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Starke Sprüche, schwache Leistung

Da propagiert der eine das baldige schnelle Ende alles Lebens im Festnetz, ein anderer gesteht dem nächsten Mitbewerber nur noch zu, Abschreibposten zu sein - und kämpft dabei mit den eigenen Kundenzahlen. Nach dem erfolgreichen Niederringen der Netzbedrohung aus St. Pölten und der halbherzigen Roamingregulierung aus Brüssel treten offenbar nun wieder Frühlingsgefühle für den beinharten Kampf um Kunden zutage. So mancher Mobilfunkchef rittert gegen Mitbewerber und verwandte Branchen, als ob ihm etwas eingeimpft worden sei. Wir Journalisten haben natürlich nichts gegen solch starke Sprüche einzuwenden. Und bis auf Endkundenebene dringt sowieso nichts durch. Rover-Fahrern ist es ziemlich egal, ob Rover nun BMW gehört oder den Chinesen. Niemand wird deswegen aufhören, mit dem Auto zu fahren. Am Ende des Tages bleibt somit nur Kopfschütteln und Verstimmung innerhalb einer überschaubaren Branche.

Ich gebe zu, mich haben die Argumente der Mobilfunker zur totalen Festnetzsubstitution selbst eine Zeit lang begeistert. Doch vergessen viele die hierzulande noch immer haarsträubende Preispolitik, wenn es um Datenverkehr im Mobilfunk geht. Dort kosten die MBs immer noch zehn Cent das Stück - ein hoher Preis verglichen mit den Flatrates im Festnetzbreitband. Auch lassen die Geschwindigkeit beim Versenden von großen Dokumenten und die schwankende Netzstabilität die Mobilfunknutzer reihenweise verzweifeln. Ordentlich arbeiten kann damit keiner. Noch passiert der Verdrängungswettbewerb zwischen Fest- und Mobilnetz ausschließlich im Sprachbereich. Sobald aber der Datenverkehr ebenso wesentlicher Umsatzbringer im Mobilfunk sein muss, zieht dieser gegenüber dem Festnetz den Kürzeren. Eine Menge Aufgaben, die den Mobilfunk also noch beschäftigen werden. Bis dahin bleibt alles beim Alten - trotz der Lautstärke im Blätterwald.

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