Staatspreis...
- Written by Redaktion
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... Unternehmensqualität. Die Gewinner stehen fest..
Seit 1991 ist der Anteil von Unternehmensinsolvenzen, die auf Fehler im Management zurückzuführen sind, von 20 Prozent auf 44 Prozent angestiegen. Das heißt, fast jede zweite Pleite hat keine externen Ursachen wie etwa die Wirtschaftskrise, sondern interne Gründe. Die größten Defizite liegen dabei in den Bereichen Strategie, Führung und Organisation – also in einer mangelhaften Unternehmensqualität. Vielen Unternehmen ist aber der hohe wirtschaftliche Stellenwert der Unternehmensqualität nicht bewusst. Das zu ändern, hat sich Konrad Scheiber, CEO von Quality Austria, zur Aufgabe gemacht: »Die Insolvenzstatistik zeigt, dass der Faktor Unternehmensqualität für die heimische Wirtschaft massiv an Bedeutung gewinnt. Deshalb muss das Bewusstsein für Unternehmensqualität kontinuierlich ausgeweitet werden.«
Einmal im Jahr holt die Quality Austria in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium jene Best Practices vor den Vorhang, die Business-Excellence-Prinzipien in der Unternehmensführung vorbildhaft umsetzen. Die Besten dürfen sich mit dem Staatspreis Unternehmensqualität schmücken. »Dieser Staatspreis ist die Auszeichnung für ganzheitliche Spitzenleistungen. Nachhaltiges Engagement und zukunftsorientiertes Denken stehen im Vordergrund. Unternehmensqualität trägt maßgeblich dazu bei, den raschen technologischen und gesellschaftlichen Wandel zu meistern, mit dem Unternehmen heute auf allen Ebenen und in jeder Form zunehmend konfrontiert sind«, erklärt Scheiber bei Preisverleihung im Rahmen der Winner’s Conference im Palais Ferstel. Der Weg zur exzellenten Unternehmensqualität ist steinig und erfordert das bedingungslose Commitment der Geschäftsleitung für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Aber der Einsatz lohnt sich. Untersuchungen zeigen, dass die Gewinne von Unternehmen, die auf den Faktor Unternehmensqualität setzen, durchschnittlich zwischen fünf und zehn Prozent höher sind als bei Vergleichsunternehmen, bei denen die Unternehmensqualität eine untergeordnete Rolle spielt. Auch die Aktienkurse ausgezeichneter Unternehmen zeigen eine signifikant bessere Performance.
>> Die Sieger <<
Vier Unternehmen wurden in diesem Jahr für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Als Bewertungsgrundlage für den Staatspreis dient das Business-Excellence-Modell, das eine ganzheitliche Sicht auf Organisationen ermöglicht. Am besten umgesetzt wurde das Modell von Worthington Cylinders. Nach 2008 wurde der niederösterreichische Gasflaschenproduzent heuer bereits zum zweiten Mal für die konsequente Umsetzung ganzheitlicher Unternehmensqualität mit dem Staatspreis ausgezeichnet. Über eine Nominierung in der Kategorie »Non-Profit-Organisation« für eine »innovations- und ideenfördernde Kultur« durfte sich das Arbeitsmarktservice Österreich freuen, ein Jurypreis ging für »eine kraftvolle Vision und engagierte Mitarbeiter« wurde an den Tiroler Entsorgungsspezialisten Freudenthaler vergeben. Gleich zwei Auszeichnungen gingen an Infineon Technologies. Neben der Nominierung in der Kategorie »Großunternehmen« trat auch ein Jurypreis für »eine Kultur der Innovation« die Reise nach Villach an.
