»Ich stehe für Offenheit«
- Written by Redaktion_Report
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Report: Die Wettbewerbsbehörde hat gegen Kone 22,5 Millionen Euro Kartellstrafe verhängt. Wird Einspruch erhoben?
Stavik: Wir haben wegen Unklarheiten über die rechtliche Beurteilung den Obersten Gerichtshof angerufen. Mehr kann ich dazu nicht sagen, es ist ein laufendes Verfahren.
Immofinanz und Conwert wollen Schadenersatz für die zu hohen Preise. Die Bundesimmobiliengesellschaft hat 2006 1,8 Millionen für Liftwartungen ausgegeben. Erwarten Sie noch Forderungen?
Stavik: Wir haben natürlich unsere Verträge geprüft. Alle stehen im Einklang zwischen Preis und Leistung.
Laut Immofinanz erhöhen sich die Betriebskosten einer Wohnung durch überteuerte Wartungsverträge um 40 bis 70 Euro. Werden Sie Wartungskosten senken?
Stavik: Diese Zahlen entbehren aus unserer Sicht jeder Grundlage. Der Aufzugsanteil an den Betriebskosten liegt bei 3,38 Prozent. Das ergibt für eine Wohnungsgröße von 70 m² statistische Durchschnittskosten von unter 50 Euro. Wie soll man da 40 Euro zu viel zahlen? Eine Senkung der Preise ist für uns nur bei gleichzeitiger Reduktion der Leistung vorstellbar.
Baca: Im Wartungsbereich haben wir fast 60 Anbieter mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen in österreich. Da wird häufig die unterschiedliche Leistung übersehen.
Der Aufzug macht nur vier Prozent der Errichtungskosten eines Gebäudes aus. Kann die Aufzugsindustrie trotzdem zur Senkung der Wohnkosten beitragen?
Stavik: Der Anteil der Betriebskosten an den Wohnkosten ist in den letzten zehn Jahren um 25 Prozent gesunken. Das wird ermöglicht durch die Industrialisierung in der Fertigung und Montage. Nicht zu reden von energieeffizienten Produkten.
Der Energieverbrauch ist ein immer wichtigeres Thema. Was kann die Industrie dazu tun, um die Energiekosten und auch Kosten bei der Produktion zu senken?
Baca: Seit den Siebzigerjahren liegt der Fokus auf Verbesserungen bei den Antriebssystemen. Früher wurden die hohen Drehzahlen der Elektromotoren mit Getrieben reduziert. Das bedeutet Energievernichtung. Der 1996 eingeführte Synchronmotor mit Permanentmagnet, der nur mehr einen einzigen bewegten Teil hat, hat zu Energieeinsparungen im Ausmaß von 50 Prozent bis zu zwei Dritteln geführt. Einsparungen gab es auch, weil man keine Maschinenräume aus Beton herstellen muss. Und in Altgebäuden, die keinen Aufzug haben, haben wir mit dem ersten gegengewichtslosen Aufzug versucht, Platz einzusparen. Darüber hinaus ist durch Standby-Schaltungen mehr Sparpotenzial vorhanden als beim Fahrstrom, nämlich bis zu 74 Prozent.
Generell ist eher in der Errichtung als in der Wartung Einsparpotenzial gegeben?
Baca: Natürlich muss auch an langfristig günstigeren Wartungskonzepten gearbeitet werden. Der Kostendruck ist ja auch beim Kunden gewaltig. Da geht es auch um Zeit und Verfügbarkeit der Fachleute vor Ort.
Gibt es in der Produktion Potenzial?
Stavik: Früher wurden Aufzüge traditionell gebaut, Kone hat als einer der ersten begonnen, industrialisierte Fertigungs- und Wartungsmethoden zu entwickeln, um günstiger zu werden.
Baca: Ein Aufzug besteht aus sehr vielen Komponenten, die bis vor kurzem, auch bei Kone, handwerklich eingebaut wurden. Gleichzeitig mit dem Monospace-Konzept hat Kone auch diesen Prozess industrialisiert. Auf der Baustelle herrscht oft das pure Chaos, dort kann man sehr viel Geld verlieren. Mit frühzeitiger Baustellenüberwachung schaffen wir die Voraussetzung für eine industrielle Endfertigung an der Baustelle.
Sie erzeugen auch Rolltreppen. Gibt es da Innovationen?
ähnlich wie bei den Aufzügen erreichen wir Raumeinsparungen bis zu 30 Prozent. Beim ölfreien Antrieb werden Werkstoffe verwendet, die in Reibung miteinander einen Schmierungseffekt erzeugen. Für die Rollsteige, die üblicherweise eine Grube brauchen, haben wir mit Kone Innotrack Module entwickelt, die neu aufgelegt werden können, wenn sich die Verkehrsströme ändern.
Wie war die wirtschaftliche Entwicklung von Kone 2007?
Stavik: Unsere Produktinnovationen und Dienstleistungen werden vom Markt sehr gut angenommen, weshalb 2007 ein positives Jahr für Kone war. Eine positive Entwicklung, deren Fortsetzung ich auch für 2008 erwarte.
Welche Marktstrategie verfolgen Sie in Zukunft? Werden Sie versuchen, über den Preis zu mehr Marktanteilen zu kommen?
Selbstverständlich über das Produkt, Qualität und das Leistungsspektrum. Ein freier Wettbewerb ist ja im ureigensten Interesse von Kone, jedes Kartell würde dem widersprechen.
Wo liegt Kone in den Marktanteilen, wo wollen Sie noch hin?
Baca: Uns erscheint weniger der Anteil wichtig, sondern mehr die Frage, wie nahe wir bei den Kunden sind. Wer versucht, über den Preis Marktanteile zu gewinnen, denkt zu wenig weit. Unsere Aufstellung ist langfristig. Wir wollen mit den Partnern, die wir gewonnen haben, nachhaltig arbeiten.
Wo sehen Sie die meisten Zuwachspotenziale - gewerblich, öffentlich oder im Wohnbau?
Baca: Gute Chancen bestehen in allen Bereichen. In Europa rechnet man mit einer weiteren Zunahme der Urbanisierung. Auch in Wien haben wir ein Bevölkerungswachstum. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter, der nachträgliche Einbau ist deshalb ein Thema. Es gibt auch noch sehr viel Potenzial, Büroraum zu errichten. österreich ist bei den Leerständen sehr weit unten, da ist noch viel Spielraum.