Umfrage: Was 2016 bringen wird (Teil 4)
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Report-Umfrage: Prominente Vertreter der heimischen Wirtschaft werfen einen Blick in die Glaskugel und verraten, was sie vom neuen Jahr erwarten. Teil 4 mit Leonhard Schitter (Salzburg AG), Andreas Schlecht (Hitachi), Hans-Jörg Schweinzer (Loytec), Angelika Aulinger (Fermacell), Jan Trionow (CEO 3), Christian Weinhapl (Wienerberger) und Günter Thumser (Henkel).
Lifestyleprodukt Energie
Leonhard Schitter, Vorstandssprecher Salzburg AG
»Angetrieben von energiepolitischen Zielen, gesellschaftlichen Strömungen und der zunehmenden Verschmelzung zwischen Energiewirtschaft mit Informations- und Kommunikationstechnologien ändern sich Kundenbedürfnisse rasch und Energie wird zunehmend zum Lifestyleprodukt. Wie Studien belegen, wird der Kunde von 2020 zukünftig Sonnenstrom nutzen, produziert seine Energie selbst und fährt mit alternativen Antrieben. Damit haben traditionelle Geschäftsmodelle der Energieversorger nach dem Motto ›erzeugen, verkaufen, liefern, verbrauchen‹ ein Ablaufdatum, und wir müssen in Zukunft zum Full-Service-Dienstleister werden und dabei neue Technologien ›smart‹ in den Alltag unserer Kundinnen und Kunden integrieren.«
Amerika als Motor der Weltwirtschaft
Hans-Jörg Schweinzer, CEO LOYTEC electronics GmbH
»Als innovatives mittelständiges Unternehmen mit einem Exportanteil von mehr als 95 % blickt Loytec nach einem erfolgreichen Jahr 2015 auf ein spannendes Jahr 2016. Trotz zu billiger Energiepreise sind Automatisierungslösungen für Gebäude gefragter denn je. Effizienten Systemen, die Betriebskosten senken und dabei den Komfort verbessern, gehört die Zukunft. Hier ist Loytec vorne mit dabei. Wir haben 2015 genutzt und so viele neue Produkte und Innovationen made in Austria geschaffen wie nie zuvor in unserer Firmengeschichte. Unsere Produktlösungen zielen auf einen globalen Markt, wo gerade der amerikanische Markt boomt und aus heutiger Sicht der Motor der Weltwirtschaft 2016 sein wird. Nach durchwachsenen Jahren wird uns im Jahr 2016 Japan gute Geschäfte bringen – hier stehen zehntausende Gebäude zur Revitalisierung bereit und im Vorfeld der Olympischen Spiele 2020 wird ordentlich investiert. Gut gerüstet haben wir uns für die Herausforderungen in Europa.«
Aus für Insellösungen
Andreas Schlecht, Sales Director Austria Hitachi Data Systems
»In Österreich erwarten wir 2016 einen stabilen Markt, rückläufig sehen wir Insellösungen – der Trend geht eindeutig in Richtung Unified Solutions. Als treibende Kraft für den wirtschaftlichen Wandel sehen wir Data Analytics, softwaredefinierte IT-Infrastrukturen und insbesondere Flash-Lösungen. In den nächsten Jahren wird sich der wahre Wert des Internet of Things (IoT) offenbaren. Über kurz oder lang werden IoT und Big Data Analytics auch in Österreich Voraussetzung für ein dauerhaftes Bestehen am Markt sein. Ohne Echtzeitanalysen und eine daraus resultierende rasche Reaktion auf Marktveränderungen werden Unternehmen langfristig nicht konkurrenzfähig sein. Eine gute Vorbereitung unsererseits sowie von Kunden und Partnern wird letztlich erfolgsentscheidend sein. So viel ist sicher: Wir sind gut gerüstet für 2016!«
Stimmung schlechter als die Realität
Angelika Aulinger, Geschäftsführerin Fermacell
»Ich erwarte für 2016 ein maximales Bauwachstum von einem Prozent, daher ein ähnliches Umfeld wie in 2015. Das entspricht Stagnation. Wie viel die Wohnbauoffensive bringt, darf mit milder Aufregung beobachtet werden. Die Körperschaftssteuer steigt auch in 2015 wieder zweistellig, das bedeutet, die private Wirtschaft müsste über Investitionskapital verfügen. Aus diesem Bereich erwarten wir dennoch keine relevanten Investitionsimpulse. Schade, dass die Stimmung in Österreich schlechter als die Realität ist.
