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Ressourcen effizient einsetzen

\"JohannesDer Buchautor und Unternehmer Johannes Fresner über seine Erfahrungen, mit Umweltschutz in Firmen Geld zu sparen.


Umweltschutz bedeutete für produzierende Betriebe in der Vergangenheit meist rechtliche Vorschriften in Form von Grenzwerten für Emissionen, Abwasser und Auflagen bezüglich der Entsorgung von Abfällen. Emissionen und Abfälle sind samt und sonders Rohstoffe, die ein Betrieb zunächst kaufen muss und dann nicht in ein verkaufbares Produkt umwandelt, sondern noch einen zusätzlichen Aufwand für die Behandlung und Entsorgung leistet. Abfälle und Emissionen sind damit ein Zeichen für Ineffizienz in der Nutzung von materiellen und energetischen Ressourcen. Wenn es gelingt, die Quellen und die Ursachen für das Entstehen von Emissionen, Abwasser und Abfall zu verstehen und Ansätze zu ihrer Vermeidung zu finden, kann „Ökoprofit“ entstehen.

Ökoprofit heißt auch: weniger Belastung der Umwelt durch Abfälle und Emissionen und mehr finanzieller Ertrag durch weniger Ressourceneinsatz. Die Kosten für Rohstoffe und Energie betragen in vielen produzierenden Betrieben heute schon über 50% des Umsatzes und sind der größte Kostenfaktor, weit vor Personal, Verwaltung oder Abschreibungen für den Anlagenpark.

Durch Material- und Energiebilanzen, oft sehr einfach in Form von Input-Output-Betrachtungen zunächst auf der Ebene des Gesamtbetriebes, dann für Prozesse und einzelne Anlagen lassen sich die Ursachen für Abfälle, Abwasser und Energieeinsatz aufspüren. Kennt man Quelle und Ursache können Verbesserungsmöglichkeiten ermittelt werden. Das können einfache organisatorische Maßnahmen sein, wie Arbeitsanweisungen oder Messvorschriften, die keine Investitionsmittel benötigen. Möglichkeiten eröffnen sich auch durch die Auswahl von Rohstoffen, neue Technologien, der Einsatz von Regeltechnik, Automatisierung, zusätzliche Wärmetauscher und Speicher. Auch internes Recycling von Wasser oder Chemikalien gehört in diese Betrachtung.

„Cleaner Production“ wurde ursprünglich für produzierende Betriebe entwickelt. Der Ansatz funktioniert aber natürlich überall, wo Rohstoffe, Chemikalien, Wasser und Energie eingesetzt werden, also auch im Verwaltungsbetrieb oder im Tourismusbetrieb, wo Wasser für sanitäre Zwecke, Energie für Licht, Datenverarbeitung, Beleuchtung und Heizung, Chemikalien für die Reinigung, oder etwa Papier verwendet werden. Auch in Hotels, Restaurants, Schulen, Veranstaltungszentren, Seniorenheimen und Krankenhäusern konnten wir zeigen, dass Chemikalieneinsparungen bis zu 50% oder Energieeinsparungen bis zu 20% möglich waren.

Stoff- und Energiebilanzen liefern die Übersicht über den Einsatz von Stoffen und Energie, zeichnen die Nutzung nach und führen an die Quelle: sie zeigen die innerbetrieblichen Ursachen für Abfälle und Emissionen auf, bewerten den Wert der Abfälle und Emissionen anhand der Kosten der Rohstoffe und Energieträger, aus denen sie entstanden sind und stimulieren Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung. Dies ist weit mehr als konventionelles Umweltcontrolling, das Verfolgen von globalen Kennzahlen, zum Beispiels über den Wassereinsatz pro Tonne Produkt alleine bewirken können. Ein wesentlicher Prozentsatz der Maßnahmen, die daraus entstehen, ist nach unseren Erfahrungen mit minimalem Investitionseinsatz verbunden (etwa 50% der in den Betrieben, die wir kennen, entwickelten Maßnahmen waren organisatorischer Natur), etwa ein Viertel amortisierte sich in einem Jahr und der Rest mit relevanten Investitionen verbunden.

Neben den wirtschaftlichen Vorteilen durch die Reduktion von Kosten für Rohstoffe und Energie, sowie für Abfallbehandlung und Emissionsbehandlung bewirkt die aktive Auseinandersetzung mit den Stoff- und Energieflüssen oft ein besseres Verständnis der Prozesse, der optimalen Prozessbedingungen, und der eigentlichen Anforderungen an Produkt, Rohstoffe und Prozesse. Die innerbetriebliche Kommunikation über die Abläufe und technischen Einrichtungen und eventueller frischer Experteninput von außen erzeugt Motivation, die Prozesse optimal zu betreiben und fördert die Dokumentation und Weiterentwicklung des betrieblichen technischen, logistischen und produktspezifischen Know-hows.



Zum Autor
Johannes Fresner ist Geschäftsführer der STENUM GmbH in Graz. Der von ihm entwickelte ZERMEG Ansatz (Zero Emissions  Retrofitting Approach for Existing Galvanizing Plants) wurde 2008 mit dem Österreichischen Staatspreis für Umwelttechnologie ausgezeichnet. Fresner ist Mitautor des Buches „Ressourceneffizienz in der Produktion - Kosten senken durch Cleaner Production“, Symposion Publishing, 2009.

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