Die Hybrid-Illusion
- Written by Redaktion_Report
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Diese Ansätze sind innovativ und lobenswert, sie werden aber nicht ausreichen, ist Petry überzeugt. \"Unsere Studie dürfte den Glauben erschüttern, dass Hybridfahrzeuge alle Emissionsprobleme lösen werden. Die angestrebten Ziele werden nur durch den gemeinsamen Einsatz verschiedenster Technologien zu erreichen sein.“ Das hat auch die Automobilindustrie erkannt und verfolgt daher eine Reihe verschiedener Ansätze, um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor weiter zu optimieren. Dazu zählen vor allem eine Reduzierung des Gesamtgewichts und eine Verringerung des Gesamtvolumens. Auch Start-Stopp-Systeme mit verbesserter Funktionalität und \"power on demand“ für Zusatzaggregate sollen in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Petry ist überzeugt, dass das von der EU vorgegeben Emissionsziel erreicht werden kann, \"aber zu einem hohen Preis“. Die Kosten beziffert Petry auf 500 bis 1000 Euro pro Auto. \"Das Problem ist, dass Kunden nicht bereit sind, für nachhaltige Produkte auch mehr zu bezahlen - was zu einem guten Teil daran liegt, dass Nachhaltigkeit in der Marketingkommunikation und Markenpositionierung bislang kaum ein Thema war.“ Lediglich Toyota würde mit Umweltschutzargumenten für sein Hybridauto werben.
Strukturwandel notwendig
Auch was die Strukturen anbelangt, geht die Roland Berger-Studie hart mit den Automobilherstellern ins Gericht. \"Den meisten Produzenten fehlt es an firmeninterner Kompetenz, mit der sie den neuen Herausforderungen begegnen könnten“, heißt es da. Die wenigsten OEMs hätten ihre Organisation angepasst und übergreifende Abteilungen und Technologiezentren für Benzin- und Dieselmotoren eingerichtet. \"Die Herausforderungen, mit denen die Autobauer heute konfrontiert sind, haben wenig mit der Entwicklung neuartiger Technologien zu tun. Es geht vielmehr darum, traditionelle Unternehmensstrukturen und Denkweisen aufzubrechen\", sagt Petry.
Auf die Zulieferindustrie sieht Petry enorme Belastungen zukommen. Zwar wird die Nachfrage nach innovativen Antriebstechnologien und neuen Komponenten steigen, die höheren Kosten könnten aber teilweise an die Kunden weitergegeben werden. \"Nicht alle Zulieferer werden diese Belastung verkraften, der Markt wird sich weiter konsolidieren. Die Unternehmen sollten ihre Strategien überdenken und ihre Innovationsfähigkeit hinterfragen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein“, empfiehlt Petry. An Stelle des traditionellen Machtkampfs zwischen Herstellern und Zulieferern sieht er die gemeinsame Entwicklung kostengünstigerer technischer Lösungen zur Reduzierung der Schadstoffemissionen.