Schubumkehr
- Written by Redaktion
- font size decrease font size increase font size
Weniger Geschäftsreisen, aber fast unveränderte Kosten: Die aktuelle abta-Studie belegt einen strukturellen Wandel auf dem stark umkämpften Markt.
Die Konjunkturkurve zeigte in den letzten beiden Jahren wieder erfreulich nach oben. Zu lachen hatte die Geschäftsreisenbranche dennoch wenig: Entgegen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verzeichnete der umkämpfte Markt einen Rückgang um 9,4 %. Erst in den ersten drei Quartalen stieg das Volumen wieder leicht an (+ 2,6 %). Insgesamt wurden im Jahr 2017 rund 7,7 Millionen Geschäftsreisen unternommen. Die Reisedauer sank nur leicht auf 2,5 Tage.
Andreas Gruber, Präsident der Austrian Business Travel Association (abta), sieht als Ursache für die Rückgänge strukturelle Änderungen: »Unternehmen reisen unter anderem auch deshalb weniger, weil interne Meetings durch Telefon- und Videokonferenzen ersetzt werden.« Im Hauptberuf Head of Travel Management CEE bei Siemens Österreich, beobachtet Gruber diese Entwicklung im eigenen Haus – gemäß einer konzernweiten Vorgabe sollen die Reisekosten um 25 % gedrückt werden, insbesondere wenn es sich um interne Besprechungen handelt.
Komplexere Tickets
Geschäftsreisen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, was sich nicht zuletzt an den Ausgaben ablesen lässt. Rund 1,3 Milliarden Euro gaben die Unternehmen im Jahr 2017 für Flugtickets aus, 340 Millionen Euro für Autofahrten und 900 Millionen Euro für Übernachtungen. Diese Kosten blieben trotz der rückläufigen Zahl der Geschäftsreisen gleich, wie die aktuelle abta-Studie in Zusammenarbeit mit der Statistik Austria belegt.
Mehrere Trends zeichnen sich in der Analyse ab: So erhöhten sich die Kosten für Flugtickets deutlich, zum anderen werden Buchungen immer komplexer. 79 % der Aufträge, die in spezialisierten Business-Travel-Büros bearbeitet werden, betreffen solche komplexen, höherpreisigen Buchungen, die auch mit mehr Aufwand verbunden sind.
Spürbar gestiegen, wenn auch noch nicht mit Zahlen zu belegen, ist der Direktvertrieb der Airlines über ihre Websites. Der Anteil der Reisebüros am Flugvolumen der Geschäftsreisen beträgt nach Schätzungen der abta nur noch etwa 55 %.
Diese Entwicklung birgt jedoch Risiken: Die Unternehmen müssen die Reisedaten aus unterschiedlichen Quellen konsolidieren, was die Transparenz erschwert. Bei Änderungen des Zeitplans müssen Reisende direkt die Airline kontaktieren – ein Service, den normalerweise das Reisebüro übernimmt. Der Zeitaufwand, wenn Mitarbeiter eigenständig nach nach günstigen Flugangeboten suchen, ist ebenfalls zu bedenken.
Frühbucher sparen
Wer vorausschauend plant, kann trotz der steigenden Ticketpreise Geld sparen. Bucht ein Unternehmen den Flug für eine Tagesreise in Europa zu knapp, zahlt es im Schnitt 491 Euro für das Ticket. Zwei bis drei Wochen vorher kostet es nur 357 Euro, das entspricht einer Preisdifferenz von 27 %.
Jede zweite Reise – rund 3,8 Millionen – wird jedoch ohnehin mit dem Auto angetreten, 82 % davon mit dem Firmenwagen. Zwei Millionen Geschäftsreisen erfolgen mit dem Flugzeug und 1,2 Millionen mit der Bahn.
Ein oft unterschätzter Kostenblock sind die Übernachtungen. Insgesamt fielen 2017 für Unterkünfte rund 886 Millionen Euro an. Von insgesamt elf Millionen Nächtigungen beanspruchten Hotels mit knapp acht Millionen den Großteil für sich. Nur Gratis-Privatunterkünfte spielten mit einem Anteil von rund 15 % noch eine nennenswerte Rolle. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank im Vergleich zur letzten Erhebung 2015 leicht von 3,5 auf 3,3 Nächte. Die durchschnittlichen Zimmerpreise stiegen geringfügig von 101 auf 103 Euro. Plattformen wie AirBnB gewinnen im Geschäftsreisensegment kaum an Boden. Sie werden vorwiegend von Jungen genutzt, so abta-Präsident Gruber: »Der große Rest schätzt die Sicherheit und Sauberkeit eines Hotels.«