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Auf ein Wort…

\"ildegard…was verstehen Sie eigentlich unter Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist gut! Nachhaltigkeit ist wichtig! Ohne Nachhaltigkeit geht gar nichts! Darüber sind sich alle einig. Kaum ein anderer Begriff hat sich in der Bauwirtschaft so schnell – und man ist fast geneigt zu sagen: nachhaltig – festgesetzt wie die Nachhaltigkeit. Aber was genau verstehen die einzelnen Player unter dem Begriff und reden eigentlich alle von demselben? Der Bau & Immobilien Report hat bei führenden Köpfen aus den verschiedenen Bereichen der Bauwirtschaft nachgefragt, was sie unter dem Begriff »Nachhaltigkeit« verstehen. Die O-Töne im Überblick:

Hildegard Aichberger, Vorsitzende des Nachhaltigkeitsbeirats & Geschäftsführerin WWF: »Nachhaltigkeit bedeutet für mich, von den Zinsen zu leben, anstatt das Kapital zu schmälern. Eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise nutzt die natürlichen Ressourcen so, dass auch noch künftige Generationen ihre Bedürfnisse stillen können. Dafür müssen wir in unserem Tun ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigen. Nachhaltigkeit erfordert langfristiges Denken, Bewusstsein für die Begrenztheit unserer Ressourcen und eine klare Entscheidung – denn ›ein bisschen nachhaltig‹ gibt es nicht.«

Franz Böhs, Geschäftsführer Rockwool: »Unter Nachhaltigkeit verstehe ich das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen. Nachhaltig agieren heißt zukunftsorientiert denken. Bei Rockwool versuchen wir durch nachhaltiges Wirtschaften die Zukunft des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und Kunden ebenso wie die ökologische und ökonomische Basis nachfolgender Generationen zu sichern.«

Margarete Czerny, Wohnbauexpertin an der Donau-Universität Krems: »Durch Nachhaltigkeit kann eine Triple-Win Situation entstehen, wenn ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Effekte positiv zusammenspielen. Dies trifft vor allem bei der thermischen und energieeffizienten Gebäudesanierung zu, weil durch thermische Sanierungsinvestitionen die einzelnen Haushalte mehr Energie einsparen, Ressourcen und Umwelt schonen und wirtschaftlich positive Effekte für Konjunkturbelebung und Beschäftigung auslösen. Durch den Einsatz von Innovationen und neuen energieeffizienten und erneuerbaren Technologien kann  eine Tripel-Dividende entstehen, die eine bessere Lebens- und Wohnqualität für die Zukunft garantiert.«

Bruno Ettenauer, CEO CA Immo: »Für uns ist die zukunftsverträgliche Entwicklung der CA Immo ein zentrales Anliegen. Deshalb ist ein umfassender Nachhaltigkeitsansatz, der neben ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten auch eine vorbildliche Corporate Governance berücksichtigt, Teil unserer strategischen Leitlinie. Im Lebenszyklus einer Immobilie hat diese vielfältige Auswirkungen auf heutige und künftige Generationen. Die Integration des Themas Nachhaltigkeit in unsere Kompetenzen und alle Arbeitsprozesse ist für uns daher der richtige Weg.«

Franz Roland Jany, Geschäftsführer der GDI: »Nachhaltigkeit ist die hohe Kunst, an morgen zu denken. Die Frage ist, wie können wir unsere begrenzten Ressourcen auch morgen noch nutzen? Die Antwort: Wir müssen darauf achten, durch unser Handeln das ›magische Dreieck‹ aus ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten jederzeit im Gleichgewicht zu halten. Die thermische Sanierung ist ein gutes Beispiel dafür: Sie ist ökologisch sinnvoll, weil weniger Ressourcen verbraucht und weniger CO2 emittiert werden. Sie ist ökonomisch sinnvoll, weil sie Jobs und Wachstum schafft. Sie ist gesellschaftlich sinnvoll, weil sie leistbaren Wohnraum, weniger Heizkosten und gleichzeitig mehr Wohnbehaglichkeit schafft. Thermische Sanierung ist nachhaltig, weil sie heute für morgen spart!«

