vor Innovationen in den unterschiedlichsten Bereichen. Etwa mit der Lösung »E-Radar«: Herkömmliche Radarboxen sind bestenfalls zwei Tage in der Woche in Betrieb, da die Filme schnell leergeschossen sind und ständig gewechselt werden müssen. Mit E-Radar werden Digitalfotos unmittelbar nach der Aufnahme über Mobilfunk an einen Server geschickt und dort je nach Bedarf übermittelte Daten wie Geschwindigkeit und Uhrzeit mit dem ausgelesenen Kennzeichen weitergeleitet. Dies könnte theoretisch so weit gehen, dass die ausgedruckten Anonymverfügungen von den Bezirkshauptmannschaften nur noch abgefertigt werden müssen. Auf diese Weise sind Radarboxen erstmals rund um die Uhr einsatzfähig.
»Fish and Steps« wiederum ist ein Beispiel, wie eine kleine, innovative Spielerei Großes bewirken kann. Durch den Bewegungsmangel sind Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes Typ II und Herzprobleme an der Tagesordnung. Vor allem Rückenprobleme sind zur Krankenstandsursache Nummer eins am Arbeitsplatz geworden. Um die Menschen wieder zu regelmäßiger Bewegung zu bringen, hat Siemens Corporate Research in Princeton, USA, ein Userinterface für Computerbildschirme entwickelt, mit dem in einer Simulation Fische gefüttert werden können. Die Idee: Die Teilnehmer werden mit einem Schrittzähler ausgestattet, dessen Messdaten an das digitale Aquarium übermittelt werden. Je öfter sich der Nutzer bewegt, desto satter und zufriedener ist sein persönlicher Fisch, desto besser wird das Aquarium mit Pflanzen ausgestattet. Das Projekt dauerte in einem Versuch zehn bis zwölf Wochen. Dies entspricht der Zeitspanne, in der Menschen dauerhaft ihre Verhaltensweisen ändern können. Essenziell an der Idee ist, dass hier niemand zum Abnehmen oder zum Bewegen gezwungen wird. Es geht schlicht und einfach darum, den Fisch zu füttern – mit großem Erfolg, wie beobachtet wurde.

(+) plus: Benutzerfreundlichkeit und Usability werden zu treibenden Themen – auch in Ihrem Geschäftsfeld?
Leiningen-Westerburg: Auf jeden Fall – die Hersteller müssen noch viele Barrieren abbauen, um die Begeisterung für die Möglichkeiten der IT vermitteln zu können. Ein weiteres Projekt dazu ist die einheitliche Behördenrufnummer. Untersuchungen zufolge landen 92 Prozent der Anrufer bei Behörden direkt in den Fachabteilungen. Gut die Hälfte solcher Anrufe behandeln Trivialfragen. Ein Callcenter könnte dies abfangen und dadurch nicht nur Kosten sparen, sondern auch wertvolle Zeit für die Mitarbeiter gewinnen. In New York gibt es die einheitliche Behördenrufnummer, die von Behördenwegen über Kulturangebote bis hin zu Wegbeschreibungen Auskunft gibt. Der New Yorker Bürgermeister erhält täglich einen Bericht über die Top-Themen, die am Vortag nachgefragt wurden. So lernt die Verwaltung relativ rasch – von ihren Bürgern.

Zur Person
Alexander Leiningen-Westerburg ist Business Developer and Vertical Solution Consultant bei Siemens IT Solutions & Services.

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