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Die Ersten werden die Besten sein

Ingolf Planer, Finanzvorstand bei Kapsch CarrierCom, über das Wettrennen in Südosteuropa, die Auswirkungen der Finanzkrise und mit einem Appell an die Banken.

2008 war für viele IT-Dienstleister ein gutes Jahr auf hohem Niveau. Investitionen in der Branche sind von ihrer Wirtschaftlichkeit, dem Return on Investment, geprägt. Neuinvestitionen müssen sich aber nicht nur rechnen, sondern Mehrwert für den Kunden bieten. Ein Systemintegrator speziell am Providermarkt ist Kapsch CarrierCom. Die Wiener liefern ihre Serviceplattformen und Netztechnologien an Festnetz- und Mobilfunker, die stets auf der Suche nach Kostenreduktionen und neuen Umsätzen sind.

Report: Hohe Nutzerraten und das Breitbandwachstum bieten mittlerweile einen stabilen Untergrund im IKT-Geschäft in Österreich. Wie leicht tut sich ein Technologiedienstleister in einem gesättigten Markt, in dem die Preisspirale ständig nach unten geht?
Ingolf Planer: In Österreich haben wir es nun mit einer sehr hohen Marktkonzentration zu tun, dies betrifft aber viele Wirtschaftsbereiche – nicht nur die Informations- und Kommunikationstechnologie. Aus diesem Grund ist es für uns essenziell, in verschiedenen geografischen Regionen lokal zu wachsen. Nach weiteren Geschäftsstelleneröffnungen im Vorjahr in Südosteuropa werden heuer Gründungen in Mazedonien und Weißrussland hinzukommen. Wir haben dort bereits Prestigeprojekte in Millionenhöhe gewonnen, sind strategisch richtig positioniert.

Report: Sie folgen auf diesem Weg ihrem größten Kunden, der mobilkom austria Gruppe, die bereits in Mobilfunkmärkten in Südosteuropa tätig ist.
Diese Strategie ist in Ländern wie Kroatien oder Bulgarien voll aufgegangen. Kapsch CarrierCom hat neben den Töchtern der mobilkom-Gruppe bereits weitere Providerkunden gewinnen können. Wir sehen dieses Wachstum gemeinsam mit unseren bestehenden Kunden aber nur als ersten Schritt in neue Märkte. In einem weiteren Zug erweitern wir unsere Kompetenzen vor Ort und liefern unseren Kunden damit an den jeweils passenden Stellen Know-how und Dienstleistungen. Ein Beispiel dazu ist unser Cisco-Kompetenzzentrum in Bulgarien. Die Wertschöpfung und unseren Personalstandort in Österreich zu halten sind wichtig, doch eines ist klar: das Wachstum passiert in diesen Märkten und wir müssen noch vor den ganz Großen dort sein. In Weißrussland haben wir derzeit First-Mover-Advantage. Die Nachfrage dort ist sehr technologiegetrieben. Unser Portfolio hilft den Kunden im Wettbewerb um Content und Services in den Netzen wirklich vorne mit dabei zu sein.

Report: Was sind die Herausforderungen in so divergenten Märkten?
Wir treffen auf unterschiedlichste Möglichkeiten, aber auch Barrieren. So ist es in manchen Ländern unerlässlich, vor Ort auf lokalkundige Vertreter zu setzen, die Erfahrung etwa mit dortigen Zoll-Formalitäten haben. Eine andere Herausforderung sind freilich auch Wechselkursschwankungen. So verloren zuletzt die Ukrainische Hrywnja und der Ungarische Forint massiv gegenüber dem Euro. Und wir werden 2009 auch mit einem verlangsamten Wachstum in Südosteuropa zu kämpfen haben.

Report: Die Weltwirtschaft befindet sich in turbulenten Zeiten. Wie geht es Kapsch CarrierCom?
Im vergangenen Jahr konnten wir unsere Geschäftserwartungen zweimal leicht nach oben revidieren. Kapsch CarrierCom geht es im Branchenvergleich sehr gut. Ich bin überzeugt, dass wir zu den gesunden Tieren in der Herde gehören. Gemäß unserer Entwicklung sehen wir nun aber eine Migration in Umsätzen und Erträgen in die einzelnen Länder. Anders als in den gesättigten Märkten werden in Südosteuropa je nach Region immer noch Wachstumsraten zwischen zwei und vier Prozent erwartet. Diese Länder haben noch immer einen infrastrukturellen Nachholbedarf – eine große Chance für die Branche. Derzeit ist auch der Jobmarkt nicht mehr so ausgetrocknet, gute Leute sind wieder zu bekommen. Und wir sind in der glücklichen Lage, neue Leute zu brauchen.

Report: Wie ist generell die Stimmung am Providermarkt?
Bislang sehe ich keine Auswirkungen aus der Finanzkrise, die unmittelbar die Branche betreffen. Eine Gefahr für die Anbieter sind vielmehr EU-bezogene und nationale regulatorische Entscheidungen. Die moderne Kommunikation ist ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft geworden, das man nicht beschneiden sollte.
Wenn eine Entwicklung die Wirtschaft insgesamt zu schaffen machen, dann sind dies die zunehmend schlechter werdenden Konditionen bei Projektfinanzierungen. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind sowohl für die Anbieter von Ausschreibungen als auch für die Dienstleister schwieriger geworden. Man hat den Eindruck, dass die Banken selbst kerngesunden Unternehmen keine Mittel mehr zu Verfügung stellen möchten.

Zum Unternehmen
Die Kapsch CarrierCom AG ist als Systemintegrator für Kommunikationstechnologielösungen in Österreich und dem Raum Südosteuropa tätig. Geleitet von dem Vorstandsteam Thomas Schöpf und Ingolf Planer bietet die Innovationsschmiede mit rund 350 Mitarbeitern eine Palette rund um GSM, 3G, Next-Generation-Networks und neuen IKT-Diensten für Betreiber von Fest-, Mobil- und Datennetzen.

Zur Person
Ingolf Planer, 36, begann seine berufliche Karriere nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der WU Wien und einem MBA an der University of Chicago bei der Industriellenvereinigung. 2001 wechselte er zu Kapsch als Assistent des Vorstandes. Nach verschiedenen Managementfunktionen innerhalb der Kapsch-Gruppe verantwortet Planer seit Anfang 2008 die Bereiche Finance, Legal & Partner Management sowie Business Development und HR bei Kapsch CarrierCom.

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