Ein Kommentar von ÖGNI-Gründungspräsident Philipp Kaufmann. Energieeffizienz ist eines der wichtigsten Ziele unserer Gesellschaft – solange der Mensch dabei nicht auf der Strecke bleibt. Im richtigen Umfeld ist dieser nämlich zu kreativen Höchstleistungen bereit – zum Beispiel bei der Blue Building Challenge 2012.Es macht mir gar nichts aus. Ich kämpfe täglich so gerne für die Nachhaltigkeit, dass ich das auch locker 25 Stunden pro Tag machen könnte, oder länger. Ich habe das große Glück, jeden Tag höchst intrinsisch motiviert zu starten und es macht richtig Spaß, für schöne Ziele zu arbeiten. Manche verwechseln die Ziele aber, wenn sie meinen, Energieeffizienz sei das Wichtigste.Nein, keine Sorge, Sie brauchen nun nicht alle eifrig entwickelten Pläne revidieren und ihre FMler zurückpfeifen und auf ein gegenteiliges Szenario einschwören. Sie sind schon auf dem richtigen Weg! Bloß: Es geht nicht allein um Energieeffizienz. Ein guter Controller ist nicht der, der möglichst viel Rotstift verbraucht, sondern der, der die richtigen Einsparungen im Verhältnis zum Ergebnis trifft. Es braucht kein BWL-Studium, um zu wissen, dass man, wenn man die Heizung, Kühlung und Klimatisierung auf ein gesetzliches Mindestmaß zurückfährt, Betriebskosten spart. Am Ende kostet das aber – in Form von Absenz, Krankenstand und Fluktuation. Die Entscheidung anderen – nämlich einem Facility-Dienstleister – zu überlassen, ist genauso unklug. Auch er wird in den bestehenden Modellen nur an den eingesparten Euros gemessen.Das Großartige ist: Man muss nicht gegen Energieeffizienz sein, um für Nachhaltigkeit einzutreten. Sie ist sogar ein ganz wesentlicher Teil davon! Allerdings dürfen wir jene nicht aus den Augen verlieren, die die Gebäude nutzen: die Menschen. Gerade im Zeitalter, in dem Wissensarbeit geleistet wird, kommt der Aufenthaltsqualität noch mehr Bedeutung zu.Querdenker gesuchtDas sind meine zwei Bitten: Verwechseln Sie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit nicht. Zweitens: Verwechseln Sie mal Ihre Aufgabe mit der eines anderen! Nur für kurze Zeit – lassen Sie Ihre gewohnte Denkweise los. Für die Blue Building Challenge 2012 suchen wir solche Menschen. Im Sommer 2012 sind alle Experten in Österreich eingeladen, sich bei der Diskussion, wo die Reise der Nachhaltigkeit hingeht, einzubringen. Mit der sogenannten Blue Building Challenge bietet die ÖGNI ein Mitmachsystem an, bei dem jeder Student, jeder Wissenschaftler oder Praktiker etwas beitragen kann.Dafür brauchen wir Querdenker! Praktiker! Vor allem aber die Experten, die für sich selber Lösungen gefunden haben, die aber (noch) keiner kennt. ÖGNI will den »Hidden Champions« eine Bühne bieten, ganz dem Leitsatz »Aus der Branche, für die Branche« verpflichtet. Wobei ich hier fast hinzufügen muss, dass viele kreative Lösungen oftmals aus ganz anderen Bereichen kommen. Insofern begeben wir uns in ein Experiment und verwechseln im Rahmen der Blue Buildung gerne mal unsere Rollen. Ein Bauträger, der immer nur denkt wie ein Bauträger, bringt uns, die Gesellschaft, langfristig ebenso wenig weiter wie sein Unternehmen. Dasselbe gilt für Finanzierer – gerade jetzt wird klar, dass die bisherigen Ratings nicht wirklich taugen. Ich bin überzeugt, dass Banken aus wirtschaftlichen Überlegungen gut beraten sind, wenn sie nachhaltige Projekte besser bewerten. Ein Bürogebäude lässt sich selten in fünf Jahren finanzieren und der Kündigungsverzicht bei Mietverträgen ist leider nicht immer 15 Jahre und länger vereinbart.Herausforderung 2012Die Blue Building Challenge 2012 wird in Arbeitskreisen, Foren und Arbeitsgruppen Leitfäden, Empfehlungen und Kodizes erarbeiten. Im Herbst werden die Experten auf die Dauer von zwei Jahren zu Blue Thinkers ernannt – diese Personen übernehmen die Verantwortung, die Themen voranzubringen und geben den Inhalten ein Gesicht – ein unverwechselbares. r> Philipp Kaufmann ist Immobilientreuhänder und Sachverständiger in Linz, Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Raum- und Immobilienwirtschaft der WU Wien und Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilien ÖGN.