Paradigmenwechsel
- Written by Redaktion_Report
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Semih Caliskan ist seit November 2009 neuer ständiger Geschäftsführer bei Colt Telecom und spricht über aktuelle Trends am IKT-Lösungsmarkt.
Report: Herr Caliskan, welche Strömungen am Informations- und Kommunikationstechnologiemarkt beschäftigen Sie derzeit?
Semih Caliskan: Zum einen hat Colt in Ethernet Services einen wesentlichen Wachstumsbereich ausgemacht, der auch 2010 noch eine große Rolle spielen wird. Es gibt genug Entwicklungspotenzial, das wir in unserer führenden Rolle am Markt bedienen können. Der Trend zu Ethernet Services ist im gesamten zentral- und osteuropäischen Raum zu spüren. Es sind Länder, in denen teilweise größere Technologiesprünge als in den etablierten Märkten gemacht werden.
Ein weiterer Trend ist nach wie vor das Wachstum von Managed Services. Firmen konzentrieren sich zunehmend auf ihr eigentliches Kerngeschäft und wollen nun auch ihre strategische IT auslagern. Wir haben dies erkannt und werden noch mehr in Richtung Managed Services investieren. Fragen zu Datensicherheit und Datenschutz sind lösbar. Der Ort, an dem Daten gespeichert werden, ist kein Thema mehr. Am Ende des Tages bleibt daher für den Kunden lediglich die Frage, ob die Lösung funktioniert. Als serviceorientierter Anbieter kann Colt mit Voicelösungen, IP-VPNs, Datenleitungen, einem Riesenbackbone und seinen Rechenzentren eine Menge an Diensten liefern. Die klassische Aufstellung als Telco, der Colt einst war, existiert nicht mehr.
Verstehen Ihre Kunden diesen Paradigmenwechsel auch?
Unsere Kunden brauchen meist nicht nur einzelne Produkte, die sie anderswo auch einkaufen könnten, sondern eine Gesamtlösung aus einer Hand. So ist der Bezug von Daten- und Sprachleitungen für beide Seiten – Anbieter und Unternehmenskunde – von Vorteil. Der Kunde bekommt auf einer einzigen Plattform einfach jene Dienste zu Verfügung gestellt, die für sein Business entscheidend sind. Wir als Anbieter wiederum können diese effizienter liefern.
IT aus der Steckdose – eine Vision, die den Markt und das Verständnis von IKT-Diensten verändern wird?
Auf jeden Fall. Nehmen Sie nur unser neues Angebot des »Managed Workspace«. Zielgruppe sind beispielsweise Firmen, die innerhalb kürzester Zeit einen voll funktionstüchtigen Arbeitsplatz in einer Filiale brauchen. Colt liefert die Grundausstattung zum Betriebssystem, Office-Programme, E-Mail, Sicherheitslösungen – sprich die ganze Office-Umgebung – über die Datenleitung flexibel und schnell dorthin, wo sie gebraucht wird. Benutzer können von überall aus darauf zugreifen, haben aber trotzdem die Qualität von Standardprodukten auf ihrem Rechner. Früher mussten sich IT-Manager um jeden Arbeitsplatz und jedes Softwareupdate selbst kümmern. Jetzt bekommen sie dies fixfertig als Service – inklusive Montage. Abgerechnet wird dann pro Lizenz und User. Kunden zahlen damit lediglich einen monatlichen Betrag für diesen Dienst. Möglich ist der Dienst bereits für Unternehmenskunden ab wenigen Arbeitsplätzen.
Wie ist das Krisenjahr 2009 für Colt in Österreich gelaufen?
Wir hatten ein gutes Jahr und haben unser Geschäft noch weiterentwickeln können. Die Mitarbeiterzahl ist mit 54 stabil geblieben. Es wird sowohl im Umsatz als auch im Gewinn ein Wachstum erreicht werden. Wesentlich für die gute Performance sind auch unsere Osteuropageschäfte. Viele davon, die in Ungarn, Tschechien und der Slowakei erzielt werden, werden in Wien bilanziert. Kommuniziert muss auch in der Krise werden, Leitungen sind immer nötig. So war unser Wholesalegeschäft von der wirtschaftlichen Stagnation nicht betroffen. Wir hatten heuer in diesem Bereich eines der erfolgreichsten Jahre bisher.
Was sind Ihre Ziele für das kommende Jahr?
Wir wollen die Aktivitäten in Osteuropa weiter ausbauen und uns in der Führungsrolle bei Ethernet Services positionieren. Darüber hinaus sehe ich Managed Services als einen Wachstumsmarkt mit viel Potenzial. Für viele Unternehmen wird das Konzept sehr nützlich sein. IT verlässt damit ihren Status als Rocket Science und wird endgültig zu Commodity.
Zur Person
Semih Caliskan wurde im November von der Position des interimistischen zum ständigen Geschäftsführer von Colt Telecom in Österreich berufen. Nach dem Abgang von Alfred Pufitsch zu Tele2 entschloss sich Colt zu dieser internen Nachbesetzung. Der 46-Jährige leitete seit 2004 die Wholesale Operations bei dem europäischen IKT-Dienstleister. Zuvor baute er als Geschäftsführer Avaya in der Türkei auf und war bei Lucent und NCR in Österreich beschäftigt.