>> Gesamtsieger: Worthington Cylinders
Nach 2008 geht der Staatspreis Unternehmensqualität zum zweiten Mal an den niederösterreichischen Hersteller von Gasflaschen. Zudem wurde Worthington Cylinders im letzten Jahr als Bester in der Kategorie Großunternehmen gewürdigt. Das Unternehmen wird auch über den eigenen Branchenhorizont hinaus als Role Model in Hinblick auf wertschätzende, fördernde und gleichzeitig fordernde Mitarbeiterpolitik sowie höchste Ansprüche in puncto Prozess- und Produktqualität gesehen. Die Führung des Unternehmens basiert auf einem klar definierten und kommunizierten Wertekonzept, das von den Führungskräften vorgelebt wird. »Worthington Cylinders verhält sich als regionaler Wirtschaftspartner, Produzent und bedeutender Arbeitgeber am Standort Kienberg besonders vorbildlich und kooperativ und überzeugt mit ausgeprägtem strategischen und weitsichtigen Denken«, so die Jury.
> Im Gespräch mit David Kelly, CEO:
(+) plus: Was bedeutet es Ihnen, den Staatspreis ein zweites Mal gewonnen zu haben?
David Kelly: Der wiederholte Gewinn des Staatspreises ist eine wichtige Bestätigung unserer Unternehmensstrategie. Wir sehen den Staatspreis auch als Indiz dafür, dass es uns gelingt, alle Interessensgruppen, von den Kunden über die Partner bis zu den Mitarbeitern, in höchstem Maße zufrieden zu stellen.
(+) plus: Was macht die hohe Unternehmensqualität bei Worthington aus?
Kelly: Ich denke, dass Transparenz eine ganz wichtige Rolle spielt. Wir mussten am Höhepunkt der Krise ein Viertel der Belegschaft freistellen. Dennoch hat uns eine anonyme Mitarbeiterbefragung eine sehr hohe Mitarbeiterzufriedenheit bescheinigt. Das liegt vor allem daran, dass wir immer sehr offen und ehrlich mit dem Thema umgegangen sind.
>> Nominierung & Jury-preis: Infineon Technologies
Gleich über zwei Preise darf sich Infineon Technologies Austria freuen. In der Kategorie Großunternehmen gibt es eine Nominierung, einen Jurypreis erhält der Halbleiterhersteller für die in der gesamten Organisation etablierte »Kultur der Innovation« sowie für eine Initiative, die eine Bearbeitung von Zukunftsthemen ermöglicht, die in den üblichen Geschäftsprozessen keinen Platz finden würde. Das Thema Innovation wurde als Garant für den langfristigen Erfolg des Unternehmens frühzeitig erkannt, bis in die letzte Faser der Organisation integriert und strategisch nachhaltig verankert. Die Jury würdigte vor allem die »frühzeitige und visionäre Auseinandersetzung mit zukunftsweisenden Technologien sowie den aktiven und systematischen Einsatz von Kommunikationsmaßnahmen in der Organisationskultur«.
Im Gespräch mit Monika Kircher-Kohl, CEO:
(+) plus: Infineon darf gleich zwei Preise mit nach Hause nehmen, einen in der Kategorie Innovation. Wie zeigt sich die Innovationskultur bei Infineon?
Monika Kircher-Kohl: Innovation bei Infineon ist mehr als neue Produkte oder neue Dienstleistungen. Innovation bedeutet zukünftige Markterfolge und zeigt sich durch den Gewinn von Marktanteilen. Damit ist die Innovationskultur direkt mit verantwortlich für den Unternehmenserfolg.
(+) plus: Welche Rolle spielt das Business-Excellence-Modell bei Infineon?
Kircher-Kohl: Das Business-Excellence-Modell kommt bei Infineon seit 15 Jahren zum Einsatz. Natürlich nicht immer mit derselben Intensität. Vor drei Jahren haben wir beschlossen, uns dem Thema wieder stärker zu widmen. Das war unmittelbar vor Beginn der Krise. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sind wir den eingeschlagenen Weg weiter gegangen, denn die Entscheidung für Business Excellence ist eine strategische und darf nicht von momentanen Marktverhältnissen beeinflusst werden.
