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Im Stahlbad der Gefühle

Die Lage der europäischen Stahlindustrie ist ernst, aber noch nicht ganz hoffnungslos. Die Hoffnungen gehen in Richtung China, die Befürchtungen aber auch.

Die Stahlproduzenten sind schwer von der Krise gezeichnet. Die weltweite Stahlproduktion ist im Jänner 2009 gegenüber dem Vorjahr um fast ein Viertel gesunken, Bestellungen werden storniert, Bauprojekte gestoppt. Viele Unternehmen fahren radikale Sparprogramme einschließlich Kurzarbeit und Entlassungen. Aber trotz dieser dramatischen Entwicklungen spekulieren Branchenkenner auf den Silberstreif am Horizont. Laut einem aktuellen Deloitte-Bericht rechnen die wichtigsten deutschsprachigen Stahlproduzenten trotz der aktuell herben Verluste mit einem ausgeglichen Ergebnis zum Jahresende. Ob es sich dabei um mehr handelt als um Optimismus, ist ungewiss, denn die Stahlindustrie befindet sich »in einer beispiellosen Situation, die gesicherte Aussagen derzeit unmöglich macht«, ist Hans-Rudolf Röhm, Partner und Global Leader Manufacturing bei Deloitte überzeugt.
Die Hoffnungen der Branche konzentrieren sich wie so oft auf China – allerdings auch die Befürchtungen. Das liegt daran, dass selbst Experten die aktuelle Lage nur schwer einschätzen können. Einerseits wird erwartet, dass sich chinesische Produzenten aufgrund der nationalen Konjunkturmaßnahmen auf den Binnenmarkt fokussieren und daher im weltweiten Wettbewerb ausfallen. Es wird aber auch der gegenteiligen Effekt gefürchtet: ein massives Vordringen chinesischer Anbieter in den europäischen Markt.
Anlass zur Hoffnung geben erste Anzeichen einer Erholung in China. Und ein gesundes China würde den Markt enorm beleben, denn das Riesenreich birgt insbesondere beim Infrastrukturausbau enorme Potenziale. Mit konkreten Prognosen sind auch die Deloitte-Experten zurückhaltend. »Eine mögliche beginnende Entspannung« sieht Röhm für 2009/2010. Eine Formulierung, die zumindest keine übertriebene Überzeugung von der eigenen Meinung darstellt. Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, empfiehlt Röhm den Unternehmen ein ganzes Maßnahmenbündel. »Dazu gehört vor allem Kostenreduzierung beispielsweise durch stringente Prozessoptimierung.« Aber auch Chancenidentifikation und -nutzung, um sich so für die Zeit nach der Krise günstig zu positionieren – zum Beispiel durch Zukäufe. Dies setzte allerdings die ausreichende Verfügbarkeit liquider Mittel voraus.

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