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Endlich verstehen

Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß, wäre wohl der größtmögliche Wissensstand produziert - geholfen wäre aber niemandem.« Das Thema Wissensmanagement bewegt Unternehmen seit Mitte der Neunzigerjahre. Es wurde gesucht, geforscht, analysiert und wieder verworfen. Die Lösung am Ende des Tages: Es gibt keine Lösung für Wissensmanagement per se. Jedoch können IT-Systeme Wissensprozesse unterstützen und optimieren - vorausgesetzt, sie sind flexibel genug und können den Anwender verstehen. Die Unternehmen lechzen bereits danach: Der Informationsberg wächst in erschreckendem Ausmaß. Dokumente, Bilder und Mailfluten überschwemmen die Geschäftswelt und Konsumenten gleichermaßen. Eine zukunftsreiche Disziplin will nun den Anwender unterstützen, seine individuelle Nachfrage nach spezifischer Information schnell zu befriedigen: semantische Technologien. Anlässlich der zweiten Technologiekonferenz »Semantics 2006«, die Ende November in Wien stattfand, wurde der Eintritt in die »Semantic Web 2.0«-Generation mit praxisorientierten Anwendungen für die Wirtschaft diskutiert. Zur Debatte wurden freilich die Begrifflichkeiten selbst freigegeben - ganz nach Tradition der New Economy. »Ich mag den Ausdruck Web 2.0 nicht«, windet sich Nokia Research Fellow Ora Lassila, selbst seit elf Jahren federführend im W3-Consortium von Web-Erfinder Tim Berners-Lee tätig. »Die Nummerierung impliziert, dass es eine Version 2.0 und folglich auch eine Ausgabe 1.0 des Webs gegeben haben muss - was schlichtweg Blödsinn ist«, kann sich der Techniker nicht mit der neuen Marketingblase rund um Social Software und all die anderen Web-Revolutionen anfreunden. Für den Finnen ist das WWW einer ständigen, natürlichen Entwicklung unterworfen. Marketingspitzen werden bestenfalls belächelt und von der Community mit Argwohn betrachtet.

From Integration to Services. Rund 180 Teilnehmer fanden zur Konferenz mit dem Untertitel »From Vision to Applications« zusammen. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft präsentierten aktuelle Erfahrungswerte zum Einsatz semantischer Technologien. Worum es dabei geht, ist theoretisch leicht erklärt: Durch die inhaltliche Beschreibung, die semantische Anreicherung, von Datenbeständen werden Maschinen mittels maschinenlesbarer Metadaten und Scripts in die Lage versetzt, autonom Daten zu verarbeiten. Der Computer sollte in der Lage sein, den Kontext, in dem Daten erzeugt und abgelegt werden, zu verstehen und darauf basierend für den Nutzer relevante Daten selektieren, verarbeiten und ausgeben können. Semantische Technologien helfen in erster Linie, der steigenden Datenflut Herr zu werden und bestehende Wissensressourcen effizienter zu nutzen. Die Grundlage dafür bilden standardisierte Verfahren für die strukturelle und inhaltliche Beschreibung und Organisation von Daten. Die aktuelle Forschung zum Semantic Web und den zugehörigen Technologien findet in einem multidisziplinären Umfeld statt und umfasst neben der Informatik Forschungsgebiete wie Wissensrepräsentation, Terminologiemanagement, Informations- und Wissensmanagement, Usability-, Sprach- und Lernforschung. Die Interdisziplinarität hat die technologische Schlagseite in der Begriffsdiskussion weitgehend entschärft.

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