>> Jurypreis: Freudenthaler GmbH & Co KG
Das mittelständische Familienunternehmen Freudenthaler ist seit 1986 erfolgreich in der Abfallwirtschaft tätig. Nach dem Gesamtsieg 2005 geht heuer ein Jurypreis nach Inzing in Tirol. Das zeigt, dass das Prinzip der Unternehmensqualität seit vielen Jahren fest in der Unternehmens-DNA verankert ist. Der ganzheitliche Managementansatz und die ausgeprägte Mitarbeiterorientierung sind ebenso Teil des Unternehmensleitgedankens wie die umfassende und transparente Kommunikation innerhalb des Betriebes. »Die ausgeprägte Kundenorientierung und die Beteiligung der Mitarbeiter an allen Prozessen im Unternehmen und an der Unternehmensentwicklung sowie das vorbildliche soziale Engagement waren ausschlaggebend für die Auszeichnung mit dem Jurypreis«, so die Jury.
Im Gespräch mit Ingeborg Freudenthaler, Eigentümerin
(+) plus: Wann hat Freudenthaler begonnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Ingeborg Freudenthaler: Das Prinzip Unternehmensqualität ist seit 1999 fest in der Unternehmens-DNA verankert. Das war damals ungewöhnlich für unsere Branche, wir wurden teilweise sogar belächelt. Es hat sich aber gezeigt, dass wir auf das richtige Pferd gesetzt haben. Damit konnten wir eine Marke aufbauen, die über einen enorm hohen Bekanntheitsgrad verfügt und viel Vertrauen genießt. Wir wissen aber auch, dass man sich immer verbessern kann, und das wollen wir in Zukunft auch weiter tun.
(+) plus: Sie haben bereits 2001 und 2005 den Staatspreis Unternehmensqualität erhalten. Wie kann man sicherstellen, dass sich auch die Mitarbeiter über so einen langen Zeitraum zum Unternehmensprinzip Qualität bekennen?
Ingeborg Freudenthaler: Man muss mit Begeisterung vorleben, dass eben dieses Handeln für den Erfolg ausschlaggebend ist. Mit dem einmaligen Gewinn eines Preises ist nichts erreicht. Das ist vielmehr Auftrag und Verpflichtung, sich weiter dem Thema zu widmen. Und dieser Ehrgeiz ist in unserem Unternehmen ungebrochen.
>> Nominierung: AMS Österreich
Das Arbeitsmarktservice Österreich beschäftigt sich bereits seit 1999 mit der Thematik Unternehmensqualität. Dieses Engagement wurde von der Jury mit einer Nominierung in der Kategorie »Non-Profit-Organisation« gewürdigt. Mithilfe einer eigenen Balanced-Scorecard-Methodik, die die systematische Weiterentwicklung einzelner Geschäftsstellen ermöglicht, gehört das AMS national sowie auch international zu den Vorzeigeorganisationen. »Im europaweiten Vergleich mit anderen Public Employment Services gilt das AMS Österreich auch wegen seiner Lernorientierung und seiner innovations- und ideenfördernden Kultur, in der alle Dialoggruppen mit einbezogen werden, als eines der Best-Practice-Beispiele«, so die Begründung der Jury.
Im Gespräch mit Herbert Buchinger, Vorstand
(+) plus: Warum beschäftigt sich ein Non-Profit-Unternehmen wie das AMS mit dem Thema Unternehmensqualität?
Herbert Buchinger: Wir haben gesehen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sich der Staat des Themas Qualität annimmt. Deshalb haben wir die Sache selbst in die Hand genommen, mit dem Ziel, die Zufriedenheit aller zu steigern, der Arbeitssuchenden ebenso wie der Mitarbeiter und der Unternehmen. Das geht nur über Qualität. Das Ergebnis ist die hervorragende Positionierung des AMS im europäischen Vergleich.
(+) plus: Wie profitieren die Arbeitssuchenden von diesem Bekenntnis zu Qualität?
Buchinger: Die Dienstleistung wird professioneller, transparenter, überprüfbarer und damit auch gerechter. Wir haben auch eine deutliche Steigerung der Kundenzufriedenheit festgestellt, bei den Arbeitssuchenden ebenso wie bei den Unternehmen.