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Von Forchheim in die Welt

Forchheim ist eine unscheinbare Kleinstadt im Freistaat Bayern, die sich dennoch \"Große Kreisstadt“ nennen darf. Das verwirrt, ist in Deutschland aber nichts ungewöhnliches. Eine \"Große Kreisstadt“ ist nichts anderes als eine Gemeinde mit besonderen rechtlichen Status und deutlich mehr Zuständigkeiten als eine normale Kreisstadt. Dieser hoheitliche Sonderstatus macht Forchheim zu etwas besonderem. Erwähnenswert ist noch das Gründungsdatum. Mehr als 1200 Jahre hat die 30000-Seelen-Gemeinde bereits auf dem Buckel. Gegründet wurde Forchheim im Jahr 805, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind die aus dem 14. Jahrhundert stammende Kaiserpfalz, die im Jahr 1552 errichtete Festung Forchheim und das spätmittelalterliche Rathaus im Fachwerkstil. So richtig herausgeputzt wird Forchheim im Advent, wenn das Rathaus zum - laut Eigendefinition - schönsten Adventkalender umgestaltet wird. Das wars dann aber auch schon mit den Besonderheiten. Wirtschaftlich kann man eine Schokoladenfabrik und gleich vier Brauereien vorweisen, von zentraler Bedeutung ist aber vor allem die geographische Nähe zu Nürnberg.
Trotz dieser auffallenden Unauffälligkeit sind die meisten von uns schon mit Forchheim zu tun gehabt - zumindest indirekt. Wenn irgendwo auf der Welt ein Patient mit einem Röntgensystem, einer Angiographieanlage oder einem Computertomographen untersucht wird, ist in vielen Fällen Forchheimer Technologie mit im Spiel. Seit 1993 hat Siemens mit Investitionen von rund 70 Millionen Euro den Medical-Solutions-Standort Forchheim zu einem der modernsten Fertigungsstätten für Medizintechnik ausgebaut. In den beiden Geschäftsfeldern Computertomographie (CT) und Angiographie-, Durchleuchtungs- und Aufnahmesysteme (AX) sind 1500 Personen auf über 20.000 Quadratmetern Büro- und Fertigungsflächen beschäftigt. 90 Prozent des Forchheimer Geschäfts gehen in den Export. Bislang wurden rund 8000 Computertomographen von Forchheim aus in alle Welt geliefert.
Besonders stolz sind die Siemensianer auf ihre \"Fabrik der kurzen Wege“, wie die AX-Fertigung im unternehmensinternen Slang seit 1996/97 genannt wird. Damals wurde eine neue Montagestraße installiert, die seither für über 50 Prozent kürzere Durchlaufzeiten sorgt. So absolvieren etwa Angiographieanlagen die Montage- und Prüfstationen der Produktionslinie je nach System in fünf bis zwölf Arbeitstagen statt früher in über 20. Zudem können durch das Umgestalten der fertigungsflächen und den flexiblen Einsatz von Mitarbeitern monatliche Nachfrageschwankungen von über 300 Prozent je Systemtyp bewältigt werden. Ein in den Fertigungsprozess integrierter, speziell entwickelter Dauertest für alle Röntgensysteme, CRST (Clinically Relevant Simulation Testing), wird nachts durchgeführt, wodurch die Produktion 24 Stunden rund um die Uhr ausgelastet werden kann. Dieser Test wurde gemeinsam mit Medizinern entwickelt und simuliert den Anwendungsbetrieb in der Klinik. Im Jahr 2004 gab es dafür die Auszeichnung \"Fabrik des Jahres“ der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney.
Großer Wert wird in Forchheim auf die Logistik gelegt: Mit High-Speed-Logistik und \"just in time“-Komponentenanlieferung in Verbindung mit Taktbauweise konnte die Fertigungszeit von Computertomographen von ehedem 22 Wochen auf zehn Tage reduziert werden. Davon sollen vor allem auch die Kunden profitieren. Durch die Komplettmontage in Forchheim wird die Installationszeit im Krankenhaus oder in der Arztpraxis auf maximal fünf Tage verkürzt.
Ebenfalls erwähnenswert ist die freiwillige Teilnahme des Standorts Forchheim an der öko-Audit-Verordnung EMAS, dem System mit den weltweit höchsten Anforderungen im Umweltschutz. Seit 1996 kommt EMAS in Forchheim zum Einsatz und wird regelmäßig durch einen staatlich zugelassenen Umweltgutachter überprüft. Damit dürfen die Forchheimer das EMAS-Zeichen verwenden und auch nach außen dokumentieren, dass sie mehr für den Umweltschutz leisten als gesetzlich erforderlich ist. Auch in Sachen Strahlenbelastung bei CT und Röntgen zeigt man sich als Vorreiter. Die mit der automatischen Echtzeit-Dosismodulation CARE Dose4D ausgestattete Siemens-CTs sollen im Vergleich zu anderen Computertomographen mit bis zu 66 Prozent weniger Strahlenexposition auskommen. Röntgenanlagen aus dem AX-Bereich sollen zum Teil weniger als ein zehntel der Dosis von früheren Systemen benötigen. Die neueste Innovation aus Forchheim, die dazu beitragen soll, die Dosis zu senken, ist der Flachdetektor, der beim klassischen Röntgen den üblichen Film ersetzt und bei Angiographieanlagen zusätzlich zu einer besseren Bildqualität beiträgt.

