Welche Wahlmöglichkeit haben Industrie und Unternehmen? Strategien und Engagements, Trends und Entwicklungen am heimischen und weltweiten Gasmarkt.Wie bei so vielen Themen, die die Medien beherrschen, scheinen die Verhältnisse und tatsächlichen Gegebenheiten auch am Energiesektor derzeit ausgehebelt. Doch auch wenn gerade die Öffentlichkeit in Europa vom Boom der Windkraft, Biomasse und Solarenergie erfasst ist: Branchenkenner sehen dies als Luxusthemen gesättigter Märkte. »In den nächsten Jahrzehnten passieren die großen Veränderungen am globalen Energiemarkt eher im Gas- und Kohlebereich«, unterstreicht Energieexperte Kurt Oswald, Partner bei A.T. Kearney. Er sieht das Jahr 2015 als Wendejahr auf den globalen und europäischen Gasmärkten. Nach einem deutlichen Anstieg der Preise um 30 bis 40 % unter Zugrundelegung einer globalen wirtschaftlichen Erholung und einem sich weltweit verknappenden Gasangebot bis 2014 werde es ab 2015 weltweit zu Überkapazitäten und einem Einbruch der Preise kommen. Damit einhergehend werden die Handelsmärkte für den Gasbezug deutlich an Bedeutung gewinnen. Dies zeigt die A.T.-Kearney-Studie »Future of European Gas Supply«, in der die europäischen und weltweiten Entwicklungen und die Nachfrage nach Gas und Flüssiggas untersucht wurden.Einbruch und AufbruchNeben konjunkturellen Gründen sind zwei weitere Faktoren für den prognostizierten Einbruch der Gasmärkte verantwortlich: das Erschließen von Schiefergasstätten vor allem in Nordamerika und die starke Ausweitung der Flüssiggasexporte (LNG) des Golfstaates Katar. Im Jahr 2010 wurden in Europa gesamt 529 Milliarden m³ Gas nachgefragt. 327 Mrd. wurden zum Großteil über Pipelines importiert, ein Anteil von 80 Mrd. m³ über LNG-Wege per Schiff und Terminals. Seit den 90er-Jahren ist der Flüssiggasanteil aufgrund eines weltweiten Überangebots auf Kosten von pipelinebezogenem Gas gewachsen. Stark zugenommen hat LNG seit den jüngsten Krisenjahren 2009 und 2010. In diesen hat Gas aus Russland 10 Mrd. m³ Umsatzvolumen verloren, der Handel mit LNG ist dagegen um 28 Mrd. m³ gewachsen. Oswald sieht in Europa nun auch alle Anzeichen für einen wachsenden LNG-Anteil in Europa: »Neben ausreichenden Regasifizierungskapaziäten und weiteren Zubauten gehen wir auch von einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit von LNG zu Pipelinegas aus.« Trotzdem werde Russland weiter eine tragende Rolle spielen – wenn das Preisniveau stimmt. Die Pipelineinfrastruktur (mit den Hauptstrecken Nord- und Southstream) von Ost nach West wird derzeit jedenfalls stark ausgebaut. Doch ist ein weiterer Faktor in den russischen Handelsbeziehungen dessen Binnennachfrage. Hier wird in den kommen Jahren eine Balance zwischen Effizienzsteigerungen der großteils veralteten Gaskraftwerke und dem weiteren Wirtschaftswachstum in Russland zu finden sein.In einer Sache gleichen sich die Gasmärkte weltweit: In allen Wirtschaftsregionen haben auch die regulatorischen Rahmenbedingen starken Einfluss auf die Nachfrage und somit auch auf die Preise. A.T.-Kearney-Experte Oswald sieht spezifisch auf der Gasnachfrageseite im Kraftwerkssegment eine Weiterentwicklung des aktuellen Marktrahmens als notwendig an. Ohne Zusatzerlöse aus wettbewerblichen Kapazitätsmärkten können Gaskraftwerke nicht wirtschaftlich betrieben werden und im Kontext des Wachstums der Erneuerbaren nicht dauerhaft für stabile Ausgleichsenergie sorgen. Die Rolle der Kraftwerksbetreiber wird also gestärkt werden müssen. Und der Wirtschaftstanker Europa ist längst vom Riesenmarkt Asien überholt worden. Künftig werden, so die Erwartungen, die Gaspreise von den stärker wachsenden Gasnachfragen in Ländern wie China und Japan wesentlich beeinflusst. In Japan führt die angekündigte Abkehr von der Atomkraft zu neuerdings in Dauerbetrieb laufenden Gaskraftwerken. In China wird sich die Nachfrage nach Gas bis 2020 verdreifachen und nicht mehr mit eigener Förderung zu befriedigen sein. In Österreich fördern die OMV und die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft Erdgas. Rund ein Fünftel seines Bedarfs an Erdgas kann Österreich aus der Förderung im eigenen Land decken.Auch einer aktuellen Studie von Frost & Sullivan zufolge wird der Kapazitätszuwachs durch Gaskraftwerke bis 2020 weltweit 537 GW betragen. Einer der Antriebsfaktoren dabei ist die Unbeliebtheit von Kohle in den entwickelten Regionen. Verbunden mit den niedrigen Gaspreisen in Nordamerika wird dies zu einem graduellen Auslaufen von Kohlekraftwerken führen, die wiederum durch gasbetriebene Kraftwerke ersetzt werden. Frost & Sullivan spricht dieselben Argument für den Gasboom an: Die Stromerzeugung durch Erdgas wird angetrieben von der hohen Verfügbarkeit an Erdgas aufgrund neuer Pipelines, der Erweiterung der weltweiten LNG-Produktion sowie dem Boom in der Schiefergasproduktion, angeführt von USA und sich graduell ausweitend in anderen Regionen.Preis steigendDie Knappheit derzeit, welche die Preise voraussichtlich noch weiter ansteigen lassen wird, spiegelt sich auch in der jüngsten Gaspreisentwicklung wider. Der österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) verzeichnet seit Anfang 2010 einen steigenden Trend. Lag der Wert im Jänner 2010 noch bei 114,18, belief sich dieser Ende des Jahres 2011 auf 119,86 (Basisjahr 2006 = 100). Seit Anfang 2012 hat sich die Entwicklung sogar noch beschleunigt. Im September hat der ÖGPI einen Wert von 152,02 erreicht – im Vergleich zum September des Vorjahres um mehr als ein Viertel mehr. Die Folge: Die Expertise zu Marktentwicklungen wird für den strategischen Gaseinkauf immer wichtiger.WahlmöglichkeitDie Partner am heimischen Markt für den Energieeinkauf bieten Instrumente für Unternehmen, um sich gegen künftige Preisschwankungen abzusichern. Mittels Risikomanagement und Absicherungsinstrumenten wie etwa Swaps und Optionen will man den Kunden kalkulierbare Energieausgaben bieten können. »Durch die Kombination von diversen Derivaten können wir unseren Kunden zahlreiche marktgängige Preismodelle anbieten«, heißt es etwa bei EconGas. Die Voraussetzungen für die Wahl der richtigen Strategien ist stets die gleiche: eine solide Marktkenntnis und eine damit verbundene seriöse Markteinschätzung. Die-se Expertise hat die Branche. Die E-Control hat eine Liste mit Links zu allen registrierten Erdgashändlern in Österreich aufgelegt (Google: »Erdgashändler Österreich«).