Die T-Labs arbeiten eng verzahnt mit der TU Berlin und anderen internationalen Universitäten und Partnern an den Kommunikationslösungen der Zukunft. Von Karin Legat aus BerlinDer Telekom & IT Report konnte einen Blick hinter die Kulissen der »Telekom Laboratories» der Deutschen Telekom in Berlin werfen. »Die T-Labs forschen an Innovationen rund um das Thema intelligente Netzwerke sowie Anwendungen und Dienste der Spitzenklasse«, informiert die Unternehmenssprecherin von T-Systems Österreich, Sigrid Moser-Sailer.Gearbeitet wird in den T-Labs in offenen Strukturen. »Wir wollen den Innovationstrichter durchlässig machen. Früher hat bei der Telekom jeder isoliert im eigenen Labor gearbeitet. Zur Internetwelt passt das nicht mehr, erfolgreich ist nur die Kooperation und die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden«, berichtet Hermann Hartenthaler, Kommunikationsmanager der T-Labs. So wurde ein Innovationsforum gegründet, in dem 1.000 Haushalte in Berlin für Feldtests, Prototypen und Onlineumfragen zur Verfügung stehen. Mit ethnografischen Studien erfahren die T-Labs-Experten mehr über den Familienalltag der Menschen.»Mit der TU Berlin arbeiten wir nicht nur eng zusammen, auch der Firmenhauptsitz befindet sich am Campus der TU. Studierende vor allem technischer Fächer erhalten die Chance, ihre Visionen und Projekte bei uns in einem professionellen Umfeld vorzustellen«, so Hartenthaler. Somit trägt die Eingliederung in das universitäre Umfeld dazu bei, die Ergebnisse der internationalen Forschung in den Innovationsprozess der Deutschen Telekom einfließen zu lassen. »Wir haben eine Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft geschaffen, um aus Ideen möglichst schnell marktfähige Innovationen zu erstellen.« Kooperiert wird mit internationalen Wissenschaftlern aus über 50 Ländern. Das Leitmotiv der Forschungseinrichtung: möglichst jeden Tag eine gute Publikation, jede Woche ein Patent und jeden Monat ein Preis. Im vergangenen Jahr wurde mit 450 Publikationen, 60 Patenten und zwölf Preisen dieses Ziel erreicht. Vielversprechende Ideen aus dem Forschungsumfeld lagert das Unternehmen in eigene Firmen aus, die schnell und beweglich am Markt agieren.Innovationen vorantreibenIm Fokus stehen technologieorientierte Produkte und Dienste aus den Bereichen Telekommunikation, Internet und digitale Medien. 60 bis 70 Projekte sind bei den T-Labs am Laufen, gearbeitet wird an ganzheitlichen Geschäftsmodellen, wie dem WLAN im ICE, einer Mobiltelefonanwendung für den Future Store der Metro sowie dem Mehrgenerationentelefon SINUS A201. Ein Drittel des Budgets ist forschungsgebunden, zwei Drittel gehen in die Entwicklung. Fünf »i's« sind die Basis für alle F&E-Aktivitäten der Telekom Laboratories: intuitive Bedienbarkeit trotz komplexer Technologien, integrierbare Komponenten mit wiederverwendbaren Bausteinen für andere Dienste. Zudem: ein intelligenter Zugang, indem die Technik in jeder Situation für die optimale Verbindung sorgt, und ein Bekenntnis zur Infrastrukturentwicklung. Telekommunikationsszenarien erfordern hochleistungsfähige, breitbandige Netze und leistungsstarke Rechnersysteme, die große Datenmengen verarbeiten und speichern können. Die T-Labs arbeiten an einer neuen Mobilfunkgeneration (LTE advanced) sowie an ökologisch effizienten Netzinfrastrukturen im Festnetzbereich. Und schließlich – das letzte »i« – die inhärente Sicherheit: Schwachstellen in IT- und TK-Systemen können Risiken für Unternehmen bergen und existenzbedrohende Folgen haben. Geforscht wird an Verbesserungen zur Sicherheit im Netz, zum Datenschutz und an der Datensicherheit.Märkte der ZukunftJede einzelne Innovation, die die T-Labs in den vergangenen Jahren erarbeitet haben, kann bei einem Rundgang durch die Forschungsräume nicht vorgestellt werden, dafür ist die Zahl zu hoch. In den Living Labs, eigens errichteten Testräumen, gibt es eine Auswahl an Prototypen und marktreifen Produkten. Im Fokus des Projektes »smart senior« stehen die längere Selbstständigkeit von Senioren zu Hause sowie die Verbesserung des mobilen Umfelds und die Einrichtung von Telemedizin. smart senior wird in einem Konsortium mit 28 Partnern durchgeführt und steht vor dem Beginn der Feldtests. Ab Oktober werden die smart-senior-Technologien in 35 Haushalten in Potsdam für drei Monate getestet. Telemedizin unterstützt Patienten nach einem Sturz oder Schlaganfall mit einem interaktiven Trainer bei der Rehabilitation zu Hause. Ein Managementsystem zeigt Abweichungen von der täglichen Routine und damit mögliche Unfälle auf. Im Bereich mobiles Umfeld soll zum Beispiel ein automatischer Nothalteassistent die Unfallgefahr bei Autofahrten minimieren.Derzeit enden viele Internetdienstleistungen noch an der Autotür. Multimodale Bedienkonzepte mit Sprachsteuerung, -ausgabe und Touchscreen-Steuerung werden den Empfang von E-Mails und News ermöglichen. Mithilfe der Text-to-speech-Technologie können diese dann vorgelesen und per Sprachaufnahme beantwortet werden. Tests zeigen, dass Connected Life & Drive kaum Ablenkung für den Fahrer und damit mehr Sicherheit im Verkehr bedeutet.Im Projekt »Mobile Wallet« werden Lösungen entwickelt, die das Handy um mobile Zahlungs- und Identitymanagement-Funktionen erweitern. Vor dem Hintergrund von Studien, die allein für Bezahldienste zwei Milliarden weltweite Nutzer im Jahr 2013 prognostizieren, ist das ein entscheidender Zeiteinsparfaktor. Künftig wird das Handy nur mehr an ein Lesegerät respektive Terminal gehalten, um Waren oder Tickets zu bezahlen. Deutschland führt das System noch heuer ein, Polen folgt 2012 mit der Fußball-EM. Weitere Länder sind noch nicht terminiert, dies sei aber »überall ein Thema«.Desksharing ist eine T-Labs-Lösung für Projektarbeiter, Außendienstmitarbeiter und Berater, die über keinen fixen Arbeitsplatz verfügen. Via Buchungssystem können freie Arbeitsplätze im Unternehmen ausfindig gemacht und gebucht werden. Laut einer Studie des Fraunhofer-IAO ist diese Büroformenmischung besonders effektiv, da Mitarbeiter tagesaktuell jenen Arbeitsort wählen können, der der gestellten Aufgabe besonders gut entspricht. Info: www.laboratories.telekom.com