Kapsch CarrierCom setzt sein Wachstum in Süd- und Osteuropa fort. Nach der Eröffnung von Weißrussland wurde nun eine Tochtergesellschaft in Kroatien erweitert. Die heimische Wirtschaft hatte immer schon einen besonderen Draht zu Firmen in Zentral- und Osteuropa. Im Gegensatz zur strammen deutschen Mentalität oder gar dem Bulldozer-Kapitalismus von Konzernen aus Übersee nimmt der gelernte Österreicher Partner und Kunden jenseits von Wien und Bratislava auf gleicher Augenhöhe und mit dem nötigen Schmäh. Ein Wiener Technologieunternehmen, das besonders wenig Berührungsangst mit den unterschiedlichen Märkten in Central and Eastern Europe zeigt, ist Kapsch. Gerade dessen Töchter TrafficCom und CarrierCom haben sich hier die Internationalisierung zum obersten Ziel gemacht. Der Sinn ist klar: Die gute Marktposition am heimischen Markt ist einzementiert, große Sprünge sind keine mehr zu erwarten. Während Kapsch TrafficCom weltweit Mautsysteme ausliefert, folgt der Netzausrüster CarrierCom seinem größten Kunden, der mobilkom. Unter den TA-Generälen Heinz Sundt und Boris Nemsic hat sich die mobilkom-Gruppe nach Südosteuropa ausgedehnt und blickt heute auf eine fruchtbare Kundenzahl von knapp 18 Mio. Mobilfunkkunden. Drittgrößtes mobilkom-Land nach Bulgarien und Österreich ist bereits Weißrussland. Die dortige Nummer zwei am Markt, velcom, wurde Ende 2007 von der mobilkom übernommen.»Anders als in gesättigten Märkten kann man in Osteuropa trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten immer noch mit Wachstum rechnen«, eröffnete Ende März Kapsch-Vorstand Thomas Schöpf eine Geschäftsstelle der CarrierCom in Minsk, um dem Kunden mobilkom auch in Weißrussland nahe zu sein. KCC führt dort die Konzeptionierung und Implementierung des MPLS-IP-Backbone-Netzes der velcom durch. Schöpf setzt in Minsk mit zwei Geschäftsführerinnen voll auf Frauenpower: Yulyana Filazafovitch kennt als gebürtige Weißrussin das Marktumfeld gut, ihre österreichische Kollegin Astrid Kaufmann bringt als langjährige Kapsch-Managerin die nötige Branchenerfahrung mit ein. »Neben dem Aufbau einer Kunden- und Vertriebsstruktur widmen wir uns auch einer umfassenden Vor-Ort-Betreuung der Kunden«, will Kaufmann auch den Aufbau eines lokalen Kompetenzzentrums nicht ausschließen – trotz widrigster Bedingungen.Weißrussland ist nicht gerade für unternehmensfreundliche Bedingungen bekannt. Wer dort investieren möchte, bekommt das zu spüren. Die Kapschler lassen sich davon dennoch nicht abschrecken. »In Weißrussland haben wir ganz klar einen First-Mover-Advantage. Die Nachfrage dort ist sehr technologiebetrieben. Unser Portfolio hilft den Kunden, im Wettbewerb um Content und Services vorne mit dabei zu sein«, erklärt Schöpf.Ein weiteres Betätigungsfeld könnte sich neben dem Mobilfunkportfolio in Minsk auch mit dem Zugfunk GSM-R eröffnen. Branchenkenner gehen davon aus, dass auch die Weißrussen auf den GSM-R-Zug aufspringen werden, der die Kommunikation des Bahnverkehrs auf einen einheitlichen, internationalen Nenner bringt. Wann dagegen der dortige Festnetzmarkt liberalisiert wird, ist auch für Schöpf noch nicht abschätzbar.Kapsch CarrierCom hat innerhalb kurzer Zeit ein Netz an Standorten in Kroatien, Bulgarien, Serbien, Slowenien, Tschechien, Ungarn und nun Weißrussland aufgebaut. Das Ziel: den gesamten südosteuropäischen Raum zu erschließen. In den letzten Jahren hat dies wunderbar geklappt, da Schöpf und sein Team mit ihrer »Follow the Customer«-Strategie konsequent mit den südosteuropäischen mobilkom-Töchtern zusammenarbeiten. Neukunden in der Providerszene außerhalb dieser Connection wurden ebenfalls schon gefunden. »Wir wollen überall lokaler Player sein«, basteln die Wiener an ihrem nächsten Coup. Noch heuer soll Mazedonien eröffnet werden.