Hintergrund:

Röntgen: Es war im Jahr 1895, als Wilhelm Conrad Röntgen die X-Strahlen entdeckte, die später den Namen ihres Entdeckers erhalten sollten. Damit war es erstmals möglich, Bilder aus dem Inneren des menschlichen Körpers ohne chirurgische Eingriffe zu gewinnen. Die Strahlen werden von Knochen und Organen unterschiedlich stark abgeschwächt, das Ergebnis wird als Schattenbild der durchleuchteten Körperregion auf einem Film sichtbar. Heute geht die Entwicklung vom Film zur Flachdetektor-Technologie. Dahinter verbergen sich einige Vorteile: Manuelle Tätigkeiten wie Laden und Transport der Kassetten sowie Filmentwicklung entfallen, die Bilder stehen sofort digital zur Verfügung. Die gute Bildqualität sorgt für diagnostische und therapeutische Sicherheit und einen schnelleren Behandlungserfolg. Dadurch und durch eine Vielzahl an technischen Innovationen kann die Strahlenbelastung für den Patienten deutlich vermindert werden.

Computertomographie: Die erste CT-Aufnahme wurde im Jahr 1971 durchgeführt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Röntgenaufnahmen liefert das CT auch dreidimensionale Aufnahme. Der Arzt erhält Schnittbilder und Datenvolumen mit einer hohen räumlichen Auflösung. Heute können selbst bewegte Organe wie das Herz in wenigen Sekunden detailgetreu visualisiert werden. Die neueste CT-Generation, das Dual-Source-Tomographiesystem DSCT, verfügt über zwei Röntgenstrahlen und zwei Detektoren, was zu deutlich schnelleren und präsziseren Aufnahmen führt.

Sonographie:Die Ultzraschalldiagnostik macht innere Organe in Echtzeit sichtbar. Das Verfahren macht sich hochfrequente Schallwellen zunutze, die von einem Schallkopf ausgesendet und an den verschiedenen Geweben teilreflektiert werden. Das Verfahren wird neben der Untersuchung von Föten während der Schwangerschaft vor allem an Organen eingesetzt, deren Zugang nicht durch luftgefüllte Räume oder Knochen behindert ist. Aufgrund moderner Bildverarbeitungsverfahren lassen sich auch großflächige Panoramadarstellungen und 3D-Bilder erzeugen. Dabei kann der Schallkopf sogar in den Körper eingeführt werden.

Magnetresonanz:Die Magnetresonanztmographie (MRT) - auch als Kernspintomographie bekannt - wird seit 25 Jahren in der Medizin eingesetzt. Es handelt sich um ein computerunterstütztes, bildgebendes Verfahren, bei der Bilder aus dem Körperinneren ohne ionisierende Strahlung gewonnen werden kann. Im Tomographen befindet sich ein starkes Magnetfeld, das das die Atome im menschlichen Körper anzieht. Wird das Gerät abgeschaltet, bewegen sich die Atome auf ihre Ausgangsposition zurück. Aus diesen Bewegungen kann mit Hilfe von hoch empfindlichen Antennen ein Schnittbild durch den Körper errechnet werden. Der Vorteil gegenüber der Computertomographie liegt in den verschiedenen Schichtebenen, die ohne den die Lage des Patienten zu verändern dargestellt werden können. Durch den guten Weichteilkontrast ist die MRT eine geeignete Methode zur Erkennung einer Vielzahl von Erkrankungen, wie etwa von Tumoren oder entzündlichen Prozessen im Bereich des zentralen Nervensystems.

Nuklearmedizinische Diagnostik:In der nuklearmedizininischen Diagnostik geht es um die Sichtbarmachung von Stoffwechselvorgängen. Dazu werden den Patienten radioaktive Substanzen, so genannte Radionuklide, verabreicht. Die Substanz reichert sich im Gewebe an, das einen erhöhten Stoffwechsel aufweist. Beim Zerfall senden die Radionuklide eine kurzwellige Röntgenstrahlung aus, die empfangen und in Bilddaten umgewandelt werden. Das bedeutendste nuklearmedizinische Diagnoseverfahren ist heute die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die in Regel mit einem CT-System auftritt und als PET-CT neben funktionellen Informationen auch anatomische Daten liefern und zu einem Bild vereinen kann.

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