Von Alfred BankhamerReport: Die Strommarktliberalisierung, Energieeffizienzaktionspläne und neue EU-Direktiven haben den Smart-Metering-Initiativen Aufschwung gegeben. Was will die 2006 gegründete Smart Energy Alliance (SEA) bewirken?Doug Houseman: Die SEA arbeitet eigentlich schon seit 2003 hinter verschlossenen Türen zusammen. Nicht um ganze Lösungen zu bieten, sondern um uns in Teilbereichen zu helfen. Anfang 2006 gab es die ersten offiziellen Ankündigungen.War die Idee dahinter, eine neue, gemeinsame Lösung gegenüber dem Wettbewerb zu entwickeln? Es ging nicht so stark um den Wettbewerb gegenüber anderen. Wir kamen 2002 in Kontakt mit der Organisation CEA Technologies Inc., einer R&D-Organisation, zu der viele Stromproduzenten gehören. Wir wurden gefragt, ob wir einen Ausblick auf das Jahr 2025 machen könnten, um die technischen änderungen im Netz darzustellen. Bei der Arbeit an diesem Report im Jahr 2003 wurde uns klar, dass kein Unternehmen eine vollständige Vision hat. Das hat sich nun geändert?Wenn man sechs Unternehmen in einem Raum bringt, um zusammenzuarbeiten, kann eine viel klarere Vision erstellt werden, wie die Welt 2025 aussehen könnte. Es wurden vier Reports im Rahmen des Projekts »CEATI Distribution Utility Technology Roadmap 2025« verfasst, der letzte erschien erst gestern. Nun haben wir auf Tausenden Seiten Einschätzungen darüber, welche Technologien bis 2025 kommen, wie sie finanziert werden, welche Auswirkungen die Technologien haben, welche Infrastrukturen - auch im Kommunikationsbereich - dafür notwendig sind und welche Auswirkungen auf die Berufsgruppen im Netzbereich zu erwarten sind. Nun bietet die SEA Produkte und Lösungen zu Smart Metering, Forecasting, Distribution SCADA und IP to the Field an?Heute gibt es sehr viele Einzelprodukte, aber kaum umfassende Lösungen. Wenn man sich hier auf der Messe umsieht, sieht man Stücke. Die Anbieter fragen: Welche Produkte brauchen Sie? Wir machen eine Lösung daraus. Die SEA sagt: Warum viele Einzelteile besorgen und jemanden suchen, der sie zusammenfügt, wenn es gesamte, erprobte Lösungen gibt? Damit spart man auch Geld.Und diese Lösungen sind schon gut angenommen worden?Wir haben 21 angekündigte Smart Metering Solutions. Eine andere ist beispielsweise der Intelligence Line Truck. Wenn man Generation-X-Service-Leute im Feld hat, die nicht Handbücher und Zeichnungen studieren wollen, sondern lieber mit Video und Handhelds arbeiten, kommen wir mit dem Truck, der für die Generation X bereit ist. Gibt es Projekte in österreich?Derzeit gibt es keine, aber wir sprechen gerade mit einigen Energieversorgern. Mehr kann ich dazu nicht sagen.überall wird derzeit über Klimawandel und Energieeffizienz gesprochen. Was bringt Smart Metering?Die Diskussionen über Energieeffizienz und Klimawandel waren ein wichtiger Punkt, warum wir zusammengekommen sind. Ein Ziel ist, die Netzverluste zu reduzieren. Man kann sie sicher nicht auf Null reduzieren - außer bei Supraleitern. Die meisten Netze haben die zwei-, drei-, vier-, bis zu fünffachen Verluste von dem, was physikalisch möglich wäre. Mit dem Alter der Infrastruktur werden die Verluste höher. Man kann aber nicht laufend alle Stromleitungen prüfen. Das passiert normalerweise alle sechs bis acht Jahre.Ein Teil der Lösung ist es, den Leuten zu helfen, zu verstehen, warum ein nicht erwarteter Spannungsabfall eintritt, wo genau Stromverluste auftreten, etc. Vor allem ist es nun möglich, die Schwachstellen zu lokalisieren. Hilft Smart Metering auch bei der intelligenteren Nutzung von Energie?Absolut. Auch bei intelligenten, verteilten Ressourcen. Wenn man beispielsweise eine Combined Heat and Power Anlage (CHP) in der Garage stehen hat, ist es in den meisten Teilen Europas sehr schwierig, sie ans Netz zu schließen. Ein Bekannter hatte sich eine CHP in die Garage gestellt und die Energiegesellschaft hat zugesichert, sie ans Netz zu schließen. Es benötigte 14 Termine und drei Monate, um das Gerät anzuschließen. Und der Elektrizitätsversorger weiß bis heute nicht, ob die CHP arbeitet oder nicht. Das Problem war - und dies gilt fast für alle Netze -, dass ein Schutzmechanismus nahe der CHP den Fluss des Stroms in die Gegenrichtung verhindert hat. Wie sieht es mit Modellen aus, die den Spitzenverbrauch durch gestaffelte Tarife reduzieren wollen?Wenn man auf einer Straße fährt, auf der einmal 40 km/h vorgeschrieben sind und dann wieder einmal 25 km/h, bremsen Sie jedesmal auf 25 km/h runter? Im Stromgeschäft verhält es sich wie bei Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen. Mit höheren Tarifen zur Spitzenzeit erreicht man nur geringe Einsparungen.Was ist die Alternative?Weit besser funktioniert die direkte Lastkontrolle. Hier gebe ich dem Hauseigner etwas Geld und installiere einige Geräte im Haus. Ich versuche mein Bestes und lerne etwas über das Verbrauchsverhalten. So kann man beispielsweise den Fernseher in der Nacht abschalten, etc. Der Standby-Verbrauch der meisten Geräte ist noch sehr hoch. Diese Methode ist weit effektiver.Im Industriebereich ist direkte Lastkontrolle schon länger ein Thema. Kommt es aber nicht teuer, diese Geräte direkt im Haushalt zu installieren?Im Durchschnitt kostet die Installation den Energieversorgern heute rund 100 bis 200 Euro pro Haushalt. Wenn man die Einsparungen betrachtet, die durch die Vermeidung von Spitzenlast möglich ist, rechnet es sich sehr schnell.Wie sieht es mit den Erneuerbaren wie Windenergie aus, die meist unstete Energielieferanten sind?Da arbeiten wir im Moment gerade an einem Projekt. Wir nützen dazu ein Windprognoseverfahren, ähnlich dem, das bei Flughäfen im Einsatz ist, um änderungen sehr schnell zeitlich bei Windfarmen feststellen zu können. Das hilft aber nichts, wenn man nicht die Last kontrollieren kann. Falls eine direkte Lastkontrolle installiert ist, kann man beispielsweise entscheiden, ob der Geschirrspüler ein- oder ausgeschaltet wird. Wir können derzeit die Windverhältnisse schon zwei Minuten und zehn Sekunden zuvor sehr genau vorhersagen. Zur Person:Doug Houseman ist Vizepräsident der Smart Energy Alliance (SEA), die Unternehmen wie Capgemini, Cisco, GE Energy, Hewlett Packard, Intel und Oracle vereint und seit kurzem Smart-Metering- und Forecasting-Lösung anbietet, die für die Zukunft der Stromnetze prägend sein werden.