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Angst ist gewichen

Hannes Schipany ist Geschäftsführer von Toshiba österreich und bezeichnet sich als der Mobilfraktion zugehörig. Diese bietet den Nutzern nun die idealen Tools, um die Arbeits- mit der Freizeitwelt zu verbinden, verlangt dem Einzelnen aber mehr Verantwortungsbewusstsein ab. Mit dem Ausstieg aus einem schwachen PC- und Servergeschäft sowie der Aufgabe der PDA-Sparte vor einem Jahr ist Toshiba nun eine reine Notebook-Company.

Report: Wie ist das vergangene Jahr für die Hardwarebranche verlaufen? Wann werden die Unternehmen wieder ihre Geräteparks erneuern?
Hannes Schipany: Waren in der Vergangenheit noch Gerätezyklen von 24 bis 36 Monaten in den Firmen üblich, ist dies zuletzt immer weiter hinausgeschoben worden. Wenn die Wirtschaftsbedingungen härter werden, muss die IT-Landschaft eben länger halten - auch mal vier Jahre . Die Erneuerung von Hardware ist ja stets mit den Investitionen in Software verzahnt. Die beiden Disziplinen greifen ineinander: Wenn keine Investitionsmittel für neue Software vorhanden sind, ist folglich auch kein Aufstocken der Hardware notwendig. Einer der Hintergründe einer solchen Investitionsbremse ist sicherlich auch das Vertrauen in die Microsoft-Betriebssysteme, das in den letzten zwei Jahren stark gestiegen ist. Davor gab es oft Kunden, die bei neuen Releases eines Betriebssystems von Microsoft ein bis zwei Service-Packs abgewartet hatten, bevor sie das System im Unternehmen einsetzten. Diese übertriebene Angst ist nun geschwunden.

Das Jahr 2005 ist grundsätzlich zufriedenstellend verlaufen. Die allgemeine Investitionsvorsicht der letzten Jahre ist gewichen, die Unternehmen sind nun wieder investitionsfreudig. Seit dem zweiten Quartal sehe ich viele Unternehmen in einer Position, an der die Automatisierung in den Unternehmensprozessen und die Benutzerfreundlichkeit der Endgeräte wieder verbessert werden. Fazit: Man hat eine Zeit lang mit dem alten Equipment gearbeitet und möchte nun auf neue Hardware umsatteln.

Welche Trends sehen Sie das Endgerätegeschäft 2006 bestimmen? Werden Desktop-Computer endgültig von den Arbeitsplätzen verschwinden?
Eine klare Entwicklung ist sicherlich die zunehmende Mobilität der Mitarbeiter. Bereits heute sind gut 95 Prozent der Notebooks so konfiguriert, dass sich die Nutzer damit frei bewegen können. Viele Unternehmen heißen es bereits gut, dass das Notebook mit nach Hause genommen wird. Unterschiede werden hier bestenfalls in der Erlaubnis, das Notebook auch privat nutzen zu können, gemacht. Dies sind dann aber nur noch Nuancen - etwa ob der Nutzer auch Installationsrechte hat.

Desktops wird es auch weiterhin geben, wenn auch der Trend zum Replacement durch Notebooks ungebrochen ist. Immer mehr Anwenderschichten sehen sich nun mit Notebooks konfrontiert. Im Consumerbereich ist dies bereits ein Riesenthema: Die Leute sind der großen, lauten Computerkästen in ihrem Wohnzimmer überdrüssig. Nehmen Sie nur eine Dreizimmerwohnung: Sie werden dort kaum Platz finden, einen PC wirklich aus den Augen zu bekommen. Mit einem Notebook gelingt Ihnen das schon eher - und dies können Sie sogar auf Reisen mitnehmen. Ich sehe diese Entwicklung aber nicht übertrieben. Ein Notebook ist ja lediglich ein Derivat des PC-Arbeitsplatzes. Es ist nichts anderes als ein PC, den man ohne übertriebenen Kraftaufwand von A nach B transportieren kann.