Philipp Kaufmann, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilien ÖGNI: »Wer bei Nachhaltigkeit nur an Energie denkt, der hat das Thema nicht verstanden. Mit ÖGNI verfolgen wir den sogenannten 3P-Ansatz: Die Produkte, die Prozesse und die Personen müssen nachhaltig sein, sonst bleibt es bei einer Feigenblattaktion. Die Produkte sind unsere Gebäude, also Green bzw. Blue Buildings mit nachhaltigen Baustoffen. Mit den Prozessen meinen wir die Abwicklungsmodelle, Corporate Governance, CSR, Compliance etc. Und schließlich müssen auch die Personen nachhaltig agieren. Um sie, die Nutzer, Investoren usw., geht es am Ende ja!«

Markus Neurauter, Geschäftsführer Raiffeisen evolution: »Für mich als Geschäftsführer eines Immobilienentwicklers bedeutet der Begriff Nachhaltigkeit, dass ressourcenschonend gebaut und das errichtete Gebäude für die Nutzbarkeit von mehreren Generationen konzipiert wurde. Dabei spielen auch Faktoren wie niedrige Betriebskosten durch eine sinnvolle Bauweise, eine optimale Grundrissplanung, soziale Aspekte wie gemeinsam nutzbare Anlagen, eine ordentliche Standortanalyse, aber auch die Berücksichtigung von Trends wie z.B. E-Mobilität und Solaranlagen eine große Rolle. Zum Schluss stellt sich die Frage, wer braucht diese Immobilie – jetzt und in Zukunft.«

Norbert Pralle, CSR Manager Strabag: »Wir sind gleichzeitig Teil und Dienstleister der Gesellschaft und gestalten und prägen durch unser Handeln die bebaute Umwelt. Nur wenn Gesellschaft und Umwelt funktionieren, können wir erfolgreich sein. Im Strabag Konzern definieren wir Nachhaltigkeit daher als das Zusammenspiel zwischen dem Erreichen ökonomischer Ziele bei gleichzeitiger Achtung sozialer wie umweltpolitischer Aspekte. Sie ist für uns deshalb von Bedeutung, weil unsere Strategie langfristig ausgerichtet ist und wir eine solide Bilanz und Kapitalausstattung dem kurzfristigen Ergebnis vorziehen.«

Hubert Rhomberg, Geschäftsführer Rhomberg Holding: »Unter Nachhaltigkeit verstehen wir eine Entwicklung, die heutige Bedürfnisse befriedigt, ohne zukünftige Generationen einzuschränken. Die globale Bauwirtschaft verursacht heute 40 % des Energie- und Ressourcenverbrauchs – deshalb ist es gerade für uns wesentlich, zukunftsorientiert zu handeln, indem wir gleichzeitig ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortlich agieren. Diese Ausrichtung ist die wesentliche Grundlage unserer Unternehmensstrategie.«

Robert Schmid, Geschäftsführer der Baumit Beteiligungen und geschäftsführender Gesellschafter der Schmid Industrieholding: »Für ein Unternehmen, das länger als eine Generation am Markt sein will, ist Nachhaltigkeit etwas ganz Natürliches und Selbstverständliches. Das gilt vor allem für Familienunternehmen. Kritisch betrachte ich die Unternehmen, die besonders laut schreien und einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem anderen präsentieren. Da wird eine gute und notwendige Sache schnell zum Feigenblatt und zu einem reinen Marketinginstrument degradiert. Im Falle der Nachhaltigkeit gilt für mich: Tue Gutes und rede nicht darüber!«

Michael Walter, Geschäftsführer Velux: »Nachhaltigkeit bedeutet für Velux, dass eine Balance zwischen maximierter Energieeffizienz, einem gesundem Innenraumklima mit viel Tageslicht und frischer Luft und den Auswirkungen des Gebäudes auf die Umwelt erreicht wird, um letztlich Gesundheit und Komfort für die Benutzer zu gewährleisten. Umgesetzt wird dieses nachhaltige Konzept im europäischen Forschungsprojekt ›Model Home 2020‹. Österreichischer Beitrag dazu ist das Sunlighthouse, das erste CO2-neutrale Einfamilienhaus Österreichs.  Produktionstechnisch verwendet Velux ausschließlich zertifiziertes Holz aus nachhaltig bewirtschafteten europäischen Wäldern, mit Augenmerk auf maximale Schonung von Ressourcen und Umwelt.«

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