Wer wird denn so kleinlich sein: Das politische Personal wird allzu oft zu Unrecht kritisiert. Eine Ehrenrettung von Rainer Sigl. Irren ist menschlich, Naivität eine sympathische Tugend und wer immer recht hat, ist ein elender, streberhafter Besserwisser. Dass sich in Österreichs liberalen Hetzmedien nicht erst in letzter Zeit die freche Kritik an gutgläubigen Entscheidungen und Aussagen seiner tüchtigen politischen Elite mehrt, ist eine mehr als unschöne Entwicklung. Ich sage: Schluss damit! Muss man es wirklich erwähnen? Auch Politiker sind nur Menschen, und Menschen sind nicht unfehlbar. Ständig wird dem politischen Personal vorgeworfen, abgehoben zu sein und in anderen Sphären zu schweben – und wenn es sich dann mal in die menschlichen, allzumenschlichen Niederungen der Fahrlässigkeit, der Schlamperei oder schlicht der gerade vielleicht möglicherweise doch nicht kriminellen Naivität verirrt, muss man doch nicht zum Beispiel noch Jahre später einen uralten, nach bestem Glauben und Gewissen um ein paar läppische hundert Millionen Euro danebengegangenen Abfangjäger-Deal wieder herauskramen! Oder, aktuell: das Scheindrama mit angeblich nicht ganz so günstigen Flugreisen tüchtiger Minister mit tadellosen Finanzvergangenheiten in gemeinstnützigen Stiftungskonstruktionen – immer so kleinlich alle! Mein Gott, wenn halt aus völlig unerfindlichen Gründen Stau ist an der Grenze! Wie, übrigens, ganz oft in ansonsten touristisch einwandfrei kommerziell verwertbaren Innenstadtbezirken, weil dort quasi täglich rund um die Uhr von sozialschmarotzenden Staatszersetzern aus Jux und Tollerei berufsdemonstriert wird! DAS sind die wirklichen Probleme, aber statt, wie von anderer Seite höchst originell und zukunftssicher angeregt, diese unnützen Rülpser demokratischer Restrituale von der Fuzo in den schicken Cyberspace zu, wasweißich, Facebook oder Twitter oder MySpace zu verlegen, maulen die üblichen Verdächtigen, dass die uncool veraltete Verfassung das angeblich nicht zulasse – umso schlimmer! Aber, klar, wenn man dann wiederum gutgläubig und im ernsten Bemühen um praktikable Lösungen anregt, man könne ja vielleicht sein Eigenheim oder den Bezirk oder das Land zukunftssicher per Video rundumüberwachen, weil einem sonst ein böser Anarchist auf die Fußmatte gackt, ist man erst recht der Angeschissene! Im Ernst: Es ist höchste Zeit, auch und vor allem bei jenen tüchtigen Entscheidern, die so viel Verantwortung tragen müssen, hin und wieder mal als Bürger menschlich zu reagieren. Man muss nicht jede möglicherweise verfassungswidrige gute Idee von Menschen niederbrüllen, die halt – wie wir alle, seien wir uns ehrlich – hin und wieder unfassbar haarsträubenden mit ihrer Position eigentlich unvereinbaren Blödsinn daherschwafeln, die Grundlagen des demokratischen Staatswesens gerade nicht parat haben, die Abhaltung von ein, zwei Wahlen vergeigen oder aber aus purer Naivität nicht ganz so gelungene Milliardendeals abschließen. Kann jedem passieren! Und wenn’s passiert ist, kann man eben nix mehr machen. Denn schließlich sind wir ja gottlob keine Bananenrepublik, in der das Personal beim geringsten Fehlerchen in den feigen Rücktritt flieht. So weit kommt’s noch.