Fermacell wird in 2016 wachsen, jedoch nicht aufgrund eines Marktwachstums, sondern weil wir es besser machen werden (müssen). Wir haben unsere Vertriebsorganisation gestreamlined und personell ausgebaut und setzen uns klare Schwerpunkte in jenen Nischenbereichen, in denen wir stark sind: Holzbau, Brandschutz und neuerdings und erfolgreich im Trockenestrich.«
Digitalisierung als Innovationstreiber
Jan Trionow, CEO 3
» Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird sich 2016 weiter beschleunigen und einer der wichtigsten Innovationstreiber sein. Wir surfen, streamen und kommunizieren bereits mobil, wir fangen gerade an, mobil zu bezahlen. Mit dem Internet der Dinge kommen ganz neue Möglichkeiten und Herausforderungen auf uns zu. Damit alle von diesen Entwicklungen profitieren können ist eine enorm leistungsfähige digitale Infrastruktur nötig. Mit dem österreichweiten LTE-Ausbau haben wir die Kluft zwischen Stadt und Land erstmals geschlossen. Für weitere Verbesserungen sind aber auch Politik und Regulierer gefragt. Deshalb ist es so wichtig wie noch nie, dass die Rahmenbedingungen verbessert, Impulse gesetzt und digitale Themen als ständige Priorität bei politischen Entscheidungen etabliert werden.«
Leistbar heißt nicht billig
Christian Weinhapl, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie GmbH
»Nach einem mengenmäßig erfolgreichen Vorjahr erwarten wir angesichts der positiven Prognosen zur Baukonjunktur und der – aufgrund des Bevölkerungswachstums – erforderlichen Neubautätigkeit auch für 2016 ein weiteres leichtes Marktwachstum. Wesentlich wird es aber bei der aktuellen Diskussion um Kostentreiber am Bau sein, dass man auch auf politischer Ebene leistbares Bauen nicht mit billig Bauen verwechselt. Auch im Hinblick auf die sicherlich kurzfristig erforderlichen Unterkünfte für Asylwerber sollte immer auch die langfristige und spätere Nachnutzung im Auge behalten werden. Angesichts der (im Vergleich zu ausländischen Firmen) eklatanten Wettbewerbsnachteile für österreichische Unternehmen – sei es bei Baustoffherstellern oder den verarbeitenden Betrieben – sind die Reduktion der Lohnnebenkosten und die seit langem versprochene Entbürokratisierung dringender denn je. Leider geben aber die jüngsten Ereignisse um das Energieeffizienzgesetz oder die Verpackungsverordnung dafür wenig Hoffnung. Wir werden uns daher konsequent auf unsere eigenen Stärken wie Produktinnovationen, Produkt- und Servicequalität, sowie Kunden- und Marktnähe konzentrieren.«
Märkte bleiben volatil
Günter Thumser, Präsident Henkel CEE
»Wir erwarten auch für 2016 – angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen – ein weiterhin schwieriges wirtschaftliches Umfeld. Die Märkte werden daher sehr volatil bleiben. Schnelle Reaktion und hohe Flexibilität bleiben für uns wichtige Erfolgsfaktoren. Das bestätigt im Übrigen unsere Strategie, Prozesse und Strukturen kontinuierlich den Marktbedingungen anzupassen und zu vereinfachen. Darüber hinaus wollen wir auf den Märkten mit einer starken Innovationstätigkeit für die notwendigen Stimuli sorgen. Das gilt gerade für den Konsumgüterbereich. Wir halten bei einer Innovationsquote von 45 Prozent. Das heißt, Henkel macht rund 45 Prozent seines Umsatzes mit Produkten, die es drei Jahre zuvor noch nicht am Markt gegeben hat. Dieser Innovationsfokus ist für uns im kommenden Jahr wichtiger denn je.«n