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Anwalt der Armen

Der Anwalt der Armen. Franz Küberl würde ohne Weiteres als linksliberaler Politiker durchgehen. Umverteilung, Mindestsicherung, Asylrecht – der Caritas-Präsident wirft sich für diese Themen mit solcher Vehemenz ins Zeug, dass selbst die Grünen dagegen blass aussehen. »Laut Gründungserklärung ist die Caritas eine Hilfsorganisation, aber der Herr Küberl äußert sich zu tagespolitischen Fragen, als ob es sich um einen übriggebliebenen linken Kommunistenverein handeln würde«, warf ihm Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl einmal vor.

»Eine Marke wie die Caritas braucht eine perfekte Verkörperung – und Franz Küberl macht das sehr, sehr gut«, urteilte Marktforscherin Helene Karmasin.

Seit 1995 ist Küberl, der seine Karriere nach der Handelsschule als kleiner Verwaltungsbeamter im Landeskrankenhaus Graz begann, Präsident der Hilfsorganisation. Unter seiner Leitung hat sich die Caritas zu einem Dienstleistungskonzern mit einem Budget von einer halben Milliarde Euro entwickelt. Rund 11.000 hauptberufliche Mitarbeiter sind in 43 Pflegeheimen, 27 Häusern für Asylwerber, 33 Sozialberatungsstellen und 25 Obdachloseneinrichtungen beschäftigt. Dazu kommen noch 27.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.

Der 56-jährige Vater zweier Kinder ist der erste Laie in diesem Amt. Vom Diözesansekretär der Katholischen Arbeiterjugend Steiermark arbeitete er sich über verschiedene Stationen in Vorfeldorganisationen der katholischen Kirche bis zum Caritas-Direktor der Diözese Graz-Seckau hoch. Bereits ein Jahr später übernahm er die Österreich-Leitung.

Küberl gilt als »soziales Gewissen Österreichs«, sein Engagement als Anwalt der Armen und in Not Geratenen verdiente über alle Parteigrenzen hinweg höchste Anerkennung. Doch so unerbittlich er seinen politischen Kontrahenten zusetzt, so handzahm äußert er sich gegenüber seinem Arbeitgeber, der katholischen Kirche. Er sei ein »liberales Feigenblatt einer reaktionären Kirche«, musste sich Küberl deshalb schon vorwerfen lassen. Ob er mit der erzkonservativen Haltung der Kirche zu Frauen, Scheidung, Homosexualität und Zölibat hadert, weiß aber vermutlich nur sein oberster Chef.

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