Friedenspfeiferl und Kriegsbeil
- Written by Redaktion_Report
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Der Verbund erhöht seine Strompreise für Private und nähert sich damit jenen Preisen an, die auch von den Landesversorgern in Rechnung gestellt werden. Wie es der Zufall will, verlässt Eveline Steinberger, Geschäftsführerin der Verbund-Tochter Austrian Power Sales (APS), das Unternehmen. Sie wird künftig gemeinsam mit Ingmar Höbarth den Klima- und Energiefonds der Bundesregierung leiten. Steinberger hat mit ihren beiden Kollegen dazu beigetragen, dass der Verbund-Tochter innerhalb relativ kurzer Zeit mehr als 100.000 Privatkunden ins Netz gegangen sind. Bekanntlich sehr zum Missfallen der Landes-EVU, was letztlich auch in Gerichtsstreitereien nachvollziehbar ist. Den eigentlichen Klimawandel zwischen dem Verbund und den Landesversorgern Wien Energie und EVN AG hat der Abgang von Verbund-Chef Hans Haider gebracht. Sein Nachfolger Michael Pistauer hat mehrmals betont, dass er rasch die Friedenspfeife mit Partnern aus den Bundesländern rauchen will, um tragfähige Kooperationen herbeizuführen. Tabak kostet aber, weshalb die Verbund-Kunden vielleicht nun ein bisschen mehr für die Energie zahlen müssen. Begründet werden die Preiserhöhungen mit der Entwicklung der Marktpreise. Die sind tatsächlich gestiegen, was freilich auch die Ergebniserwartungen des Verbund für 2007 erhöht, da ein Gutteil der verkauften Energie in abgeschriebenen Wasserkraftwerken erzeugt wird. Bessere Ergebnisse werden von Analysten prompt in Investmentempfehlungen umgewandelt, die Verbund-Aktie wird zum Kauf empfohlen.
So weit, so gut. Halbwegs zumindest, da ja neben privaten und institutionellen Anlegern, die Verbund-Aktien halten, auch die Republik prächtig an den Gewinnen des Verbund gewinnt. Steigt der Strompreis, steigen die Gewinne und die fließen zum Teil auch ins Budget und tragen damit dazu bei, dass der Bund Dinge finanziert, die Sinn machen. Ob man Abfangjäger, Fußballstadien und Eisenbahntunnels zweckmäßiger findet als neue Polizeiautos, Nachhilfelehrer oder einen Energie- und Klimafonds, ist letztlich Geschmackssache. Unterm Strich ist vermutlich für jeden Bürger etwas dabei, weshalb sich am Börsedasein des Verbund auch kaum jemand stößt.