Im Geschäftskundenbereich sprechen verschiedenste Argumente für den Mehrpreis, der stets für ein mobiles Arbeitsgerät zu bezahlen sein wird. Zum einen wird hier Mehrwert erkauft, der durch die Aufwertung jener Mitarbeiter passiert, die das Notebook als Statussymbol sehen. Dann ist stets Rechenleistung dort, wo sie der Mitarbeiter braucht - etwa vor Ort beim Kunden. Und schließlich sieht meist auch das Management den unausgesprochenen Vorteil, dass die Mitarbeiter E-Mails vielleicht schon am Weg ins Büro durchsehen können. Wenn ein Nutzer dann um neun Uhr morgens in der Firma ankommt, hat er bereits die für ihn wichtigen E-Mails selektiert und kann sie zügiger bearbeiten. Dadurch ermöglicht das Notebook eine stressfreie Zeit im Büro. Prinzipiell verschwimmt so zusehends auch die klassische Kernarbeitszeit. Mit dieser Flexibilität lässt sich untertags dann auch mal eine Stunde Freizeit einschieben, um etwa einer privaten Erledigung nachzugehen. Denn dank meiner neuen Mobilität kann ich eine anstehende Präsentation auch zu Hause um acht Uhr abends fertig stellen. Dies ist ein positiver Aspekt, erfordert vom Einzelnen aber ein größeres Maß an Selbstdisziplin. Hier gilt es, genügend Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Wir von der Mobilfraktion sind an dieser Entwicklung also nicht ganz unschuldig.

Ein Mehr an Verantwortungsbewusstsein ist aber auch im Umgang mit den Ressourcen gefordert. Die steigende Mobilität treibt die Menschen in eine Abhängigkeit von ihren Notebooks. Man ist viel damit unterwegs und setzt das Notebook mitunter heftigen Umwelteinflüssen aus - etwa wenn es ungepolstert in einer Tasche unsanft am Boden abgestellt wird. Solche unvorhergesehenen Ansprüche an die Gerätestabilität stellen die Hersteller vor große Herausforderungen. Denn kaum ein Notebooknutzer könnte sich heute einen Arbeitstag ohne die am Gerät gespeicherten Telefonnummern und Kalendereinträge vorstellen. Dies wäre vergleichbar mit einem Automechaniker, dem man den Schraubenzieher wegnimmt. Wir bieten freilich einige Mechanismen, die ein Notebook und seine Daten genügend schützen können. Dies heißt aber nicht, dass ein Notebook nach einer Nacht mit Minusgraden im Auto am nächsten Morgen einfach eingeschaltet wird, ohne es an eine günstigere Betriebsumgebung zu gewöhnen. Sie fahren ja auch nicht mit einem Ferrari 300 km/h auf der Ringstraße oder mit Airbag im Auto absichtlich gegen einen Alleebaum.

Betrachtet man die Branchenentwicklungen bei großen Herstellern, die weniger profitable Produktlinien abstoßen - wie stehen Sie dazu, das PDA-Programm verloren zu haben?
Ich bin froh darüber, dass wir uns nun auf unser Kerngeschäft konzentrieren können. Ich sehe auch keine allzu große Zukunft für den PDA-Markt - ich denke, der Trend wird in Richtung Smartphones verlaufen. Ob diese am Ende des Tages BlackBerry oder Communicator heißen, ist völlig egal. Fix ist, dass bald eine breite Anwenderschicht die Hightech-Maniacs von heute ablösen wird. Und: Der PDA-Markt ist dermaßen von HP dominiert, dass wir technologisch kaum vom Fleck gekommen sind. Es ist salonfähig geworden, sich von Geschäftsbereichen zu trennen, die nach einiger Zeit nicht mehr richtig funktionieren. Dies hat richtigerweise auch Toshiba wahrgenommen. Im Desktop- und Serverbereich war es ähnlich: Dort hatten wir zwar unseren Job richtig gemacht, verfügten aber nicht über die Volumina, um niedrige Preise zu bieten. Dort haben uns die Kunden auch die ungeschminkte Wahrheit gesagt: Wir trauen euch das nicht zu. Wenn Toshiba für etwas steht, dann ist dies klar Mobilität.

Welche Endgeräte haben Sie selbst im Einsatz?
Ich benütze ein ultradünnes Notebook, das Portégé R100. Es ist mit nur zwei Zentimetern Dicke und einer Akkulaufzeit von fünf bis sechs Stunden auch ein ungemein leichtes Gerät, es wiegt knapp über ein Kilogramm. Für Adhoc-Informationen ist das Notebook aber unbrauchbar. Für diesen Zweck habe ich einen Nokia Communicator im Einsatz.

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